Freudenstadt versinkt im Schnee. Foto: Schwark

Liegengebliebene Lastwagen bereiten Probleme. Räum- und Streudienste im Dauereinsatz.

Kreis Freudenstadt - Schneechaos pur auf den Straßen im Kreisgebiet. Auf manchen Strecken ging gestern zwischenzeitlich nichts mehr, weil zahlreiche Straßen gesperrt waren. Die Straßenmeistereien und der Winterdienst der Gemeinden liefen auf Hochtouren.

Ralf Jesse rotiert. Im Hintergrund sind viele Stimmen zu hören. Die Koordination läuft auf Hochtouren bei der Straßenmeisterei Dornstetten, die bis nach Horb im Einsatz ist. Gestern Vormittag um 11 Uhr ist der Höhepunkt erreicht: Dicke Schneeflocken kommen im gesamten Kreisgebiet runter. "14 Fahrzeuge sind bei der Straßenmeisterei Freudenstadt im Einsatz, elf bei uns", berichtet Straßenmeister Jesse. Damit sei der komplette Fuhrpark unterwegs.

Das größte Problem: liegengebliebene Lastwagen. "Im gesamten Landkreis haben wir mit dem Problem zu kämpfen." Natürlich ist der Kniebis wieder ein neuralgischer Punkt, aber auch zwischen Horb und Schopfloch geht zwischenzeitlich nichts mehr. Um zirka zwölf Uhr bleiben zehn Laster stecken, einer steht quer und muss erst wieder in Fahrrichtung gezogen werden. Polizei-Pressesprecher Walter Kocheise berichtet aus den Polizeirevieren: "Meine Kollegen melden, dass ein großes Problem die zum Teil schlechte Lkw-Ausrüstung ist. Viele haben beispielsweise keine Schneeketten."

Im Bereich Freudenstadt muss die Griesbacher Steige komplett gesperrt werden. Dort kommt es laut Kocheise zu erheblichen Behinderungen durch liegengebliebene Lastwagen, die nicht über die erforderlichen Schneeketten verfügen.

Beim Promenadenplatz in Freudenstadt geht zeitweise wegen liegengebliebener Lastwagen auch nichts mehr. Die Polizei regelt kurzzeitig den Verkehr und leitet Laster, die nicht die erforderliche Ausrüstung haben, über das Murgtal um, oder zieht die Fahrzeuge kurzerhand aus dem Verkehr. Im Bereich Freudenstadt besteht Schneekettenpflicht für die Bundesstraßen 28 und 500. Trotz des gesamten Chaos passieren lediglich drei schneebedingte Verkehrsunfälle.

In der Zentrale des Busunternehmens Schweizer geht es zur Sache: Edgar Hellstern muss im Schneechaos koordinieren. Und auch hier sind die steckengebliebenen Lastwagen ein Problem. "Auf den Strecken geht dann auch für uns nichts mehr. Wir fahren, wo es geht." Besonderes Hauptaugenmerk: der Schülertransfer. "Wir müssen schauen, dass wir die Schüler alle heimbringen." Peter Staufer vom Verkehrsamt ist mit den Schulen und den Busunternehmen im ständigen Kontakt. Nach seinen Informationen muss keine Schulbuslinie eigestellt werden. Einige Schulen im Kreisgebiet mit Ganztagsunterricht haben dennoch den Nachmittagsunterricht abgesagt. "Das ist unter anderem in Altheim, Pfalzgrafenweiler, Waldachtal und Dornstetten der Fall", berichtet Hellstern. Trotz des heftigen Schneefalls gibt es an Freudenstädter Schulen aber keinen Unterrichtsausfall.

Besonders heftig schüttelt Frau Holle ihre Betten im Raum Freudenstadt aus. Die Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes auf dem Freudenstädter Kienberg meldet am Mittag eine Schneedecke von 60 Zentimetern. Allein am Sonntag fallen 24 Zentimeter Neuschnee in Freudenstadt.

Kaum noch ein Durchkommen

Am gestrigen Montag kommt noch eine ordentliche Ladung hinzu. "In einer Stunde haben wir am Vormittag bis zu vier Zentimeter Neuschnee gemessen", so Meteorologe Martin Löw. Zeitweise gibt es im Stadtgebiet von Freudenstadt kaum noch ein Durchkommen. Selbst die Hauptdurchgangsstraßen sind stets schneebedeckt. Auf dem Freudenstädter Weihnachtsmarkt öffnen etliche Hütten verspätet, weil man damit beschäftigt ist, zunächst die Schneemassen zu beseitigen.

"Seit 2.30 Uhr sind die Mitarbeiter unterwegs", berichtet Claus Grieshaber, Leiter des Baubetriebsamts der Stadt Freudenstadt. "Die Hauptstraßen werden wir aufkriegen", schildert er die Lage. Doch in den Seitenstraßen müsse man teilweise passen. "Wir bekommen den Schnee seitlich nicht mehr rauf", so Grieshaber. 54 städtische Mitarbeiter sind im Räum- und Streudienst eingesetzt. Dazu kommen 27 städtische Fahrzeuge und fünf von Unternehmern. "Mehr geht einfach nicht", betont Claus Grieshaber. In den ersten 14 Tagen nach dem Wintereinbruch müssen sich der Leiter und seine Mitarbeiter im Baubetriebsamt mit den meisten Beschwerden über nicht oder schlecht geräumte Straßen und Wege herumschlagen.

"Das Telefon steht nicht still." Danach, so Grieshaber, hätten sich die Bürger an den Schnee gewöhnt und würden wieder etwas ruhiger. Schnee sei keine Boshaftigkeit der Stadt, sondern eine Naturerscheinung, pflegt Grieshaber aufgebrachten Bürgern zu sagen. Dankbar wäre Grieshaber, wenn Anwohner ihre Autos nicht in den Seitenstraßen am Straßenrand stehen ließen, damit die Schneepflüge durchkommen. Ebenso sollte Schnee nicht einfach auf die Straße geschippt werden. "Denn der nächste Schneepflug bringt ihn garantiert zurück", weiß er.