Was braut sich da zusammen? Das Krankenhaus in Freudenstadt sollte Gewinn abwerfen – tat es aber nicht. Die Sanierungskosten drohen zu explodieren. Foto: SB-Archiv

KLF-Aufsichtsrat will Sparvorschläge für Krankenhäuser erarbeiten. Werden Investitionen gekürzt?

Kreis Freudenstadt - Heute tagt der Aufsichtsrat der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH (KLF). Eine lange Klausurtagung ist angesagt. Die Kernfrage: Wie kann das Riesen-Defizit der Krankenhäuser in Freudenstadt und Horb in den Griff bekommen werden?

In der Diskussion dürfte vor allem das Krankenhaus Freudenstadt unter Druck kommen. Eigentlich sollte die Klinik hier mit 350 Betten und dem Titel "Akademisches Lehrkrankenhaus der Uni Tübingen" Gewinne abwerfen.

Während die KLF im Geschäftsjahr 2011 noch einen betriebswirtschaftlichen Verlust von 1,7 Millionen Euro verzeichnete, sind es in diesem Jahr sogar 2,5 Millionen Euro Minus, so KLF-Geschäftsführer Peter Mast.

Freudenstadt hat also offenbar sein Geld nicht eingenommen: u Indiz dafür auch: Mast hat jetzt ein Case-Management eingeführt, mit dem pro Fall 30 Euro mehr rausgeholt werden kann. Bringt 900 000 Euro. u Nicht optimal gearbeitet wurde in Freudenstadt wohl auch bei der Rechnungsstellung an die Krankenkassen: Erst drei Wochen nach der Behandlung gingen die Rechnungen raus. Problem: Bei Nachfragen der Kassen oder strittigen Posten dauert es noch länger, bis die KLF ihr Geld bekommt. Und das kann fatale Folgen haben: In der Bilanz 2011 verzeichnet die KLF knapp 8 Millionen Euro (!) an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Diese Summe entspricht 16 Prozent der Gesamteinnahmen eines Jahres! Unter Mast geht das Ganze nun flotter.u Was das Krankenhaus in Freudenstadt weiter unter Druck setzt: Der größte Teil des erwarteten Gesamtdefizits resultiert aus den Investitionen, denn laut Mast sind es nur 2,5 Millionen Euro betriebswirtschaftliches Defizit für 2012. Klartext: Von den erwarteten 10 Millionen Euro Minus kommen 2,5 Millionen Euro aus der Differenz zwischen Einnahmen und Kosten der beiden Krankenhäuser, 7,5 Millionen Euro müssen nach dieser Rechnung dann aus den Umbau- und Sanierungskosten kommen.

Müsste der Aufsichtsräte bei den künftigen Investitionskosten den Rotstift ansetzen? Das würde aber vor allem Freudenstadt treffen. Hier herrscht in den nächsten Jahren ein Investitionsbedarf von 30 Millionen Euro. Insider rechnen sogar mit 50 bis 60 Millionen Euro. Damit drohen weitere neue, teure Kredite.

Das Horber Krankenhaus steht, was die Investitionen anbelangt, besser da: Insgesamt rund zwölf Millionen Euro sind für die Umbauarbeiten eingeplant, die Bauarbeiten vergeben. Diese Investitionen haben die Räumlichkeiten, die Logistik und die medizinischen Einrichtungen optimiert. Damit dürfte dieser Standort optimal und zukunftsfähig sein. Auch weitere Sanierungskosten sind durch den Umbau erst mal nicht zu erwarten.

Horb hat allerdings andere Probleme: u Es hat offenbar einen zweifelhaften Ruf bei der medizinischen Qualität. Horber Ärzte überweisen ihre Patienten oft in andere Kliniken in der Umgebung und nicht ans heimische Krankenhaus.  u Dazu gibt es 25 Betten in der geriatrischen Rehabilitation. Diese hat durch zwei TÜV- Zertifizierungen ihre Qualität unter Beweis gestellt. Der Klinikverbund Südwest kann sich vorstellen, hier seine Patienten aus der geriatrischen Akutversorgung in Böblingen nach Horb zu überweisen. Laut Südwest-Geschäftsführerin Elke Frank sind da bis zu 40 Betten drin. Problem für Horb: Die geriatrische Reha soll Verluste machen. Fraglich, ob eine Ausweitung dieser Abteilung das Betriebsergebnis der KLF verbessert. Oder ob durch Kostensenkungen beim Personal dieses Wachstumsfeld (laut KLF-Geschäftsführer Mast zwischen 15 und 18 Prozent) profitabel gestaltet werden kann. u Im Horber Krankenhaus gibt es frisch eingerichtete OP-Räume, die derzeit aber nur ambulant genutzt werden. Grund: Es gibt durch den Umbau erst im Januar 2013 gut 25 Zimmer, um stationäre Operationen zu machen. Gerade aufwendige stationäre OPs bringen aber viel Geld von den Krankenkassen. Weitet man diesen Bereich in Horb aus, um hier für Plus in der Kasse zu sorgen?

Dafür müsste diese Abteilung aber qualifizierte und renommierte Ärzte bekommen. KLF-Geschäftsführer Peter Mast hatte beim Patientenstammtisch schon eine "Qualitätsoffensive" angekündigt. Dazu gehören für künftige Ärzte in Horb sicherlich nicht nur attraktive Praxisräume mit Nebenverdienstmöglichkeiten und Patientenpotenzial, sondern möglicherweise auch ein Gehalts-Plus.

Eine komplette Schließung des Krankenhauses Horb zur Defizitsenkung wird von den Politikern des Landkreises jedenfalls ausgeschlossen. Heinz Hornberger, CDU-Kreisfraktionschef und KLF Aufsichtsrat: "Die Menschen glauben doch nicht im Ernst, dass wir über elf Millionen Euro ins Krankenhaus Horb investieren und es dann schließen?" Wie werden sich die Aufsichtsräte entscheiden?

Am Montag will der Kreistag in einer nichtöffentlichen Sitzung die Empfehlungen der Klausursitzung diskutieren. Am Dienstag gibt es eine Pressekonferenz mit Landrat Klaus Michael Rückert und Peter Mast. Mit dieser Pressekonferenz soll dann die öffentliche Diskussion beginnen, die der Landrat versprochen hatte. Konkrete Beschlüsse des Kreistags könnten Ende November folgen. Ob das nicht manchen ein bisschen schnell geht?