Großer Bahnhof für den neuen Schuldekan: (von links) Kirchenrat Ernst-Michael Dörrfuß, Prälat Christian Rose, Oberkirchenrat Werner Baur, Schuldekan Hans-Jörg Dieter, Dozent Rainer Kalter, künftiger Dekan von Sulz Ulrich Vallon und Dekan Werner Trick aus Freudenstadt. Foto: Steffens Foto: Schwarzwälder-Bote

Hans-Jörg Dieter in seinen Dienst als Schuldekan eingeführt / Suche nach Antworten

Von Georg Steffens

 

Freudenstadt/Sulz. Beinahe vollzählig ist das Triumvirat in den evangelischen Dekanatämtern Freudenstadt und Sulz mit der Einführung des neuen Schuldekans Hans-Jörg Dieter in der Freudenstädter Stadtkirche durch den Reutlinger Prälat Christian Rose. In der Dreierriege neben dem Freudenstädter Dekan Werner Trick fehlt nur noch der designierte Sulzer Dekan Ulrich Vallon, der erst im November in seinen Dienst eingeführt wird, aber schon bei Dieters Einsegnung mit dabei war.

Unter Trompeten- und Posaunenklängen zog der neue Schuldekan in die Kirche ein und bekannte sich in seiner Vorstellung selbst als Posaunenchorbläser. Im CVJM seines Heimatorts Öschingen, der heute zur Stadt Mössingen gehört, sei ihm nicht nur das Musizieren gelehrt worden, sondern auch, dass Kirchengemeindegruppen mit ihrer beheimatenden Kraft oft eine Fortsetzung der Familie seien. So verzahnen sich laut Dieter die einzelnen Lernorte bis hin zum Arbeitsplatz.

Diese Zusammenhänge will der 52-jährige ehemalige Pfarrer in Stuttgart-Mühlhausen und Studienleiter in der religionspädagogischen Ausbildung in seiner Schuldekanstätigkeit besonders im Blick haben und Menschen ermutigen, an eine jüngere Generation weiterzugeben, was sie im Leben trägt und ihnen Hoffnung gibt.

Ganz bewusst bekannte sich Dieter zu dieser Form der Traditionsweitergabe ebenso wie zum kritischen und selbstständigen Denken. Für ihn selbst sei eine wesentliche Lernerfahrung gewesen, dass es eben nicht nur den Geist einer Gruppe gebe, sondern jeder einzelne Mensch selbst zu Urteil und Verantwortung herausgefordert sei. Gesellschaftliche Fragen hätten ihn dabei in seiner Jugendzeit besonders umgetrieben: "Was für eine Welt hinterlassen wir der nächsten Generation?"

Insofern, fasste der neue Schuldekan zusammen, sei "der Religionsunterricht eine geniale Erfindung", ein "Freiraum zum Nachdenken über das eigene Leben und zum Schöpfen aus Kraftquellen". Seine Aufgabe sieht Dieter im "Wahrnehmen, Begleiten und Ermöglichen".

Die Ansicht, Religionsunterricht passe nicht mehr so recht in das Portfolio einer modernen Schule, hält der aufgeweckte und unbequeme Denker Dieter für fast so fatal wie das Abrutschen in die "digitale Demenz" einer nur noch virtuellen Welt. Vielmehr sei Schule als ein ganzheitlicher Lebensort zu begreifen. "Jugendliche sollen kritische Wegbegleitung auf der Suche nach eigenen Antworten erfahren können".

Als Christenmensch habe er seine Antworten, die er jedoch nur "anbieten und authentisch vorleben" könne, so Dieter. Sein Investiturzeuge Kirchenrat Ernst-Michael Dörrfuß brachte Dietrich Bonhoeffer ins Gespräch: "Der erste Dienst eines Christen ist das Anhören: Die Gottesliebe verlangt, auf Gottes Wort aus der Bibel zu hören, die Bruderliebe verlangt, den Menschen zuzuhören". Beides sieht Dörrfuß für Dieter als charakteristisch an.

Im Anschluss an den Gottesdienst bestand die Gelegenheit, den neuen Schuldekan, der privat als Obstgärtner und Imker tätig ist, bei einem Empfang persönlich kennenzulernen.