Bei der Weihnachts- und Geburtstagsfeier im Hotel Waldlust ehrte Vorsitzender Siegfried Schmidt (hinten) die Gründungsmitglieder Barbara Nübel, Gisbert Hindennach, Rolf Bohnet, Michael Kitzlinger und Rudolf Müller (von links). Fotos: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Verein für Kulturdenkmale feiert runden Geburtstag / Engagement als Last und Lust

Statt "Welcome to the Hotel California" hieß es "Willkommen im Hotel Waldlust": Der Liedtext diente den Denkmalfreunden Freudenstadt als Einleitung zur Weihnachtsfeier im Schlosshotel am 20. Geburtstag des Vereins.

Freudenstadt. Mit einem Film und stimmungsvollen Bildern der Hotelanlage, unterlegt mit Gitarrenklängen und der deutschen Übersetzung des Eagles-Songs wurden die Gäste am Sonntag im großen Ballsaal auf die Feier eingestimmt. Davor hatten einige bereits an einem Gottesdienst im Denkmal mit Pfarrerin Heike Hauber teilgenommen. Vor dem Ballsaal konnten alle mit einem Glas Sekt auf den runden Geburtstag des Vereins für Kulturdenkmale Freudenstadt anstoßen und sich mit Häppchen stärken.

"Sissis Erben" waren stilvoll gekleidet zur Feier erschienen – die Herren in Frack und Zylinder, die Damen in weiten Kleidern, mit Federhütchen und Stola. Die Gruppe versetzte die übrigen Gäste in die Hoch-Zeit des Hotels zurück. Vorsitzender Siegfried Schmidt hieß die Gäste, darunter Gründungsmitglieder, Mitglieder, Vertreter der Stadt und Stadträte, in der "Waldlust" willkommen. "Wir hatten nie die Absicht, uns als Hüter aufzuspielen", erklärte Schmidt die Rolle, die die Denkmalfreunde vor zehn Jahren übernommen hatten, um die "Waldlust" zu schützen und zu erhalten. Anfangs habe man nur Fenster und Türen gesichert. Inzwischen sei der Verein "zur Pflegekraft der ›Waldlust‹" geworden.

Doch es ist weit mehr, was der auf 70 Mitglieder angewachsene Verein heute in dem denkmalgeschützen Gebäude leistet. Heute werde das Hotel, so Schmidt, für Dreharbeiten und Fototermine, für Konzerte und Hochzeitsfeiern genutzt. Wie die historische Stätte dann aussieht, zeigte ein weiterer Filmbeitrag.

Schmidts Blick reichte zurück auf die Anfänge des Vereins, der aus einer Bürgerinitiative zum Erhalt der "Rußhütte" entstanden ist. Seither haben sich die Denkmalfreunde um den Erhalt weiterer historischer Objekte wie dem Rappen-Pavillon in Freudenstadt oder dem Platzmeisterhaus in Christophstal bemüht. Vor einigen Jahren rückte dann die "Waldlust" mehr und mehr in den Fokus.

Nun zwei Ehrenmitglieder

Der Dank des Vorsitzenden galt bei der Feier des 20-jährigen Bestehens des Vereins vor allem den Mitgliedern, die ihn am 13. November 1997 gegründet hatten: Barbara Nübel, Gisbert Hindennach, Rolf Bohnet, Michael Kitzlinger, Rudolf Müller, Renate Karoline Adler, Kurt Breuer und Olfert Dorka und Hubert Effenberger. Neben einer Urkunde überreichte er den Geehrten auch Geschenke.

Zwei von ihnen, der langjährige Vorsitzende Kurt Breuer, der wegen einer Erkrankung nicht anwesend war, und Kassiererin Barbara Nübel, ernannte der Vorsitzende zu Ehrenmitgliedern. In einem dritten Filmbeitrag mit dem Titel "20 Jahre Denkmalarbeit in dieser Stadt und für diese Stadt" kam ein Teil der Gründungsmitglieder zu Wort. Sie berichteten darüber, was sie dazu bewogen hat, sich für den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude in Freudenstadt einzusetzen und wie es zur Vereinsgründung kam. Auch Siegfried Schmidt habe sich in die "Waldlust" verliebt, "das Hotel weltweit bekannt gemacht" und dem Verein so zu neuen Mitgliedern verholfen, sagte Barbara Nübel. "Das hat uns ermöglicht, uns auch finanziell um die Waldlust zu kümmern", machte sie deutlich und dankte Siegfried Schmidt im Namen des Vereins dafür.

"20 Jahre Denkmalschutzarbeit haben immerhin eines erreicht: Gebäude stehen, es gibt sie noch, und das ist die primär gute Nachricht", zeigte sich Schmidt mit dem bisher Erreichten zufrieden. Denn, so ist er überzeugt: "Solange Patienten noch leben, sind Heilung und Genesung möglich!" Freudenstadt besitze "einen eindrucksvollen, architektonisch geschlossenen Stadtkern". Doch neben dem Marktplatz gebe es auch noch historische Straßenzüge und Einzelgebäude, die diese Stadt als Erlebnisraum aufwerteten und in ihr eine singuläre Identität erzeugten. Aber wie in anderen Städten sei auch in Freudenstadt "eine denkmalpflegerische Kulturinitiative auf breiter Front nicht die Regel". Für Siegfried Schmidt, die anderen Vorstandsmitglieder und Aktiven ist ihr Engagement für den Denkmalschutz jedenfalls nicht nur Last, sondern auch Begeisterung und Lust, wie Schmidt versicherte. Als oberstes Ziel nannte er für die kommenden 20 Jahre, dass es dem Verein gelingen möge, sich bei seinen Bemühungen nicht aufzureiben und die Motivation nicht zu verlieren.

Bevor er die Gäste zum Mittagessen und danach zu Führungen durch das Hotel einlud, appellierte er: "Machen Sie die Denkmalpflege, den Denkmalschutz auch zu Ihrer Sache, helfen Sie mit, dass Baukultur wortwörtlich in Freudenstadt Raum greift!"