Im Winter 2012 gab es noch reichlich Schnee und Wartezeiten am Lift. (Archivfoto) Foto: Verein

Gesundheit hat oberste Priorität. Gesamte Anlage bleibt im kommenden Winter geschlossen.

Freudenstadt-Lauterbad - Jetzt hat Corona auch den Stokinger-Skilift in Freudenstadt erreicht. Der Verein Wintersport Stokinger wird in dieser Saison an seinen beiden Skiliften keinen Winterbetrieb anbieten. Dieser Beschluss erfolgte, um weder Skisportler noch Mitarbeiter zu gefährden.

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Wie schwer die Entscheidung fiel, ist aus dem Protokoll einer Vorstandssitzung des Vereins zu lesen. Dort ist notiert: "Die wohl in ihrer Tragweite schwierigste Sitzung unseres Vereins liegt hinter uns. Mit Leidenschaft, Sachlichkeit und Zielorientierung wurde überlegt, wie das vorliegende Hygienekonzept umgesetzt werden kann. Die Meinungen in der lebhaften Diskussion gingen zunächst weit auseinander, noch nie mussten wir über eine eventuelle Nichtinbetriebnahme beraten."

Gesundheit hat oberste Priorität

Am Ende ergab die Abstimmung im Vereinsvorstand folgendes Mehrheitsergebnis: "Der Lift und die gesamte Anlage bleiben geschlossen, weil Gesundheit und Unversehrtheit von Gästen, Betriebsleitern, Helfern und Aktiven oberste Priorität haben und nicht gewährleistet werden können." In dieser Vorstandssitzung sowie bereits in einer Sitzung am 28. September wurde leidenschaftlich, hoch emotional, aber immer sachlich das Für und Wider des Weiterbetriebs erwogen. Die "Stokingers" suchten verzweifelt nach Möglichkeiten, den Betrieb dennoch zu gewährleisten, eventuell nur an Wochenenden. "Aber ein von Rainer Brandt erstelltes zwölfseitiges Hygienekonzept listete Coronabedingungen auf, die nicht zu meistern sind", sagt Vorsitzender Erhard Anger.

So hätte zum Beispiel der doppelsitzige Bügel-Lift nur mit einer Person besetzt werden dürfen, bei Einhalten der Abstandsregeln hätten sich die Warteschlangen vor den Lifts bis ins Unendliche verlängert. Und das – durchaus möglich – mit zahlreichen Kindern und bei kaltem Winterwetter.

Verein will trotzdem weitermachen

Zudem hätten unter den derzeit geltenden Regeln pro Schicht neun Einsatzkräfte und Kontrolleure vor Ort sein müssen, also 18 Personen an einem vollen Betriebstag. "Das können wir mit ehrenamtlichen Kräften nicht stemmen", bedauert Anger. Bedeutet die Absage nun das "Aus" für den Verein Wintersport Stokinger? Erhard Angers Antwort: "Nein! Der Verein lebt weiter. Wir hoffen und werden alles daran setzen, in der übernächsten Saison den Betrieb ohne Corona-Einschränkungen wieder aufzunehmen."

Der Vorstand werde bei der Hauptversammlung (vermutlich Anfang November), den Mitgliedern vorschlagen, dass in diesem Jahr der Mitgliedsbeitrag von 25 Euro nicht erhoben wird.

Der Wintersportverein zählt fast unverändert rund 500 Mitglieder, wobei die Mitgliedschaft zugleich verbilligte Liftkarten bedeutet. In den vergangenen Wintern drehten sich die Lifte am Stokinger-Hang wegen Schneemangels jeweils nur wenige Tage oder überhaupt nicht. Trotzdem wurde der Hang alljährlich sorgsam präpariert.

Großer ehrenamtlicher Einsatz

Die Aktiven hoffen nach wie vor auf schneereichere Winter. "Natürlich leugnen wir den Klimawandel nicht, irgendwann wird der Tag kommen, an dem Skifahren in diesen Höhenlagen nicht mehr möglich ist", räumt Anger ein. Trotzdem sei der Verein gut aufgestellt, wohl gerüstet für seine Aufgaben und blicke zuversichtlich in die Zukunft.

Der Verein Wintersport Stokinger gründete sich im Jahr 2006 aus dem Schneeschuhverein heraus, um den städtischen Skilift am Stokinger- Hang in Lauterbad zu übernehmen und zu betreiben. Die Stadt wollte den Liftbetrieb aus Kostengründen einstellen. Sie übergab die Anlage mit einer finanziellen Starthilfe dem Verein. Dieser investierte erheblich in die Anlage und betrieb den Lift – vor vier Jahren kam ein Kinderlift dazu – seitdem jährlich, soweit es die Schneelage erlaubte. Der große ehrenamtliche Einsatz von Vorstand, Mitgliedern und Helfern wurde beim Fest zum zehnjährigen Bestehen des Vereins von vielen Seiten nachdrücklich gewürdigt.