Jetzt wurde auch in der Christophorusschule in Freudenstadt eine zu hohe Schadstoffkonzentration gemessen. Foto: Archiv

Zu viel TVOC in Raumluft gemessen. Heilpädagogische Gruppe evakuiert. Experten rätseln über die Ursache.

Freudenstadt - Das Thema Schadstoffe macht auch vor Freudenstädter Schulen nicht halt. Jetzt musste die erste Schulklasse evakuiert werden. Eine Heilgruppe der Christophorusschule. Landrat Klaus Michael Rückert sagte gestern im Kreistag: "Bei den Messungen in der Christophorusschule haben wir erhöhte Werte von TVOC gemessen. Daraufhin wurde die heilpädagogische Gruppe sofort in andere Räume verlagert."

Doch was ist TVOC für ein Schadstoff? Josef Bendak, Leiter des Gesundheitsamt des Landkreises erklärte: "TVOC heißt ›Total Volatile Organic Compound‹. Das sind flüchtige organische Verbindungen, die als Komplex gemessen werden. Die Belastung der Raumluft ist dort so hoch, dass sich Personen maximal vier Wochen lang unter solchen Bedingungen aufhalten dürfen."

Da TVOC aber die Gesamtbelastung wiedergibt wie zum Beispiel die Belastung der Raumluft durch Benzol, Styrol oder andere belastende Gase in der Luft, müssen jetzt zunächst die Messungen wiederholt werden. Bei den Messungen wird genau untersucht, welche der kritischen Stoffe in zu hoher Konzentration in der Luft vorhanden sind. Laut Bendak muss man bei zu hohen TVOC-Werten aber "kurzfristig tätig werden."

Wo aber kommen die Schadstoffe her? Das ist bislang völlig unklar. "Das kann aus Baumaterialien kommen, aber auch von Klebstoffen. In der heilpädagogischen Gruppe wird viel gemalt und gebastelt", erklärt Josef Bendak. Deshalb wird der Unterrichtsraum in der Christophorusschule jetzt leer geräumt und es wird weiter gemessen. Laut Martin Kessel, Schadstoff-Sanierungsexperte der Firma Arcadis, könnte die hohe TVOC-Belastung in der Christophorusschule aber auch von Reinigungsmitteln kommen.

Die Christophorusschule ist der neueste Schadstoff-Fall im Landkreis Freudenstadt. Laut Landrat Rückert hat man inzwischen in fast allen Landkreisgebäuden Messungen vorgenommen. Nur die Stadionhalle sei noch nicht gemessen worden.

Die bisherige Schadstoffbilanz im Landkreis: Formaldehyd an der Pestalozzi- und an der Rossbergschule in Horb. Hinzu kommt der B-Block an der dortigen Berufsschule mit einem PCB-Wert (Polychlorierte Biphenyle), der weit über dem Richtwert liegt. Dort wird Frauen inzwischen aus gesundheitlichen Gründen der Zugang verweigert, weil das PCB sich insbesondere im Fettgewebe und damit in der weiblichen Brust ansammelt. Beim Stillen wird es an Babys abgegeben, die Folgen sind gesundheitliche Schäden.

Während eine Sanierungen der Pestalozzi- und der Rossbergschule schon beschlossene Sache ist, soll in der Berufsschule ab Mitte März eine Probesanierung in zwei Räumen stattfinden. Kosten laut Arcadis-Experte Kessel: "Zwischen 20 00 und 35 000 Euro." Das Problem bei der PCB-Sanierung, so Kessel, der im Auftrag des Landkreises die Sanierung planen soll: "Wenn man nur die Primärquelle wie Deckenplatten oder Fugendichtmasse auswechselt, senkt man die Belastung nur höchstens um 20 bis 30 Prozent." Deshalb muss bei der Probesanierung getestet werden, wie man die Belastung durch beispielsweise einen neuen Teppich oder neue Anstriche senken kann. Denn dort setzt sich das PCB fest.

Rückert versprach jedenfalls: "Wir werden alles tun, um die Gefährdung von Schülern und Menschen in unseren Gebäuden auszuschließen."