Auf dem Fernmeldeturm in Hallwangen befindet sich die Sendeanlage für das LTE-Funknetz. Foto: Archiv

Telefonieren für Vodafone-Kunden seit Tagen in manchen Stadtteilen nicht möglich. Ursache bleibt im Dunkeln.

Freudenstadt-Musbach - Fast in den Roman "Black Out" von Marc Elsberg, den sie im Urlaub gelesen hatte, fühlte sich Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle von der Bürgeraktion versetzt, als sie in ihr Heim nach Musbach zurückkehrte. Zwar gab es noch Strom im Haus, doch die heutzutage so wichtige Telekommunikation lag fast am Boden.

Telefonieren ging gar nicht mehr und das Internet war langsamer als eine Schneckenpost. So ging es nicht nur Bärbel Altendorf-Jehle, auch vielen anderen Einwohnern, die sich vor knapp einem Jahr an das schnelle LTE-Funknetz des Anbieters Vodafone angeschlossen hatten, ging es genauso – und das seit angeblich neun Tagen. "Völlig untragbar" findet das Stadträtin Altendorf-Jehle und ist damit nicht allein.

Vor knapp einem Jahr ging Vodafone in den mit Breitbandanschlüssen unterversorgten Stadtteilen wie Musbach, Grüntal und Frutenhof auf Reisen und warb für das angeblich so schnelle Funknetz LTE (Long Term Evolution), mit dem das Internet nach Angaben des Unternehmens wesentlich beschleunigt werden sollte.

Viele Bürger der Stadtteile, die das Schneckentempo im Internet satt hatten, sprangen auf den Vodafone-Zug auf und stellten auch gleich ihren Telefonanschluss auf den neuen Anbieter um. Doch seit die Firma mit einer Sendeanlage auf dem Fernmeldeturm in Hallwangen die Freudenstädter Stadtteile versorgt, gab es immer wieder Ausfälle. Und der jüngste "Black Out" stellt die Geduld der Kunden auf eine harte Probe.

Wie Stadträtin Altendorf-Jahle gehört hat, haben sich zahlreiche Bürger bei Vodafone beschwert und ganz unterschiedliche Auskünfte bekommen, woran der Ausfall liegt und wie lange er dauert. Eine Kundin bekam gesagt, dass die Sendestation einen Defekt habe und die Lieferung eines Ersatzteils sich verzögert habe. Ab heute solle angeblich wieder alles funktionieren. Doch die Musbacher Einwohnerin hat eher die Vermutung, dass Vodafone zu viele Anschlüsse verkauft hat und die Sendeanlage überlastet ist. Denn auf Anfrage unserer Zeitung hatte im September vergangenen Jahres ein Vodafone-Sprecher bestätigt, dass die Leistung der Funkstation geringer wird, je mehr Kunden sich einloggen. Telefonisch war der für die Technik zuständige Pressesprecher von Vodafone gestern nicht zu erreichen. Auch auf eine schriftliche Anfrage gab es keine Antwort.

Etwas Gutes kann Bärbel Altendorf-Jehle bei der ganzen Misere der Sendepause dennoch abgewinnen: Die Nachbarn besuchen sich mehr, fragen, ob das Telefon wieder funktioniert oder ob man sich schon beschwert hat. Nebenbei gewinnt somit die herkömmliche Kommunikation plötzlich wieder an Bedeutung.