Die Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe könnten zur Frage der Solidarität in der Gesellschaft werden. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunen mit Aufgaben überfordert

Kreis Freudenstadt (hb). Das Referat von Ulrich Bürger vom KVJS (siehe Bericht oben) löste im Kreistag eine Diskussion aus, die laut Landrat Klaus Michael Rückert in der Klausurtagung über das Zukunftsprogramm für den Landkreis vertieft werden soll.

Die kommunalen Haushalte seien mit den Aufgaben, die in den nächsten Jahren im Bereich der Jugendhilfe auf sie zukommen, völlig überfordert, meinte Kreisrat Armin Jöchle (CDU) und sprach damit auch anderen Kreisräten aus dem Herzen. Walter Trefz (Bündnis 90/Die Grünen) erkannte in Bürgers Bericht "erschreckende Aussichten".

Das Land und der Bund könne die Kommunen bei dieser Herkulesaufgabe nicht im Stich lassen, stimmte Ulrich Bürger Jöchle zu. Eine Neudefinition der Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Kommunen sei notwendig. Eklatant nehme die Spannungslage zwischen der Armut der öffentlichen Kassen und dem privaten Reichtum zu. Aus diesen Grund, so Bürger, sei die Bewältigung der Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe im demografischen Wandel eine Frage der Solidarität in der Gesellschaft.

Um der zunehmenden Wanderungsbewegung vom ländlichen in den verdichteten Raum zu begegnen, bedürfe es gemeindeübergreifenden Kooperationen, was die soziale Infrastruktur betreffe. Es müsse eine politische Kultur entwickelt werden, in der an einem Strang gezogen werde, riet Bürger den Kreisräten.

Kreisrat Daniel Wochner (FDP) ergänzte, dass der Kreis auch adäquate Bildungsangebote vorhalten müsse, damit die junge Generation nicht aus dem ländlichen Raum abwandere. "Wir müssen immer was tun, egal, ob die Jugend ein knappes Gut ist, oder nicht", meinte sein Fraktionskollege Ernst Wolf.

Axel Lipp (SPD) erinnerte daran, dass Bildung und Betreuung auch Hauptaufgaben des Landes seien. Kreisrat Gerhard Link (CDU) sah angesichts der Entwicklung keinen Grund in Depressionen zu verfallen. Es müsse bei allen Überlegungen klar sein, das auch der private Beitrag jedes Einzelnen zur Sicherung der Zukunft größer werden müsse.