Der Rad- und Fußgängerweg entlang der Stuttgarter Straße birgt laut Verkehrsingenieur Dirk Kopperschläger Gefahrenpotenzial. Ein Piktogramm könnte hier den Radfahrer stärker ins Bewusstsein rücken. Foto: Alt

Maßnahmenplan umfasst 58 Punkte. Im bisherigen Netz steckt Gefahrenpotenzial. Vom Einsteiger zum Aufsteiger.

Freudenstadt - 58 Maßnahmen hat Verkehrsingenieur Dirk Kopperschläger für ein schlüssiges Radverkehrskonzept zusammengefasst. Nach seinem Zwischenbericht vor dem Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt ist klar: In diesem Thema steckt noch eine Menge Zündstoff.

Rund ein viertel Jahr ist es her, seit Verkehrsingenieur Dirk Kopperschläger vom Büro Dr. Brenner dem Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt (AIU) eine erste Analyse des Freudenstädter Radverkehrsnetzes vorstellte. Damals war das Ergebnis ernüchternd: Freudenstadt ist keine Stadt der Radfahrer. "Zu wenig Radverkehrsinfrastruktur insgesamt und viele kritische Stellen", fasste der Experte die Situation auch in der jüngsten Sitzung zusammen.

"Freudenstadt ist ein Einsteiger." Und das, obwohl vor allem in Sommer die Freudenstädter Innenstadt viele Radfahrer und Radtouristen anlockt. Eine Problemkarte wurde vom Ingenieurbüro erstellt und daraus eine Netz- und Maßnahmenkonzeption entwickelt, die sich an direkten Wegen durch die Stadt orientiert  – so zum Beispiel auch über den Marktplatz. Im Maßnahmenpaket finden sich große und kleine Eingriffe.

Ein Piktogramm oder ein optisches Abheben des Rad- und Fußwegs entlang der Stuttgarter Straße durch eine farbige Markierung ist genauso vertreten wie die Neugliederung der Fahrbahn am Knotenpunkt Ludwig-Jahn-Straße/Gottlieb-Daimler-Straße.

Gehwege sind nicht barrierefrei

Dort könnte die Fahrbahn verschmälert und um zwei Schutzstreifen für Radfahrer mit je 1,50 Meter Breite ergänzt werden. Ähnliches schlägt Kopperschläger auch für die Verkehrsführung im Bereich  Martin-Luther-Straße/Murgtalstraße vor. Die Fahrbahnen stadtauswärts und  stadteinwärts könnten insgesamt schmaler ausfallen und mit Schutzstreifen versehen werden.

Lücken im Radverkehrsnetz schließen, mehr Verkehrssicherheit für den Radfahrer und den Radler im Stadtbild präsenter machen könnten also erste Stufen zur Verbesserung der Infrastruktur sein. Die 58 Punkte auf dem Maßnahmenplan geben, so der Radverkehrsexperte, eine mögliche Entwicklung in den kommenden fünf bis acht Jahren vor. "Ich sehe gute Chancen, den Radverkehr in Freudenstadt deutlich voranbringen zu können", so Kopperschläger.

Auch wenn diesem Zwischenbericht kein Beschluss folgen sollte: Grund zur Diskussion gab er allemal. Freie Wähler-Stadtrat Friedrich Volpp sprach das Thema Rollstuhlfahrer an. Diese würden die Radwege mitbenutzen. Kopperschläger entgegnete: "Das ist ein Indiz dafür, dass die Gehwege nicht barrierefrei sind. Es kann aber nicht das Ziel sein, dass der Rollstuhlfahrer die Radwege nutzt." Konflikte seien dann vorprogrammiert.

OB Julian Osswald warf ein, dass die Stadt sowohl an der einen wie auch an der anderen Stelle Handlungsbedarf sehe.SPD-Stadtrat Karl Müller geht die Radwegeplanung nicht schnell genug voran. Er regte an, kleinere, unkomplizierte Maßnahmen, die mit geringen Kosten verbunden sind, bereits in diesem Jahr anzugehen und nicht erst 2015. Zunächst aber muss das Maßnahmenpaket in den Fraktionen diskutiert werden.  "Wir müssen ja ersteinmal die Maßnahmen herausfiltern. Das liegt in unserer Verantwortung", betonte Osswald.