Diakon Klaus Konrad sieht im Wirken von Papst Benedikt Höhen und Tiefen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Ankündigung von Benedikt XVI. stößt auf Respekt / Als Baustellen für neues Kirchenoberhaupt werden Ökumene und Zölibat genannt

Von Florian Ganswindund Cassandra Lajko

Kreis Freudenstadt. Papst Benedikt XVI. hat in Rom seinen Rücktritt verkündet. Die Ankündigung des 85-Jährigen, sein Pontifikat abzugeben, stößt größtenteils auf Respekt – und bietet etwas Spielraum, um Erwartungen und Wünsche an seinen Nachfolger zu äußern.

Bischof Gebhard Fürst von der Diözese Rottenburg-Stuttgart bezeichnete den Rücktritt des Papstes in einer Pressemitteilung als einen ebenso überraschenden wie souveränen Schritt, der Respekt verdiene. Benedikt XVI. habe die katholische Kirche in schwieriger Zeit acht Jahre lang geleitet. Seine Erkenntnis, jetzt nicht mehr genügend Kraft für dieses hohe Amt zu haben, ehre ihn, so Bischof Fürst.

Klaus Konrad, Diakon in der katholischen Seelsorgeeinheit Horb und Bezirkpräses des Kolpingwerks, findet anerkennende Worte zur Entscheidung des Papstes. "Es ist ein Zeichen für die Entwicklung in der heutigen Zeit. Es macht das Amt menschlicher. Ich finde das toll." Die Frage sei, was man im Alter von 85 oder 86 Jahren noch erreichen könne. Das hohe Alter mache die Aufgabe schwieriger. "Das hat er offenbar gespürt."

Als er vom Rücktritt gehört habe, sei sein erster Einfall gewesen: "Mit meiner Reisegruppe werde ich im Mai den neuen Papst erleben." Denn Konrad wird wie in jedem Jahr seit 2005 als Reiseleiter der katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Kreis Freudenstadt mit Katholiken aus der Region nach Rom reisen. Konrad erinnert sich an einige Begegnungen mit dem Papst, die Hand hat er ihm aber nur geschüttelt, als Benedikt XVI. noch Kardinal war.

Und wie sieht Konrad das Wirken des Papstes? "Es gab sicher Höhen und Tiefen. Ich will schon, dass die Kirche die Zeichen der Zeit versteht." Er sehe aber auch, dass der Papst die Weltkirche vertrete. "Doch in Deutschland und Westeuropa denken wir einfach anders." Als Beispiel nennt Konrad das Zölibat, das "gar nicht notwendig wäre". Auch hinsichtlich der Ökumene sei nicht alles glücklich gelaufen, auch wenn sich der Papst auch bewegt habe. "Wir müssen uns als Kirchen einig werden. Das Christentum brauche eine Einheit, wie dann auch die Ausformung aussehen wird."

"Respektabel" findet auchder evangelische Schuldekan Hans-Jörg Dieter den Rücktritt des Papstes. Er stellt zwar sehr schnell klar, dass der Papst für ihn ein "Mensch wie jeder andere auch" ist – immerhin habe sich "die Geschichte mit dem Papst" seit der Reformation erledigt. Oder, wie Dieter das auch formuliert: Die katholische Kirche und der Papst seien "eine andere Firma". Trotzdem sei es sehr weise, wenn ein alter Mensch seine Grenzen erkenne. Und auch wenn es nicht sein Kirchenoberhaupt ist – an den neuen Papst hätte er schon einige Erwartungen. Ganz oben auf der Liste steht mehr Offenheit, beispielsweise in Richtung Ökumene. An der Basis, also in den Gemeinden vor Ort, gebe es wunderbare Kooperationen, so Dieter. Aber "von oben wären da dringend Signale erforderlich". Da wünsche er sich schon einiges an Bewegung. Generell sei es so, dass die Menschen an der Basis viel offener seien. Als Beispiele nennt Dieter die Lebensform der Priester oder die Frage, ob jemand, der nach einer Scheidung erneut geheiratet hat, wirklich vom Abendmahl ausgeschlossen werden sollte.

Sichtlich überrascht reagierte gestern Joachim Milles, Leider der Horber Sozialstation, kurz vor dem Horber Fasnets-Umzug, an dem Milles sich jedes Jahr beteiligt. "Das tut mir leid", lautete seine erste Reaktion. Er habe den Papst immer dafür bewundert, wie er junge Menschen bei den Weltjugendtagen begeistern konnte. Er habe nicht damit gerechnet, dass Benedikt XVI. diesen Schritt gehen könnte.

Timm Kern, der katholische Theologie studierte und heute auch kirchenpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion ist, sei nach der Nachricht "ein bisschen sprachlos" gewesen. "Ich habe Respekt vor dem Schritt." Er schätze an Benedikt XVI. die intellektuelle Brillanz, auch wenn er nicht immer mit dem Papst einer Meinung gewesen sei.

Als Beispiel nennt er den Ausschluss von Wiederverheirateten bei der Eucharistiefeier. Doch er habe auch Verständnis, da der Papst die Gesamtkirche im Auge haben müsse. Dennoch wünscht sich Kern auch mehr Reformdenken.