Mit einem 70-Tonnen-Kran werden Schächte zur Sanierung der Sickerwasserleitungen ausgehoben. Foto: Breitenreuter

Landkreis muss ein Teil der Sickerwasserleitungen auf Deponie Bengelbruck erneuern.

Freudenstadt - Tief im Müllberg der Kreisdeponie Bengelbruck bei Freudenstadt werden derzeit Rohre ausgetauscht. Damit dazu nicht die gesamte Müllhalde abgetragen werden muss, bedient man sich eines Spezialverfahrens.

Auf der Deponie Bengelbruck müssen alte Sickerwasserleitungen in dem Teil des Areals, der in den Jahren 1985 bis 1990 aufgeschüttet wurde, erneuert werden. Diese Rohre sind noch aus Steinzeug und teilweise durch die Last des Mülls, der über ihnen lagert, zusammengebrochen. Es handelt sich um fünf Leitungsstränge mit insgesamt 445 Metern Länge, die durch Kunststoffrohre mit einer Wandstärke von vier Zentimetern ersetzt werden.

Wie Udo Großwendt, technischer Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises, erläuterte, wurden die Schäden an den Sickerwasserleitungen bei der jährlichen Überprüfung mit Kameras festgestellt. Danach wurden gemeinsam mit dem Regierungspräsidium, der Aufsichtsbehörde des Landratsamts, die Sanierungsabschnitte festgelegt.

Da die Rohre tief im Müllberg liegen, bedient man sich des so genannten Berst-Lining-Verfahrens. Dabei wird mit einer großen Ramme, die mittels hohem Luftdruck durch den alten Leitungsstrang geschickt wird, das alte Rohr zerstört. Gleichzeitig wird hinter der Berstramme das neue Kunststoffrohr, das zuvor auf die Länge des gesamten Strangs zusammengeschweißt wurde, eingezogen. Klingt einfach – ist aber dennoch relativ aufwändig, obwohl keine Gräben ausgehoben werden müssen.

70 Tonnen schwerer Seilbagger

Wie Uwe Klaua, Polier der Firma Ecosoil Süd GmbH, die die Spezialarbeiten im Auftrag des Kreises erledigt, erläuterte, müssen am Anfang eines jeden sanierungsbedürftigen Leitungsstrangs ein Startschacht und am Ende eine Zielgrube ausgehoben werden. Dazu gräbt ein 70 Tonnen schwerer Seilbagger mit einem Spezialgreifer runde Schächte aus, die bis in 18 Meter Tiefe reichen. Der dabei zutage tretende Müll wird abgefahren, auf der Deponiefläche zwischengelagert und nach Abschluss der Arbeiten wieder eingebaut.

Die Arbeitsschächte müssen mit Spritzbeton gesichert werden. Dazu wird mit dem Seilbagger ein Mann auf einer Arbeitsplattform in den Schacht gelassen, der den Beton aufbringt. Wie in einem Raumanzug mit Atemschutz muss dieser Arbeiter seine staubige Tätigkeit im Untergrund der Müllhalde erledigen. Rund eine Million Euro muss der Abfallwirtschaftsbetrieb in die Sanierung der Sickerwasserrohre investieren. Finanziert werden sie aus den Abfallgebühren. Die etwas über 400 Meter Leitungsstrecke ist dabei nur ein Bruchteil der gesamten Länge der Sickerwasserrohre, die auf der Deponie rund fünf Kilometer beträgt.