Aschermittwochsgespräch: Kämpfen, bis der Jugendgemeinderat da ist. Demokratie zum Anfassen und Mitmachen.
Freudenstadt - Kämpfen bis er da ist - gemeint ist der Jugendgemeinderat. Beim Aschermittwochsgespräch erklärte die SPD, warum das Gremium "unverzichtbar" ist und weshalb ein Jugendforum nicht ausreicht.
Ein Jugendgemeinderat ist Demokratie zum Anfassen und Mitmachen. Er ist verbindlich, institutionalisiert und verpflichtend und für SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Tobias Frommann daher ungleich wertvoller als das von der Stadtverwaltung bevorzugte Jugendforum. Denn was wurde dort gemacht? Frommanns Ansicht: zu wenig. Die Ideen der Jugendlichen, vom Thema Einkaufen bis zum Schwimmbad, seien weitgehend versandet. Das macht politisches Engagement in Frommanns Augen für junge Bürger nicht nur unattraktiv - "wenn dies das Jugendpartizipations-Modell der Stadt ist, ist es auch ungenügend".
Das Herz der SPD schlägt für den Jugendgemeinderat, und Frommann wiederholt daher die provokante Frage, die schon in der Gemeinderatsdiskussion gestellt wurde: Warum klappt es woanders, aber in Freudenstadt nicht? Denn das Kostenargument will Frommann nicht gelten lassen. "Geld kostet alles" - die Frage sei daher vielmehr: Was sind Freudenstadt seine Jugendlichen wert? "Wenn man nicht bereit ist, hier zu investieren, muss man es offen sagen", fordert Frommann.
Dass das Jugendforum kein Erfolgsmodell ist, zeigt sich für ihn nicht zuletzt in der Öffentlichkeitsarbeit: Der aktuellste Beitrag auf der städtischen Internetseite zum Thema Jugendforum stammt noch aus dem Jahr 2012.Wo politisch gewollt, sind Jugendgemeinderäte nach Frommanns Ansicht jedoch funktionierende und wertvolle Gremien. Jugendliche könnten sich hier politisch einbringen, und das auch, wenn sie keinen deutschen Pass haben. Vor allem die Interessenvertretung von Jugendlichen in Form eines institutionalisierten Gremiums ist für Frommann und seine Genossen daher "zwingend erforderlich". Denn nachhaltige und zukunftsgerichtete Entscheidungen müssen von jenen begleitet werden, die später davon betroffen sind, ist die kollektive Meinung der Aschermittwochs-Runde.
Ein Jugendgemeinderat bietet demnach nicht nur die Chance, politischen Nachwuchs heranzuziehen, sondern überdies auch das Gemeindeleben für junge Bürgerschichten positiv zu gestalten. Bislang herrsche im Gemeinderat Freudenstadt ein nahezu paternalistisches Klima, findet Manfred Hüllemann: Mitspracherecht hätten nur die Älteren, Erfahrenen.
Dem möchte sich nun Vanessa Schmidt entgegenstellen. Die 22-jährige SPDlerin kandidiert für den Gemeinderat, denn: "Wenn man was verändern will, muss man anpacken." Ein junges Gesicht auf der Liste schafft Identifikationsmöglichkeiten für Jugendliche, meint Schmidt. Auch sie sieht die Jugendlichen im politischen Fokus zu sehr am Rande. So wie es einen Stadtseniorenrat gebe, brauche es deshalb auch einen Jugendgemeinderat, erklärt Schmidt. Dass das Thema jetzt zumindest mal im Ausschuss gelandet ist, ist für die SPD ein positiver Schritt. Und kämpfen ist man in der Fraktion ohnehin gewohnt. Beim Thema Kernzeitbetreuung habe man damals auch fünf Anläufe nehmen müssen, erinnert sich Eberhard Haug. Für Tobias Frommann steht daher fest: "Wir werden kämpfen, bis es den Jugendgemeinderat gibt."