Junge Leser: Medienpädagogisches Projekt mit 450 Kindern aus dem Kreis startet

Die Premiere voriges Jahr verlief verheißungsvoll, jetzt geht’s mit dem gleichen Elan in Runde zwei: Das Projekt "LeseSpaß – Zeitung entdecken" für Grundschüler im Kreis Freudenstadt kann starten.

Kreis Freudenstadt. Vom 4. bis 27. Oktober lernen Dritt- und Viertklässler – dazu eine fünfte Klasse – das Medium Tageszeitung kennen, und vor allem den Umgang damit. Projektpartner des Schwarzwälder Boten und des Kinderboten sind dabei das medienpädagogische Institut Promedia Wolff sowie die Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Freudenstadt.

25 Klassen aus 16 Schulen mit zusammen rund 450 Kindern sind dafür angemeldet. "Ich bin total begeistert von der Teilnehmerzahl. Das ist ein sehr, sehr gutes Ergebnis und spricht für die Qualität des Angebots", sagte Timo Fasching am Dienstag beim Vorbereitungsseminar für die Lehrkräfte im Studio der Volksbank in Freudenstadt. Fasching ist Marketingleiter des Schwarzwälder Boten. Er sagte den Kindern und Lehrkräften vier "spannende und kurzweilige" Wochen voraus.

Dieter Walz, Vorstandssprecher der sechs Genossenschaftsbanken im Kreis, hob die Wichtigkeit von Tageszeitungen und professionellem Journalismus in Zeiten von Digitalisierung und Internet hervor. Er lobte die Motivation, mit der die Schulen an das Projekt herangingen.

Worum es geht, fasste Petra Wolff vom betreuenden Institut noch einmal zusammen: Die Kinder sollen Lesekompetenz und Medienkompetenz gewinnen, das eine baue auf das andere auf. "Die klassische Tageszeitung ist das ideale Medium, um beides bei Kindern und Jugendlichen zu fördern", so Wolff. Erhebungen würden auch zeigen, dass Tageszeitungen die Themen abbilden, die Kinder interessieren. Im Projekt solle der Zugang "spielerisch" erfolgen; denn mit Spaß am Lesen stelle sich Medienkompetenz sowie das Plus an Wissen und Allgemeinbildung von alleine ein. Ihr Tipp an die Lehrkräfte: "Freie Lesezeiten einplanen." Sich informiert zu fühlen und ein persönliches Zeitungsexemplar "unter dem Arm" zu haben, mache Kinder ihrer Erfahrung nach stolz. Wer informiert sei, könne schließlich mitreden.

Verlässlicher Lotse im Medien-Dschungel

Zeitung biete durch ihre klare Struktur und die journalistische Arbeit "Orientierung und Ordnung", sei "Lotse im Medien-Dschungel". Durch den Lokalteil schaffe sie durch Nähe "Identifikation" mit den Nachrichten und den Ereignissen, die dahinterstehen. Damit Kinder mit den Nachrichten nicht alleine gelassen werden, erfolgt das Projekt mit pädagogischer Betreuung.

Dass das notwendig und sinnvoll ist, berichtete Simone Heinzelmann, Redakteurin des Kinderboten, aus Erfahrung: "Ich bin immer wieder überrascht, wie Kinder Zeitung lesen." Und welch "dezidierte Meinung" Kinder schön hätten. Darf man Mädchen und Buben mit harten Nachrichten konfrontieren? "Sie bekommen ohnehin alles mit." Wichtig sei, ihnen zu helfen, die Vorkommnisse zu verstehen und zu zeigen, wohin sie sich mit ihren Ängsten wenden können. Ein gutes Beispiel, fand Bankvorstand Walz, sei das Phänomen der "Horrorclowns" im vorigen Jahr gewesen. Davon hätten die Kinder nicht erst aus der Zeitung erfahren, so Heinzelmann.

Für die Projektarbeit bekommen die Schulen viel Material und Auswahlmöglichkeiten an die Hand: vier Wochen lang täglich Klassensätze Tageszeitungen und wöchentlich Ausgaben des Kinderboten, das VR-Primax-Heft und professionelles Unterrichtsmaterial für die Lehrer. Unter anderem gibt es die Möglichkeit, mit Redakteuren zu sprechen sowie das Druckzentrum und Bank-Tresore zu besichtigen und Gewinnspiele. So winkt als Hauptpreis ein Klassenfrühstück an der Schule mit gesunden Zutaten, als gemeinschaftsstiftendes Erlebnis: Und am Ende gibt es Lese-Diplome für alle. Dass das Konzept aufgeht, zeigten die Reaktionen aus dem vorigen Jahr. "Einige Kinder sind von Nichtlesern zu Viellesern mutiert", schrieb ein Lehrer.