Stimmung unter dem Dach: Mit ihrem Weihnachtsrock-Special sorgte "Voice" zum Jahresende nochmals für ein ausverkauftes Haus bei Kultur am Dobel. Foto: Eberhardt

Rockband weckt bei Konzert Jugenderinnerungen: "Voice" zieht alle Register. Auch "Too late" aus Nagold überzeugen.

Freudenstadt - Zum Abschluss Lokalmatadoren: Mit einem Weihnachtsrock-Special der Band "Voice" läutete man bei Kultur am Dobel die Feiertage ein und freute sich noch einmal über ein voll besetztes Stadthaus.

Die Bezeichnung "Rock-Special" war verdient. Während zuletzt Kleinkunst mit übersichtlichem Bühnen-Equipment das Programm im Stadthaus geprägt hatte, schlug dem Besucher beim Betreten des Albert-Schweizer-Saals dieses Mal solides Hallen-Feeling entgegen. In der Mitte drängten sich bei gedämpftem Licht Besucher an verstreut platzierten Stehtischen. Aus einem Boxenstapel drangen verhalten Rock-Klassiker, doch der ausladende Bühnenaufbau vorne weckte schon Hoffnung auf eine krachende Vorstellung.

Und diese sollte sich erfüllen. Eröffnet wurde der Rock-Abend stilecht mit Vorband. »Too late« aus Nagold – die sich schwäbisch sparsam den Drummer mit "Voice" teilen – hatte den Job übernommen und machte ihn außerordentlich gut. Die melodischen Rock-Nummern der drei Musiker waren nicht nur stilistisch in der richtigen Mischung aus hart und einfühlsam, sondern auch handwerklich astrein. Treibend, aber nie rabiat, temperamentvoll, aber nie aufgesetzt, obwohl sich die Zuhörer etwas Zeit ließen, um in Wallung zu kommen. Die mehrgenerationenkompatible Rock-Mischung hatte ein altersmäßig bemerkenswert gemischtes Publikum ins Stadthaus geführt, das sich allerdings erst aklimatisieren musste.

Während sich junge Zuhörer etwas schüchtern am Bühnenrand drängten, waren an den Saalrändern vorsorglich noch Stuhlreichen für diejenigen aufgestellt, die Kultur sonst lieber hinter sicheren Bistro-Tischchen genießen. In die Animateurs-Falle ließen sich "Too late" dennoch nicht locken. War bei der Musik auch nicht nötig. Die Eigenkompositionen gingen ins Ohr, wie es mancher Chart-Hit nicht vermag. Hier und da ein paar Riffs von Bassist Hilmar Kallweit, darüber die schöne klare Rock-Röhre von Sänger und Gitarrist Rolf Leonhardt. Und den Endschliff verpassten die ebenso coolen wie kreativen Rhythmen von Uwe Stephan, der bewies, dass es für den großen Rock-Sound nicht immer den Gewaltmarsch über Tomtoms und Bass-Drum braucht: Man kann das Publikum auch mit der kleinen Trommel zur Begeisterung bringen.

Bunter und softer wurde es, als die neun Lokalmatadore von "Voice" auf die Bühne traten. Diese hatten nach dem Vorlegen von "Too late" große Fußstapfen zu füllen und begegneten der Herausforderung mit Opulenz, indem bei den Cover-Nummern von Pink Floyd bis Manfred Man alles rausgeholt wurde, was Mikros und Lichtanlage herzugeben vermochten. Sehnsucht und Hingabe vermag ohnehin keiner anrührender ins Mikro zu legen wie Daniel Grossbach.

Den Gegenpol bildete die junge Sängerin Sandra Mast, die Stammvokalistin Silvia Schneider begleitete und in einigen Zwischenspielen einen grandiosen Tina-Turner-Sound an den Tag legte. Dass die Raum-Akustik des Stadthauses irgendwann an ihre Grenzen getrieben wurde, störte zu späterer Stunde niemanden mehr. "Das ist Musik aus meiner Jugend", rief Brigitte Schenk vom Organisationsteam, während sie munter von einem Fuß auf den anderen wippte. Drei Meter weiter hatte ein Paar den Stehtisch zur Seite geschoben und tanzte übermütig zu "Sweet Home Alabama". Müde zu werden schienen ohnehin nur wenige. Und zu später Stunde drehten "Voice" nochmals richtig auf – schließlich war es ein Weihnachtsrock-Special und da kann man ja kaum um 22 Uhr den Riegel rum machen.