Soziales: Fraktion erhält Rückenwind von der Caritas in Horb

Kreis Freudenstadt. Die SPD-Fraktion im Kreistag macht weiter Druck bezüglich der Einführung einer kreisweiten Bonuscard. Sie soll Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien Rabatte gewähren und damit mehr Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglichen. Unterstützung erhalten die Sozialdemokraten dabei von Rüdiger Holderried von der Caritas Schwarzwald-Gäu in Horb.

Die Fraktion startete ihre Initiative für die Bonuskarte im Dezember. Aktuell hängt das Thema in der Schwebe. Die Kreisverwaltung will Informationen einholen und es im Frühjahr wieder auf die Tagesordnung des Kreistags setzen. Unter anderem soll zusammengetragen werden, was die Städte und Gemeinden im Kreis bislang bereits bieten in diese Richtung.

Die SPD aber will sich nicht länger vertrösten lassen, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Partei verweist auf die aktuellen Debatten um den Tafelladen in Essen und um Hartz IV. Die Tafeln im Landkreis Freudenstadt seien ebenfalls gut besucht, was beweise, dass es Armut nicht nur in den Ballungsräumen, sondern auch im Landkreis gebe.

Bonuskarten gebe es bereits in verschiedenen anderen Landkreisen und böten dort zahlreiche Vergünstigungen. Kreisrätin Melanie Nagel führt dazu als Beispiele an: ermäßigte Gebühren bei der Volkshochschule und bei Kinderkursen, kostenlose Fahrten mit dem ÖPNV, Gebühren- und Eintrittsermäßigung bei Musikschulen, Schwimmbädern, Kinderferienbetreuungen oder Freizeiten, in Museen oder kostenlose Vereinsmitgliedschaften bei ausgewählten Vereinen.

Nach Auskunft von Sabine Eisele, Pressesprecherin des Landratsamts, wird sich die Kreisversammlung, also die Zusammenkunft der Bürgermeister, in ihrer Tagung am 11. April mit diesem Thema beschäftigen, bevor es erneut dem Kreistag zur Abstimmung vorgelegt wird.

Schützenhilfe bekommt die SPD von Rüdiger Holderried (39), Sozialarbeiter und Netzwerker bei der Caritas Schwarzwald-Gäu. Teilhabe, meint Holderried auf Anfrage der SPD, sei eine zentrale gesetzliche Aufgabe. Der Bildungsstand in einem so reichen Land wie Baden-Württemberg habe etwas mit Teilhabe zu tun und da gebe es noch viel Nachholbedarf.

"Es gibt Armut im Kreis"

Einrichtungen wie das "Drachenei" in Horb könnten davon ein Lied singen. Diese habe seit 2009 mit rund 140 000 Euro die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen allein in den Bereich Musikerziehung, Chorsingen, Sport oder Vereinszugehörigkeit gefördert. Tafelläden und Vesperkirchen dürfe es in Baden-Württemberg eigentlich gar nicht geben. Es gebe im Land 325 000 armutsgefährdete Familien, 48 Prozent der Alleinerziehenden lebten in einem ähnlich hohen Armutsrisiko wie Erwerbslose. Öffentliche Hand und Wohlfahrtsverbände müssten deshalb "endlich reagieren".