Jobcenter des Landratsamts und der Agentur für Arbeit seit knapp zwei Monaten in Betrieb / Übergang "relativ geräuschlos"
Von Hartmut Breitenreuter
Kreis Freudenstadt. "Es läuft an", sagt Sozialamtsleiter Robert Bornhauser vom Landratsamt. "Wir haben uns zusammengefunden", drückt es Franz Kassel von der Agentur für Arbeit aus. Das Jobcenter im Kreis Freudenstadt scheint nach zwei Monaten Betrieb ganz gut zu funktionieren.Dabei war der Zusammenschluss von Landratsamt und Agentur für Arbeit zum Jobcenter zur Betreuung der Bezieher von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) alles andere als eine Liebesheirat. Eigentlich wollte der Landkreis die Hartz -IV-Empfänger als so genannte "Optionskommune" in Eigenregie betreuen, bekam aber keinen Zuschlag. Somit entstand das Jobcenter als vom Bund angeordnete Zwangsehe.
Die Partner des Jobcenters mit seinen Anlaufstellen in der Agentur für Arbeit in Freudenstadt in der Katharinenstraße und in Horb in der Lindenstraße haben sich schnell zusammengerauft. 54 Mitarbeiter sind in der neuen Einrichtung beschäftigt, davon acht vom Landratsamt. Noch bis zum vergangenen Jahr teilten sich der Landkreis und die Agentur für Arbeit die Zuständigkeiten für die Empfänger von Arbeitslosengeld II. Das Landratsamt war für die Kosten der Unterkunft und Heizung zuständig, die Agentur zeichnete für die Leistungen zum Lebensunterhalt sowie für Vermittlung und Qualifizierung verantwortlich.
Das neue Jobcenter bringt für die Leistungsempfänger den Vorteil, dass sie nur eine Anlaufstelle haben. Für den Kreis und die Agentur für Arbeit bedeutete die Umstrukturierung jedoch einen großen organisatorischen Aufwand, denn für das Jobcenter musste quasi eine neue Behörde aus zwei Trägern mit eigener Geschäftsführung gegründet werden. Nach einer Menge Vorarbeit nahm das Jobcenter mit Beginn des Jahres seine Arbeit auf. "Es gibt noch Optimierungsbedarf", schildert Robert Bornhauser, Leiter des Sozialamts beim Landratsamt Freudenstadt, seinen Eindruck nach den knapp zwei Monaten Betrieb. Die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit seien bisher nicht nach Bezirken für die Leistungsempfänger zuständig gewesen, sondern die Fälle seien nach Anfall bearbeitet worden. Die Bezirkszuständigkeit sei jedoch vom Landratsamt für das neue Jobcenter übernommen worden. Dies habe den Vorteil, so Bornhauser, dass die Sachbearbeiter eine größere Verantwortlichkeit und einen größeren Bezug zu den einzelnen Fällen haben. Diese Zuständigkeit nach Bezirken müsse noch besser ins Laufen kommen, so Bornhauser, ansonsten ist er "guter Dinge, dass es funktioniert", obwohl der Landkreis gemeinsam mit anderen Kreisen noch eine Verfassungsbeschwerde gegen die Ablehnung als Optionskommune laufen hat.
Franz Kassel, bisher bei der Agentur für Arbeit Bereichsleiter für die Leistungen des Arbeitslosengelds II für die Kreise Freudenstadt und Calw, ist Geschäftsführer des Jobcenters und bislang sehr zufrieden, dass der Übergang zu der neuen Einrichtung "relativ geräuschlos" vonstatten ging. Es habe keinerlei Beschwerden gegeben, obwohl sich durch die Umstrukturierung etwas längere Wartezeiten ergeben hätten. Es brauche eben eine gewisse Zeit, bis sich die Mitarbeiter der jeweiligen Einrichtungen an ihre neuen Aufgaben gewohnt haben. Doch das Jobcenter sei inzwischen eine Einheit. Auch im Innenverhältnis der Mitarbeiter gebe es nach seiner Kenntnis keine Probleme.
Die Fälle im Bereich des Arbeitslosengelds II sind laut Franz Kassel in letzter Zeit etwas rückläufig, dennoch sei der Publikumsverkehr in der Agentur für Arbeit in Freudenstadt durch das Jobcenter gewachsen. "Viele Bezieher kommen persönlich vorbei", sagt der Geschäftsführer, obwohl es auch die Möglichkeit der telefonischen Sachbearbeitung gibt. Um auf diesen Service hinzuweisen, soll jetzt noch ein spezieller Flyer für die Hartz-IV-Bezieher entworfen werden.
In regelmäßigen Zusammenkünften werden im Jobcenter Problemfälle besprochen. Laut Kassel treffen sich die Mitarbeiter der Arbeitsvermittlung 14-tägig und besprechen Neuerungen in der Gesetzgebung sowie einzelne Fälle. Die Führungsmannschaft trifft sich sogar wöchentlich. Zweimal im Jahr tagt in der Regel die Trägerversammlung, dessen Vorsitzender Landrat Klaus Michael Rückert ist.