Landtagspräsident Guido Wolf wird in Sachen Gesundheitsversorgung in die Pflicht genommen
Von Tina Eberhardt Freudenstadt. Das Krankenhaus Freudenstadt läuft gut, doch für Investitionssprünge fehlen die Mittel. Hilfe erhofft man sich nun vom Land. Und damit die Botschaft ankommt, wurde sie gleich an einer Schlüsselstelle vorgetragen. Bei Landtagspräsident Guido Wolf (CDU). Auf einer Landkreistour durch Freudenstadt wurde Wolf, zwischen Stationen bei der Schwarzwaldwerkstatt und auf dem Ruhestein, von Landrat Klaus Michael Rückert mit sorgfältiger Strategie im Krankenhaus ausgebremst. Denn: "Gesundheitsversorgung ist ein zentrales Thema im Landkreis", erklärte der Landrat. Wie zentral, das wurde Wolf nicht nur von Geschäftsführung und Direktion des Krankenhauses erläutert, sondern auch von Mitgliedern und Fraktionsvorsitzenden des Kreistags sowie den Landtagsabgeordneten Timm Kern (FDP) und Norbert Beck (CDU).
Wirtschaftlich stehe das Haus ordentlich das, betonte Rückert. "Doch die Rahmenbedingungen machen uns erhebliche Probleme." Eine 40 Jahre alte Technik und Bausubstanz aus den 70er-Jahren rufen jährlich lauter nach Investitionen. Im Kreistag sucht man zwischen den Szenarien Sanierung, Teilneubau oder Komplettneubau nach der besten Lösung. Doch alle Projekte würden den zweitkleinsten Landkreis Baden-Württembergs "enorm belasten", so Rückert. "Deshalb brauchen wir die Unterstützung des Landes."
Denn auch wenn das Haus im operativen Bereich wirtschaftlich arbeitet, Mittel für Investitionen bleiben keine übrig. Nicht zuletzt, weil das Haus als regionale Anlaufstelle ein breites Basisangebot mit entsprechender Infrastruktur vorhalten muss. "Wir können keine Rosinenpickerei machen", unterstrich Geschäftsführer Peter Mast die Herausforderungen für den Gesundheitsbetrieb. Jene fürchtete Guido Wolf vor allem in privatisierten Häusern. Den Anwesenden machte er deshalb Mut, an der öffentlichen Trägerschaft des Hauses festzuhalten. "Sie bietet die Chance für ein ganzheitliches Angebot."
Um dieses zu sichern, macht man sich im Kreis viele Gedanken. Mit einem Sponsoren-Programm macht man sich daran, dem steigenden Facharzt-Mangel entgegenwirken, indem Nachwuchs-Mediziner schon während des Studiums angeworben und verpflichtet werden. Auch in anderen EU-Ländern geht man mittlerweile auf die Suche nach jungen Ärzten. Denn das Krankenhaus spielt nicht nur als Gesundheitsversorger, sondern auch als Arbeitgeber und Standortfaktor eine wichtige Rolle. "Ich möchte niemandem sagen müssen, dass das nächste Krankenhaus eine Stunde entfernt ist", meinte Freudenstadts Oberbürgermeister Julian Osswald mit Blick auf das Thema Fachkräfte- und Neubürgergewinnung.
"Es ist der Wunsch der Bevölkerung, eine Basisversorgung vor Ort zu haben", ergänzte Heinz Hornberger, CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag. Klaas Klaassen, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, wiederum bat das Land um steuerndes Einwirken, um dem "unnötigen Konkurrenzkampf" zwischen den Landkreisen Einhalt zu gebieten.
Sowieso erwartete sich die Delegation mehr, als nur anerkennende Worte des Landtagspräsidenten. Eine Aufstockung der Fördermittel für Krankenhäuser verlangte Beck, der die bislang bereitgestellten Summen als "Kosmetik" kritisierte. Landrat Klaus Michael Rückert hingegen richtete den Blick fest auf die regionale Problematik: Der Landkreis habe seine Aufgaben zur Zukunftsaufstellung des Krankenhauses erledigt. "Wir sind bereit, jetzt brauchen wir Hilfe."
Dass es zumindest in der Theorie zum Dialog kommen könnte, hatte Wolf zuvor durchblicken lassen. Das Land fördere Investitionen, wenn diese als sinnvoll erachtet werden, erklärte der Landtagspräsident. Dort sei man angesichts der positiven Wirtschaftsergebnisse aus dem Kreis nun in der Verantwortung zur Unterstützung.