Lilly Schnidrig, Clara Mayer und Louisa Mauer (v.l.) machen sich stark fürs Klima. Die Schülerinnen rufen zur Kundgebung auf dem Marktplatz auf. Foto: Wind

Lilly Schnidrig, Louisa Mauer und Clara Mayer organisieren Demo in Freudenstadt. Zum Interview

Freudenstadt - Weltweit wollen Schüler am Freitag unter dem Motto "Fridays for Future" dem Beispiel der jungen Schwedin Greta Thunberg folgen und für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen. Auch in Freudenstadt ist eine Veranstaltung geplant. Mitorganisiert wird sie von Lilly Schnidrig, Clara Mayer und Louisa Mauer, die alle die elfte Klasse der Waldorfschule Freudenstadt besuchen.

Wie ist es dazu gekommen?

Lilly: Wir haben Ende des vergangenen Jahres von einer Freundin aus Freiburg von Fridays for Future gehört und es hat uns sofort begeistert.

Louisa: Im Januar waren wir dann auf einer Demo in Stuttgart und da war uns klar: Das müssen wir auch in Freudenstadt machen.

Clara: Am Montag vor den Winterferien haben wir uns dann entschieden, am 15. März hier in Freudenstadt eine große Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Und dann ging die Arbeit erst richtig los. Die jüngeren Schüler basteln Plakate. Wir haben Kontakt mit dem bisherigen Organisator Stefan Niesner und dem Ordnungsamt aufgenommen, die Technik organisiert, Flyer gedruckt und uns mit anderen Schülern vernetzt.

Louisa: Über drei Whatsapp-Gruppen und unseren Instagrammkanal sind wir inzwischen richtig gut mit den anderen Schulen vernetzt. Da ist eine coole Gemeinschaft entstanden und Vorurteile zwischen Waldorfschülern und staatlichen Schülern wurden abgebaut.

Und was genau ist für den Freitag geplant?

Lilly: Wir sind von 11 bis 12 Uhr auf dem Marktplatz am Pavillon. Dort werden verschiedene Schüler Reden halten, jemand hat einen Rap geschrieben und es wird gesungen. Außerdem soll es Lärmminuten geben und wir werden unsere Forderungen deutlich machen.

Clara: Die Veranstaltung soll nämlich auch informativ sein. Es bringt ja nichts, nur zu sagen, w as alles doof ist. Wir wollen auch deutlich machen, was getan werden kann.

Louisa: Nach den Rückmeldungen von anderen Schülern rechnen wir mit mindestens 150 Teilnehmern. Ich glaube aber, dass es deutlich mehr werden.

Was sind denn eure Forderungen?

Lilly: Zum einen schließen wir uns den allgemeinen Forderungen von Fridays for Future an. Das heißt: Die Einhaltung der Klimaziele und des 1,5 Grad-Ziels. Die Regierung muss jetzt handeln. Wir sind die letzte Generation, die hier noch was reißen kann. Dafür muss die Politik und die Wirtschaft aber jetzt handeln.

Louisa: Die Verkehrswende muss her. Dafür muss der öffentliche Nahverkehr ausgebaut und zu günstigeren Preisen angeboten werden.

Clara: In meinen Ort fährt zum Beispiel nur einmal die Stunde ein Bus.

Louisa: Die Leute sollten Fahrgemeinschaften bilden und beim Einkaufen versuchen Plastik zu vermeiden. Ein Car-Sharing-Angebot in Freudenstadt wäre toll. Wir Schüler können im Kleinen anfangen, aber die Erwachsenen müssen weiter machen.

Was tut ihr denn im Alltag für den Klimaschutz?

Lilly: Wir sind zum Beispiel alle drei Vegetarierinnen. Und ich persönlich bin noch nie geflogen und bestelle auch nichts im Internet.

Louisa: Gut, das mit dem Fliegen kann ich von mir nicht behaupten, aber wann immer es geht, benutze ich den öffentlichen Nahverkehr. Außerdem achte ich sehr auf Plastik. Zum Beispiel verwende ich kein Shampoo mehr, sondern nehme Seife, die ohne Plastikverpackung auskommt.

Clara: Ich hab das auch schon bei meiner Mutter gemerkt. Sie kauft jetzt viel öfter Bio-Produkte oder sogar Demeter.

Lilly: Das ist halt teuer und nicht jeder kann sich das leisten. Aber hier könnte die Politik ja auch ansetzen und Bio-Produkte stärker subventionieren.

Und was sagen eure Lehrer dazu, dass ihr am Freitag nicht zur Schule kommen werdet?

Lilly: Wir kommen zur Schule und gehen dann nur für die Versammlung. Grundsätzlich stehen die Lehrer hinter uns, aber die Waldorfschule ist ganz klar nicht der Veranstalter unserer Versammlung. Das sind Clara und Herr Niesner.

Clara: Es ist uns auch wichtig, dass wir offen kommunizieren, was wir vorhaben. Wir wollen das nicht hintenrum machen.

Louisa: Gerade unser Verbindungslehrer Torsten Brandes hat uns sehr unterstützt. Er freut sich über unser Engagement. In der Lehrerkonferenz wurde das Ganze besprochen: Die Lehrer sehen die Fehlzeiten durchaus kritisch. Sie wollen aber unseren Impuls aufnehmen. Das Fehlen an diesem Freitag ist deshalb für sie ok. Es wurden sogar Tests verschoben. Die jüngeren Schüler müssen Entschuldigungen abgeben, wenn sie sich an der Demo beteiligen. Die Oberstufe geht geschlossen hin. Langfristig wollen die Lehrer unser Engagement aber in nachhaltige Projekte lenken. Sie finden, so ist die Zeit sinnvoller genutzt als auf einer Demo.

Clara: Die Lehrer haben sich schon Gedanken gemacht, was wir als Schule für den Klimaschutz tun können. Ich habe von einem Schüler-Repair-Café, Bienenstöcken, Foodsharing und der Umstellung auf Recyclingpapier gehört. Aber da steht noch nichts fest.

Lilly: Auf jeden Fall machen wir diese Veranstaltung nicht, um einfach Party zu feiern. Wir haben da viel Arbeit und auch Geld reingesteckt. Es gibt die, die nur kommen, um Schule zu schwänzen. Aber die sind echt in der Minderheit. Bei dem Wetter ist es in der Schule auch wirklich chilliger als draußen auf dem Marktplatz.