Kommunales: Spielerische Komponente bei Jugendbeteiligung soll entfallen / Nicht nur Wunschkonzert

Freudenstadt. Das Rathaus ist kein Ponyhof. Dort werden weitreichende Entscheidungen für die Bürger in der Stadt getroffen. Dies soll sich jetzt auch beim Jugendrathaus deutlicher niederschlagen. Das Jugendrathaus ist neben dem Jugendforum eine Form der Jugendbeteiligung an der Kommuanlpolitik in Freudenstadt.

Seit sieben Jahren werden beide Beteiligungsmöglichkeiten jährlich umgesetzt. Das Jugendrathaus soll jetzt weiterentwickelt werden. Lisa Stache vom Kinder- und Jugendzentrum erläuterte im Ausschuss für Verwaltung, Tourismus und Soziales (VTS) wie. Bisher gab es zu Beginn des Jugendrathauses, an dem Schüler der achten Klassen teilnehmen, immer eine Rathaus-Rallye. Diese spielerische Methode die Verwaltung zu erkunden, soll künftig gestrichen werden. Stattdessen soll es Kurzreferate von verschiedenen Ämtern der Stadt geben. Danach werden fiktive Fallbeispiele, in denen sich junge Menschen an die Verwaltung wenden, die aber durchaus einen realistischen Hintergrund haben, vorgestellt.

Mit diesen Fallbeispielen beschäftigen sich dann die Jugendlichen in Gruppen, die die Aufgaben haben, sich in die jeweiligen Ämter zu versetzen und diese Themen bürgerfreundlich und verwaltungsverträglich zu bearbeiten.

Als Themen für das nächste Jahr sind zum Beispiel ein Bürgerbegehren für den Tierschutzverein, die Austragung eines Hallenfußballturniers oder die Erweiterung des Skaterparks vorgemerkt.

Die Rathaus-Rallye habe bislang etwas Unruhe in die Amtsstuben und in das Jugendrathaus gebracht, schilderte Oberbürgermeister Julian Osswald. Der Erkenntnisgewinn sei bei der neuen Form für die Jugendlichen größer. Dabei sei jedoch klar, dass man sie mit Informationen nicht erschlagen darf. Wenig sinnvoll sei es einfach nur Wunschlisten aufzustellen, wie beim jüngsten Jugendforum. Die Diskussion dürfe nicht in kommerziellen Wünschen enden, wie beispielsweise, dass endlich ein H&M oder Subway nach Freudenstadt kommen. Man sei mit dem neuen Jugendrathaus aber auf dem richtigen Weg, zeigte sich Osswald überzeugt.

Auch die Ausschussmitglieder fanden den neuen Ansatz gut. Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle (Bürgeraktion) gab dennoch zu bedenken, dass man die Jugendlichen in ihren Ideen nicht beschneiden sollte. Beate Gernsheimer (FWV/FDP) stellte fest, dass es wohl viele Wünsche gibt, aber wenig Bereitschaft, sich zu engagieren. Stadträtin Cornelia Christoffel (CDU) war sich nicht sicher, ob es bei den Jugendlichen richtig rübergekommen ist, dass sie sich beteiligen und nicht nur Wünsche äußern sollen.

Junge Menschen hätten sich verändert und seien heute wohl weniger bereit, sich zu engagieren, bemerkte OB Osswald. Im Jugendrathaus sollten daher mehr Kenntnisse vermittelt werden, was in der Verwaltung passiert, um im Jugendforum zu mehr sachlichen Themen zu kommen.

Stadtrat Hermann John (FWV/FDP) erinnerte, dass aus den Jugendforen bereits gute Ideen enstanden sind. Aber viele junge Menschen hätten auch "einfach keinen Bock".