Inklusion ist bereichernd. In Freudenstadt zeigt sich das am deutlichsten, wenn man den Info-Punkt am Stadtbahnhof betritt und dort von dem herzlichen und entgegenkommenden Team empfangen wird. Foto: Eberhardt

Menschen sind oft für kleine Beschäftigungen dankbar. Teilhabe ist ein Gewinn für alle Seiten.

Freudenstadt - Inklusion – nur ein Projekt für die Schule? Beim Aschermittwochsgespräch der SPD stand auch gesellschaftliche Teilhabe auf dem Programm.

Denn diese, so Eberhard Haug, sei ein Gewinn, und zwar für alle Seiten. Mit thematischem Bezug fand die traditionelle Gesprächsrunde in diesem Jahr nicht in den Räumlichkeiten der SPD, sondern im Café Windrad der Erlacher Höhe statt.

Hier wird Inklusion gelebt und gemeinsam mit Partnern auch in die Stadt getragen. Doch für SPD-Stadtrat Eberhard Haug  sind damit nur erste positive Schritte getan. Es muss noch weiter gehen. Und zum "wo" und "wie", hat der Sonderschullehrer a.D. reichlich Ideen.

"Inklusion geht in vielen Bereichen", meint Haug und nennt als Beispiel die Projekte, die man in der Stadt – oft auch gegen anfängliche Widerstände – bereits erfolgreich auf den Weg gebracht hat: das neue Haus der Lebenshilfe mitten in der Stadt, Alevitenzentrum, Stadtseniorenrat. Ein Glanzpunkt für Haug ist vor allem der Info-Punkt am Stadtbahnhof, wo in Kooperation mit Freudenstadt Tourismus, Agentur für Arbeit und Erlacher Höhe benachteiligte und behinderte Menschen als Informationsdienstleister für Gäste tätig sind.

Ressentiments hatte es am Anfang vielerorts gegeben. "Doch heute läuft alles besser als gedacht", bilanziert Haug, Inklusion kennt in seiner Betrachtung auch viele Felder: "Sind die Menschen, die als neue Bürger fremd hinzukommen, nicht auch in einer Form behindert?" Haug fragt dies mit Blick auf die gesellschaftliche Integration und nennt konkret eine Gruppe von Mitmenschen, die in Sachen Inklusion selten im Blickfeld steht: Asylbewerber.

Mini-Jobs im Vordergrund

Sie leben am Rand der Stadt, aber auch der Gesellschaft. Doch "gäbe es nicht Möglichkeiten für Projekte zur Integration von Menschen anderer Ethnie?", fragt Haug.Für ihn fängt Teilhabe unter anderem bei Mitwirkung an, etwa in Form von Arbeitsangeboten.

Als Beispiel nennt er die Stadt Alpirsbach, wo Asylsuchende auf  einer ähnlichen Basis wie Mini-Jobs das Bauhof-Team verstärken. So etwas würde sich Haug auch für Freudenstadt wünschen. "Jetzt heißt es noch, ›die kosten bloß Geld‹, aber dann könnten sie an der Gesellschaft teilhaben."

Dass hierfür nicht nur zahlreiche rechtliche Rahmenbedingungen beachtet, sondern auch viele Beteiligte unter einen Hut gebracht werden müssen, ist Haug klar. Dennoch sieht er in dem Konzept viele Chancen – vielleicht irgendwann auch für Wirtschaftsbetriebe. Nach Einschätzung von Haugs Genosse Manfred Hüllemann ist die Inklusion von Asylbewerbern in das Arbeitsleben womöglich schon bald Notwendigkeit. Denn angesichts von Fachkräftemangel und demografischem Wandel bräuchte man diese Menschen womöglich bald dringend, um Lücken im Personalmarkt zu decken.

In der Erlacher Höhe ist man derzeit ebenfalls dabei, Beschäftigungsmöglichkeiten für Asylbewerber zu prüfen, erklärt Tobias Ditlevsen, Sozialpädagoge im Aufnahmeheim der Erlacher Höhe. Aus Erfahrung weiß er, welche Bedeutung auch ein kleines Beschäftigungsangebot für Menschen in einem fremden Land hat: "Die Menschen sind froh und dankbar für die Struktur im Tag. Und über Arbeit lernt man Sprache."