Kirchenmusikdirektor Jörg Michael Sander an der Orgel in der Martinskirche. Foto: Lorek Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Zurücklehnen und genießen: Kirchenmusikdirektor spielt anspruchsvolle Werke in der Martinskirche

Musik, die zum Zurücklehnen und Genießen einlud, wurde von Kirchenmusikdirektor Jörg Michael Sander in der evangelischen Martinskirche geboten.

Freudenstadt. Inzwischen sei es bereits eine Tradition, jedes Jahr im Januar ein Orgelkonzert zu spielen, so der Kirchenmusiker bei der Begrüßung der zahlreichen Besucher, Weil die Stadtkirche saniert wird, fand das Konzert in der Martinskirche statt.

Mitgebracht hatte Sander ein anspruchsvolles Programm mit "Orgelmusik von Jubilaren des Jahres 2020". Zu Beginn des Orgelkonzertes gab Jörg Michael Sander Informationen über die jeweiligen Komponisten und ihre Werke. Die aus dem Jahr 1958 stammende Orgel der Martinskirche mit ihrem eher nüchternen Klang, weil deren Register eher der barocken Tradition verpflichtet seien, wie Sander erläuterte, sei eine besondere Herausforderung, um die Musik der unterschiedlichen Komponisten zu transportieren. Sander spannte dennoch einen schönen musikalischen Liederbogen und ließ die unterschiedlichsten Klangfarben durch sein virtuoses Spiel aufleuchten.

Einen schönen Einstig bot Sander mit "Eine feste Burg ist unser Gott" von Johann Walter mit dem kurzen "Bicinium" und einem melodiösen "Tenorlied. Es folgten zwei Präludien, die einen eindrucksvollen musikalischen Hörvergleich boten, zumal beide Komponisten in der gleichen Zeit gelebt hatten. Zuerst das sanft und legato gespielte Präludium von Henry Purcell mit "Voluntary on the Old Hundreth", über das gut herauszuhörende Lied "Herr Gott, dich loben alle wir". Danach das eindrucksvolle und lauter gespielte "Praeludium in e" von Arnold Matthias Brunckhorst, von dem nur dieses einzige Orgelwerk überliefert ist und das mit schöner Dynamik und schnellen Tonfolgen beeindruckte.

Zu Ehren des 225. Todestags von Michel Corrette spielte der Organist das variationsreiche "Magnificat du deuxieme Ton", bei dem sich das Orgelspiel und ursprünglich vorgesehene Chorpassagen abwechselten. Eine echte Überraschung waren zwei Stücke von Ludwig van Beethoven, die Sander zu dessen 250. Geburtstag spielte. Es war keine Orgelmusik im klassischen Sinn, sondern Musik, die eine mechanische Spieluhr mit Pfeiffenwerk (Flötenuhr) nachahmte, die zu jeder Stunde oder halben Stunde schlägt. Schnörkellos und deshalb so bezaubernd, war das "Praeludium durch alle Tonarten", das Sander geschmeidig und filigran spielte. Im Gegensatz dazu hatte der Kirchenmusiker von Johann Christian Heinrich Rinck "Sechs Variationen über ein Thema von Corelli" dabei, mit einem "Andante", das das Thema repräsentierte, sowie dem "Moderato", "Andantino", "Larghetto", "Adagio cantabile" und einem "Maestoso", bei dem es nicht an dramatischen Elementen fehlte.

Zuhörer lauschen andächtig der Musik

Beeindruckend war auch die zu Beginn düster und eher traurig wirkende "Kleine Passacaglia Wer nur den lieben Gott lässt walten" aus dem "Choralwerk II" von Johann Nepomuk David, anlässlich des 125. Geburtstags des Komponisten. Wie auch bei allen Orgelstücken zuvor, lauschten die Zuhörer andächtig. Mit Paul Hindemith, einem der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, setzte Organist Sander den musikalischen Schlusspunkt. Mit der "Sonate II" für Orgel wurde es kurz "lebhaft", dann "ruhig bewegt", um dann mit der Fuge "mäßig bewegt, heiter" auszuklingen. Die Zuhörer dankten dem Meister mit viel Applaus.