Die Bauarbeiten am "Parkside" sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Foto: Störzer

Parkside: Bewohner der Seniorenwohnanlage "Am Teuchelwald" fühlen sich eingesperrt.

Freudenstadt - Gudrun Schwarz zahlte im vergangenen Jahr laut eigenen Angaben rund 2600 Euro an Taxirechnungen, damit sie ihr Zuhause verlassen konnte. Sie nimmt diese Kosten in Kauf, um ihre Selbstständigkeit nicht einzubüßen.

Die Rollstuhlfahrerin wohnt in der betreuten Seniorenwohnanlage "Am Teuchelwald" in Freudenstadt – und somit unmittelbar neben den im Bau befindlichen Häusern des Projekts "Parkside".

Während der Bauarbeiten an den beiden siebenstöckigen Wohnhäusern, die laut Bauherr Hans-Peter Borgmann von Borgmann Immobilien noch bis Ende des Jahres dauern werden, sollen die Bewohner der Seniorenwohnanlage den Forstweg, der hinter den Gebäuden entlang führt, benutzen, um das Gelände zu verlassen.

"Im Winter wurde dort aber nicht geräumt", hat Mathias Haas beobachtet, ein Bekannter von Gudrun Schwarz, der die Seniorin bereits seit seinem Zivildienst kennt.

"Die Rampe ist außerdem zu steil", findet Andrea Bangel, die ebenfalls in der Anlage "Am Teuchelwald" wohnt. Die Räder der Rollstühle drehen auf dem sandigen Boden durch. Wenn dann noch Regen oder Schnee hinzu kommt, bleibt sie lieber gleich zu Hause. "Mit dem Rolli ist da Game over. Ich verstehe einfach nicht, wieso die den Weg nicht teeren", äußert sich Bangel, die seit 1995 im Rollstuhl sitzt.

Dafür hat Hans-Peter Borgmann eine Erklärung parat: "Die Kurpromenade hinter den Gebäuden ist Eigentum der Stadt." Wenn den Weg überhaupt jemand teeren sollte, dann fiele das in den Zuständigkeitsbereich der Stadt, findet Borgmann. "Der Aufbau eines richtigen Wegs wäre aber unglaublich teuer", weiß er.

"Vor Baubeginn gab es keinen Fußweg, der vor dem ›Parkside‹-Grundstück entlang führte", meint der Bauherr. Ab dem nächsten Winter würden die Bewohner der Seniorenwohnanlage jedoch über dieses Grundstück in Richtung Stadtmitte gelangen. "Sie haben ein Geh- und Fahrrecht über unser Grundstück", erläutert Borgmann.

Er selbst ist der Meinung, dass er alles in seiner Macht stehende getan habe, um die Bauphase für die Anwohner so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Rampe, die auf den Forstweg führt, habe er auf eigene Kosten anbringen und mehrmals ausbessern lassen. "Für den Moment ist dieser Weg ausreichend", findet er. Verschiedene Begehungen mit dem Oberbürgermeister, dem Bürgermeister und einem Behindertenvertreter haben laut Borgmann immer das selbe ergeben.

"Baurechtlich wurde da nichts falsch gemacht", weiß auch Mathias Haas. Dennoch ist er nicht zufrieden mit der Situation. "Wenn man nicht sicher auf den Beinen ist, dann nützen die Bemühungen der Bauherren auch nichts", ergänzt Andrea Bangel. Daher seien nicht nur die Rollstuhlfahrer, sondern die meisten der Senioren von dem derzeitigen Problem betroffen. "Viele der Bewohner beschweren sich", sagt Bangel. "Die Verantwortlichen hätten wenigstens eine Verkehrsberuhigung vorsehen können, damit man ins gegenüberliegende Facharztzentrum gelangen kann", findet die Rollstuhlfahrerin. Über die Bundesstraße sei es nämlich zu gefährlich.

"Für Taxifahrer, aber auch für Krankenwagen ist es schwierig, vor die Seniorenwohnanlage zu fahren", berichtet Schwarz. "Es ist ein richtiges Chaos dort."

"Klar muss man aufeinander Rücksicht nehmen", sagt Andrea Bangel. Die Baustelle an sich stört sie nicht. Jedoch findet sie die Einschränkung, die die Nachbarn des "Parkside" in Kauf nehmen müssen, eine Zumutung. Aber Hans-Peter Borgmann betont: "Ich kann es gerade einfach nicht ändern. Dennoch muss ich den Druck ertragen, bis alles fertig ist."