Besuch im Polizeirevier Horb (von links): OB Peter Rosenberger, Johannes Kettenhofen, Revierleiter Markus Mast, Ralf Thimm, Martin Jäger, Landrat Klaus Michael Rückert und Norbert Beck. Foto: Roth

"Durststrecke" bis 2020. Zwei Reviere im Landkreis leiden unter knapper Personalsituation.

Kreis Freudenstadt - Die Pensionierungswelle, die sich abzeichnet, stellt die Polizei vor große Herausforderungen. Personalengpässe waren Thema beim Besuch des Innen-Staatssekretärs Martin Jäger (CDU) in den Revieren Horb und Freudenstadt

Auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Norbert Beck besuchte Jäger die Polizeireviere im Landkreis. Begleitet wurde er dabei vom leitenden Polizeidirektor Ralf Thimm vom Polizeipräsidium Tuttlingen, welcher für die Reviere zuständig ist. Vorrangige Themen waren in beiden Häusern die Personalengpässe durch die anstehenden Pensionierungen und die Liegenschaften, teilt die CDU mit.

Schutz der Dienstwagen vor Vandalismus

Im Revier Horb gebe es keine festen Schichten mit den gleichen Polizisten, sondern es werde nach dem "Pool"-Modell gestaltet. So könne jeder Beamte seinen Dienst individuell gestalten. Der Dienstplan werde jeweils zwei Monate im Voraus festgelegt. "Natürlich gibt es dann noch Verschiebungen und Änderungen", so Revierleiter Markus Mast, "dies wird aber von den Beamten in der Regel akzeptiert, und sie sind mit diesem modernen Arbeitszeitmodell zufrieden."

Für Mast bedeutet dies eine höhere Flexibilität. Er könne viel schneller auf besondere Ereignisse reagieren. So sei der Personalbedarf zum Beispiel bei Großveranstaltungen wesentlich höher als an einem normalen Wochentag. Einsatz- und sicherheitstaktisch sei der Standort in der Neckarstraße "ideal", so Thimm. Daher wolle man auch einen möglichen Neubau in der Neckarstraße prüfen. Die innerstädtische Präsenz der Polizei erzeuge Vertrauen in der Bevölkerung, so Thimm. Bei einem Neubau würde die Stadt das landeseigene Haus, welches unter Denkmalschutz steht, gerne kaufen. Es würde ein "Haus der Stadt" und könne das öffentliche Leben stärken, so OB Peter Rosenberger.

Polizei steht vor Mammutaufgaben

Sorgen bereitet Thimm und Mast die anstehende Pensionierungswelle. Kripo und die gesamte Organisation der Polizei stünden in den kommenden Jahren vor einer Mammutaufgabe. "Wir haben die größte Einstellungsoffensive in der Geschichte der Polizei gestartet und die Anzahl der Einstellungen auf 1800 erhöht", so Staatssekretär Jäger. Zur Bewältigung dieser Aufgaben werden in Herrenberg und in Wertheim weitere Ausbildungsstandorte ertüchtigt. "Der Polizeiberuf ist attraktiv", so Jäger. "Wir haben genügend Bewerbungen, auch von Abiturienten."

Im Revier Freudenstadt gewährten Revierleiter Gerold Schumacher, Peter Nitsch und Heinrich Reiser den Beteiligten einen Einblick in die Kriminalstatistiken. So sei die Anzahl der Straftaten konstant und unter dem Landesdurchschnitt. Positiv zu vermerken sei, dass die Aufklärungsquote seit dem Jahr 2009 von 55,2 auf 63,5 Prozent gestiegen sei. Erfreulicherweise gingen die Einbruchsdiebstähle seit 2013 stetig zurück.

Angespannte Personalsituation

OB Julian Osswald sicherte zu, dass er eine Verbesserung bei den Parkflächen für Polizeifahrzeuge zum Schutz vor Vandalismus unterstützen wolle. Für Osswald ist der Standort des Polizeireviers hervorragend, da er sehr zentral liege. Die Beamten hätten damit kurze Wege. Nicht erfreulich sei derweil der Anstieg der Rauschgiftdelikte. Laut Staatssekretär Jäger lässt dies auch einen anderen Rückschluss zu: Der Anstieg in der Statistik sei auch ein Verdienst der Kripo, die "hohe Einsatzbereitschaft" zeige und verstärkt kontrolliere. So fielen auch mehr Delikte auf.

Das Fazit von Norbert Beck: "Die Personalsituation ist sehr angespannt. Es liegt noch eine große Durststrecke bis 2020 vor uns, bis die vermehrten Einstellungen sich auch bei den Revieren bemerkbar machen."