Im Kurtheater bot das Ensemble mit dem Stück "Monsieur Claude und seine Töchter" eine flotte Komödie über Rassismus und seine Überwindung. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: "Monsieur Claude und seine Töchter" als Galastück

Freudenstadt. Gut besetzt waren die Ränge im Kurtheater, als die Komödie "Monsieur Claude und seine Töchter" in einer Produktion des Theaters a.gon München über die Bühne ging. Großen Spaß hatte das Publikum an dem kurzweiligen Stück in einer Inszenierung von Stefan Zimmermann nach dem gleichnamigen Kinoerfolg von Philippe de Chauveron und Guy Laurant. Dafür dankten die Zuschauer mit lebhaftem Zwischen- und Schlussapplaus.

Tatsächlich füllte das dreizehnköpfige Ensemble die Szenen mit prallem Leben, satirischen Elementen und unbändiger Spielfreude. Stellvertretend seien Ralf Novak und Mona Perfler als das Ehepaar Claude und Marie Verneuil genannt.

Dem bürgerlich-traditionsbewussten, national gesinnten Ehepaar bereiten seine vier Töchter eine Überraschung nach der anderen. Schwer zu schlucken haben Claude und Marie an den Schwiegersöhnen, die zwar alle Franzosen, aber keine Katholiken sind. Adèle hat einen Juden geehelicht, Isabelle ist mit einem Muslim verheiratet und Michelle mit einen Chinesen.

Prestige-Rangeleien und Ressentiments

Und dann führt Laura einen Schwarzen in die Multi-Kulti-Familie ein. Dass er immerhin katholisch ist, erweist sich zunächst nur als schwacher Trost. Claude ist wieder einmal vor dem Kopf gestoßen, ist doch "kein Urfranzose unter den Schwiegersöhnen". Ehefrau Marie sieht die Sache nach dem ersten Schock pragmatischer: "Sie werden prachtvolle Mischlingskinder haben."

Der neue Schwiegersohn indes geht mit den unterschwelligen Vorbehalten ganz entspannt um und dreht ironisch den Spieß um, indem er Laura zum Schein tadelt: "Hättest du mich nicht vorwarnen können, dass deine Eltern weiß sind?"

Dass eine solche Familienkonstellation politische und kulturelle Empfindlichkeiten hervorruft, liegt auf der Hand, aber wenn es darauf ankommt, erweist sich der Mikrokosmos doch als verschworene Einheit. Wenn beispielsweise die Schwiegersöhne mit Inbrunst die Marseillaise als solidarisches Fanal anstimmen, bekommt selbst das Publikum feuchte Augen.

Charles’ Eltern werden als Hochzeitsgäste in die Vorbereitungen einbezogen. Die damit einhergehenden Prestige-Rangeleien treiben die Komödie auf die Spitze, bis sich alles in Wohlgefallen auflöst. Offenbart sich doch Charles’ Vater immerhin als ebenso strammer Gaullist wie Claude, auch wenn er angeblich seinen Teil an den Hochzeitskosten nur "mit Muscheln von der Elfenbeinküste begleichen kann". Stefan Zimmermanns Inszenierung ist gespickt mit ironischen Seitenhieben, die zwar mitunter despektierlich erscheinen, aber durchaus nicht bösartig gemeint und dem Alltag abgelauscht sind.

Der Pfarrer nimmt Marie die Beichte ab und studiert nebenbei Kaufangebote aus dem Katalog. Als sie eine Depression beim Psychologen behandeln lässt, pariert dieser ihre Fragen mit der Gegenfrage: "Und? Wie denken Sie darüber?" Realsatire par excellence! Claude reagiert sich ab, indem er im Garten mit der Motorsäge Bäume fällt. Nach Überzeugung der Töchter "liebt es der Papa, zu provozieren" und als kleine gemeine Rache an seiner "gestörten, aus der Art geschlagenen" Familie konterkariert Claude das "barbarische" Ritual der Beschneidung seines Enkels: Beim Vergraben der Vorhaut nach religiöser Tradition passiert es, dass sie, statt würdevoll bestattet, vom Hund gefressen wird.

"Monsieur Claude und seine Töchter" präsentiert sich als stimmige Einheit aus allen Komponenten von der Inszenierung über das Bühnenbild bis hin zur Ton- und Projektionstechnik. Bühnenstück und Film transportieren auf leichte und dennoch nicht oberflächliche Art, wie sich plumper Rassismus bewältigen lässt.