Eine Freudenstädter Erfolgsgeschichte nimmt ein jähes Ende. Zum 31. Januar 2016 schließt die ResMed-Gruppe das Unternehmen in Freudenstadt, das von den Brüdern Markus und Christoph Gründler 2001 gegründet wurde. 40 Mitarbeiter werden entlassen. Foto: sb

US-Konzern kehrt Freudenstadt den Rücken. 40 Mitarbeiter werden entlassen. Firmengründer Gründler und Hiereth erhalten ebenfalls Kündigung.

Freudenstadt - Eine Freudenstädter Erfolgsgeschichte nimmt ein jähes Ende. Zum 31. Januar 2016 schließt die ResMed-Gruppe das Unternehmen in Freudenstadt, das von den Brüdern Markus und Christoph Gründler 2001 gegründet wurde. 40 Mitarbeiter werden entlassen.

Das Unternehmen Gründler medical machte in den vergangenen Jahren nur positive Schlagzeilen. Markus Gründler, Diplom- Wirtschaftsingenieur, und sein Bruder Christoph, Mediziner, hatten klein angefangen. In angemieteten Räumen in der Carl-Benz-Straße wurde an der Entwicklung eines Druckhochfrequenz-Beatmungsgeräts und einer Befeuchtungslösung für dieses Produkt getüftelt. 2006 kam der befreundete Chirurg Philipp Hiereth ins Unternehmen, und in jenem Jahr wurde mit dem neuartigen Beatmungsbefeuchter "HumiCare" auch der Durchbruch erzielt. Danach ging es steil bergauf mit der Firma Gründler medical. Nach kurzer Zeit wurde ein Unternehmensumsatz von zwei Millionen Euro pro Jahr erreicht. Die Firma wurde für ihre Entwicklungen im Bereich der Befeuchtung und Erwärmung von Atemluft mit mehreren Preisen bedacht, so im Jahr 2008 mit dem High-Tech-Award.

Bald wurden die Räume zu klein

Bald wurden die Räume in der Carl-Benz-Straße zu klein, und die drei Geschäftsführer entschlossen sich zu einem Neubau im Gewerbegebiet Sulzhau, für den im März 2011 der Spatenstich erfolgte. 2,8 Millionen Euro wurden in den Bau investiert. Auch die Stadt, an der Spitze Oberbürgermeister Julian Osswald, hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um die Firma in Freudenstadt zu halten, denn ursprünglich hatten die Unternehmer kaum Perspektiven gesehen, schon allein wegen des Mangels an Fachpersonal.

Das Produktportfolio der Firma Gründler medical fand weltweit Interesse, so auch beim US-amerikanischen Konzern ResMed. Noch vor der Fertigstellung des neuen Gebäudes verkauften die Firmengründer ihre Anteile an den Konzern. Dabei betonten sie seinerzeit, dass es keine Not gegeben habe, zu verkaufen. Die Freudenstädter hatten an den Verkauf Bedingungen wie den Erhalt des Standorts, der Geschäftsführer und des Namens Gründler geknüpft, allerdings nur auf drei Jahre beschränkt. ResMed hatte angekündigt, in Freudenstadt ein "Center of Excellence" für die Befeuchtung medizinischer Gase etablieren zu wollen.

Bei der Einweihungsfeier des neuen Standorts im Gewerbegebiet Sulzhau Ende Januar 2012 waren alle Beteiligten noch guter Dinge, und auch Vertreter aus USA erhoben das Glas auf eine gute Zukunft des neuen Standorts Freudenstadt. Und diese Stand außer Frage, denn die zweite Generation des Beatmungsbefeuchters wurde dem Unternehmen förmlich aus den Händen gerissen.

Produktion wird verlagert

Warum schließt ResMed den Standort Freudenstadt plötzlich? Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte das Unternehmen lediglich die Schließung zum 31. Januar 2016 und erklärte, dass die in Freudenstadt hergestellte "HumiCare"-Produktserie an andere Herstellungsorte verlagert wird. Die genauen Gründe wurden nicht genannt. Mitarbeiter der Firma hätten die Möglichkeit, sich für Stellen an anderen Standorten zu bewerben. "Wir arbeiten eng mit den Mitarbeitern zusammen und bieten individuelle Unterstützung, um Hilfe bei der Neuorientierung und Arbeitssuche zu bieten", heißt es. Den Firmengründern Gründler und Hiereth wurde ebenfalls gekündigt. Eine Stellungnahme dürfen sie nicht abgeben.

An Standort wohl nicht interessiert

Seit die Dreijahresfrist im August 2014 abgelaufen ist, hat sich in dem Unternehmen offenbar einiges verändert. Geschäftsführer sind seit Mitte vergangenen Jahres nicht mehr die Firmengründer, sondern ein Mann namens Udo Kuhnle. Alles deutet darauf hin, dass der Konzern sehr wohl an den Entwicklungen der Firma Gründler, nicht wirklich aber am Produktionsstandort Freudenstadt interessiert ist.

Das sieht auch Freudenstadts Oberbürgermeister Julian Osswald so. Wie er auf Anfrage unserer Zeitung erklärte, wisse er von der Schließung des Produktionsstandorts nur über die Brüder Gründler. Vom ResMed-Konzern habe er keinerlei Information erhalten. "Das zeigt mir, was für eine Bedeutung Freudenstadt für den Konzern hat", sagt der OB enttäuscht.

Er gehe davon aus, dass die Brüder Gründler und Philipp Hiereth beim Verkauf ihrer Firma im guten Glauben handelten, betont Osswald. Dass sich für das Gebäude im Gewerbegebiet Sulzhau neue Nutzer finden, daran hat der OB keine Zweifel.

Bei der Einweihung des Gebäudes im Jahr 2012 stellten die Geschäftsführer Markus und Christoph Gründler sowie Philipp Hiereth eine neue Stiftung vor, deren Kapital zu einem wesentlichen Teil aus dem Erlös des Verkaufs der Firma an ResMed besteht. Zwei hochmoderne Spezialfahrzeuge zur Verbesserung und Unterstützung der medizinischen Versorgung und technischen Hilfeleistung im Landkreis wurden angeschafft. Auch um den Fortbestand dieser Stiftung macht sich Osswald, der Mitglied des Stiftungspräsidiums ist, keine Sorgen. Die Ausstattung der Stiftung sei relativ gut, betont er.