Coronabedingt bleibt die Manege des Zirkus Alessio momentan geschlossen. Nun sollen zwei mutmaßliche Betrüger vorgeben Spenden für den Zirkus zu sammeln, diese jedoch in die eigene Tasche stecken. Foto: Reimer

Zwei mutmaßliche Betrüger sammeln vermeintlich für "Alessio" und stecken Geld selbst ein. Polizei ermittelt. 

Freudenstadt - Zwei Personen sollen derzeit in Freudenstadt von Haustür zu Haustür ziehen und den Anwohnern gegenüber behaupten, sie würden Spenden für den Zirkus "Alessio" sammeln, der wegen des Coronavirus momentan in der Stadt gestrandet ist.

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"Das stimmt aber nicht" stellt Tina Quaiser, Direktorin des Zirkus', klar: "Wir würden niemals von Haustür zu Haustür gehen und die Leute direkt nach Geld fragen." Deshalb sei inzwischen Anzeige bei der Polizei erstattet worden, wie auch Frank Weber, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Pforzheim, auf Anfrage hin bestätigt. 

Das Geld, das die beiden mutmaßlichen Betrüger dabei bisher erbeutet haben, muss demnach in die eigene Tasche gewandert sein. Quaiser stellt klar, dass der Zirkus momentan auf Spenden angewiesen sei, weil wegen des Coronavirus aktuell keine Auftritte stattfinden dürfen. "Aber wir haben Spendenboxen aufgestellt", sagt die Zirkusdirektorin. Diese seien beim Zirkus selbst und vor verschiedenen Geschäften in Freudenstadt aufgestellt und mit Schildern entsprechend gekennzeichnet worden. "Da ist auch unser Logo drauf, daran kann man erkennen, dass die Boxen wirklich von uns sind", sagt Quaiser.

Schwindel durch Zufall aufgeflogen

Leute zu beauftragen, die im Namen des Zirkus' an Haustüren klingeln, sei für die Zirkusdirektorin ein absolutes No-Go. "So etwas würden wir nie tun, weil wir niemanden belästigen möchten", erklärt Quaiser und ergänzt: "Die Menschen sollen gerne für uns spenden und sich nicht dazu gedrängt fühlen, weil man sie direkt darum bittet."

Aufgeflogen sei der Schwindel durch eine Familie die zum Zirkus kam, um zu sehen, in was ihre Spende investiert wurde. "Da bin ich dann hellhörig geworden, als die Leute erzählt haben, dass jemand an ihrer Haustüre geklingelt hat", erzählt die Direktorin. Es seien dabei Familien hintergangen worden, die 50 und sogar 100 Euro gespendet haben. "Das ist sehr ärgerlich für die Leute, die hintergangen wurden - aber natürlich auch für uns", sagt die Direktorin. Von solchen Spenden könnten Tierarztrechnungen, Futter, Versicherungen und vieles mehr bezahlt werden - laufende Kosten, die der Zirkus weiterhin hat, auch wenn keine Einnahmen da sind.

Gegen mutmaßliche Betrüger wird ermittelt

In dem Zirkus leben über 40 Tiere sowie fünf Erwachsene und vier Kinder. "Einige Artisten sind bereits zu ihren Familien nach Hause gegangen, weil man ja nicht weiß, wie lange der Zustand noch andauert", erklärt die Direktorin. Fördergelder habe Quaiser auch beantragt - bislang jedoch erfolglos. "Ich weiß noch nicht, wie wir die Rechnungen vom nächsten Monat an bezahlen sollen", sagt sie verzweifelt.

Auch Hüpfburgen oder andere Attraktionen dürfen sie derzeit nicht aufstellen, das haben die Behörden verboten, sagt Quaiser. "Aber wir machen jedes Wochenende von 15 Uhr bis 16.30 Uhr unser Café auf. Dort gibt es Kaffee, Waffeln, Popcorn und vieles mehr. Außerdem können die Tiere besucht werden." 

Tierpatenschaften über die Krise hinaus

Des Weiteren können Tierpatenschaften beim Zirkus "Alessio" übernommen werden, die über die Corona-Krise hinaus gehen sollen. "Die Tiere dürfen dann immer besucht werden und wenn wir weiter ziehen, schicken wir auch Fotos an die Paten. Jeder kann selber entscheiden, wie lange die Patenschaft dauern soll und wie viel man dafür bezahlen will", erklärt die Direktorin ihre Idee.

Gegen die beiden mutmaßlichen Spenden-Betrüger soll derweil ermittelt werden, wie der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Pforzheim wissen lässt. Einer der beiden mutmaßlichen Täter werde als junger Mann mit blonden Locken beschrieben.

Tina Quaiser bittet darum, an der Haustüre keine Spenden abzugeben: "Wer uns helfen möchte, darf gerne etwas in unsere Spendenboxen werfen."