Schüler bei der Führung vor dem Gebäude, in dem Franz Kafka bei einer Versicherung arbeitete. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Kepler-Gymnasiasten wandeln auf literarischen Pfaden durch Prag / Auch Terezin gehört zu den Zielen

Freudenstadt. Franz Kafkas Schriften sind nicht leicht zu verstehen und dennoch faszinierend. Das erfahren Abiturienten in Baden-Württemberg seit mehreren Jahren regelmäßig, denn Kafkas "Der Prozess" gehört zu den Pflichtlektüren in der Oberstufe.

Um das Verständnis zu erleichtern und die Faszination zu verstärken, besuchte die Jahrgangsstufe 1 des Kepler-Gymnasiums Prag, die Stadt, in der Kafka lebte und in der seine Werke entstanden. Eine historische Exkursion nach Terezin ergänzte das ansonsten literarische Programm der Fachexkursion.

An drei Tagen erkundeten die 106 Schüler die Stadt. Bei einer Stadtführung machten sie sich zunächst mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vertraut. Den Schwerpunkt bildeten aber die Beziehungen der Stadt zu Kafka und seinen Texten. Dazu gab es eine spezielle Stadtführung, bei der die Gruppen die Versicherungsanstalt, in der Kafka arbeitete, seine diversen Wohnungen, den Sitz der Kafka-Gesellschaft mit dem bekannten Denkmal sowie das jüdische Viertel Prags besuchten. Besonders starkes Interesse fand der Besuch im neuen Kafka-Museum. "Faszinierend sind die Installationen des Museums, die die Atmosphäre aus Kafkas Romanen sinnlich erfassbar werden lassen", so Deutschlehrer Albrecht Lörcher, der die Schüler zusammen mit seinen Kollegen Doris Eppler-Schillinger, Bernhard Förderer und Sebastian Salie begleitete. Doch nicht nur Kafka war Thema. Ein Tag war der Beschäftigung mit den Verbrechen während des Nationalsozialismus gewidmet. Dazu besuchten die Schüler Terezin, das ehemalige Theresienstadt, das die Nationalsozialisten zwischen 1939 und 1945 als Ghetto für Juden aus ganz Europa benutzten und in dem zehntausende Menschen durch Krankheit und Mord gezielt vernichtet wurden. Auch Kafkas Schwester Ottilie wurde nach Theresienstadt deportiert und kam danach in Auschwitz zu Tode.