Aktionen mit Köpfchen: Bei "Kicken und Lesen" verbanden Buben Sport mit der Welt der Bücher. Foto: Kuhnert

"Kicken und lesen" geht ins dritte Jahr. 15 Jungen aus zehn Nationen nehmen an Aktion teil.

Freudenstadt - Wer Bücher lesen will, muss was im Köpfchen haben. Das ist der Ansatz von "Kopfball" oder "Kicken und Lesen", eine Aktion, die nun im dritten Jahr in Freudenstadt über die Bühne lief und halbwüchsigen Jungs mit Migrationshintergrund den Zugang zum Buch erleichtern soll. Und das mit einigem Erfolg.

Das Land Baden-Württemberg hatte das Programm vor zwei Jahren ins Leben gerufen und auch finanziell gefördert, sich dann aber wieder leise daraus verabschiedet. "Weil das Programm so genial ist und wir damit gute Erfahrungen gemacht haben, haben wir es im dritten Jahr wieder aufgelegt", sagt Hans-Martin Haist von der Kinderwerkstatt Eigen-Sinn. Die Stiftung Eigen-Sinn, die weitgehend von Spenden lebt, übernahm in diesem Jahr allein die Finanzierung.

15 Buben im Alter von zehn bis 13 Jahren mit Migrationshintergrund aus zehn Nationen verbrachten mit Diplom-Pädagoge Bernd Möhrle und dem angehenden Jugend- und Heimerzieher Thomas Klumpp bewegte Pfingstferien. In der CVJM-Hütte am Waldrand und beim dortigen Spielplatz hatten sie ihr Standquartier und steckten sich ein Kleinfeld mit zwei Toren ab.

Dort wurde viel Fußball gespielt, wurde geübt, Regeln zu lernen und zu akzeptieren, wurde gelernt, dass es ohne Mannschaftsgeist und Fairness im Fußball nicht geht. Die Jungs erkannten ihre Grenzen und die Stärken und Schwächen ihrer Mannschaftskameraden und lernten, Gegner zu achten.

Das Projekt diente damit auch der Integration auf fast spielerische Weise. Doch es rollte nicht nur das Leder. Eine lange Nacht mit Film und Lesen, Wanderungen mit und ohne Ball, eine Rallye durch Haus und Platz, bei der es Code-Worte zu finden gab, und anderes mehr ließen die Zeit nicht lang werden. Besonders freuten sich die Jungen, bei einem Spiel gegen die Teilnehmer früherer "Kopfball-Aktionen" ihr frisch erworbenes sportliches und taktisches Wissen zu testen.

"Wichtig und von den Jungs mit Begeisterung mitgemacht waren unsere Teamaufgaben oder die Raufspiele", so Bernd Möhrle. Das Lesen kam dabei nicht zu kurz. Lesen allein, still zurückgezogen, Vorlesen, das Lesen in der Gruppe, bei dem es mucksmäuschen still zu sein hatte, viel Neues über Bücher, über das Entdecken von Büchern und den Zugang zu Büchern oder die Kunst des Papierschöpfens wurden in der Gemeinschaft oder in Gruppen angegangen.

Ein paar der Buben waren schon mal in früheren Jahren bei der Aktion dabei, und Bernd Möhrle freute sich, unter ihnen Jungen zu finden, die inzwischen die aufregende Welt der Bücher für sich erschlossen hatten. Für andere Jungs war das "Kicken und Lesen" Anlass, sich einem Fußballverein im Landkreis anzuschließen.