Öfter unbesetzt sind die Sitzplätze in Bussen und Bahnen im Kreis. Foto: Rath

Verkehrsverbund meldet Rückgang um 3,2 Prozent. Minus in allen relevanten Sparten.

Kreis Freudenstadt - Allen Klimaschutz-Debatten zum Trotz: Die Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen im Landkreis Freudenstadt waren voriges Jahr weiter rückläufig. Um 3,2 Prozent gingen die Beförderungszahlen im ÖPNV zurück. Im Technischen Ausschuss des Kreistags ging es am Montag um die Frage: warum?

Martin Mäule, Geschäftsführer der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Freudenstadt (VGF), hatte wenig erfreuliches zu vermelden. Um 20 Prozent ist das Fahrgastaufgekommen in zehn Jahren eingebrochen. Die Verkehrsunternehmen seien bestrebt, das Angebot aufrecht zu erhalten. "Aber es ist schwierig", sagte Mäule.

Rückgänge gab es in allen bedeutenden Sparten. Rund 5,71 Millionen Fahrgäste wurden 2018 der VGF-Statistik zufolge in Bussen und Bahnen befördert, davon 5,55 Millionen im Werktagsverkehr und 166.000 im Freizeitverkehr. Was dem Verbund hauptsächlich zu schaffen macht, ist der Rückgang im Schülerverkehr. Mäule führt dies auf geburtenschwache Jahrgänge zurück, sieht hier aber allmählich die Talsohle erreicht.

Zusätzliche Busse für Nationalpark

Einziger Lichtblick: das Studi-Ticket mit einem Plus von 1,9 Prozent. Wenn der Campus Freudenstadt an den Start geht, soll das Angebot auch diesen Studenten eröffnet werden. Kritisch sieht der VGF die Konus-Freikarten für alle Touristen, deren Freitickets zu 60 Prozent über die Kurtaxe und zu 40 Prozent über rabattierte Fahrpreise finanziert werden. Auf ausgewählten Strecken wurden die Busse regelrecht überrannt, etwa in den Nationalpark. Dann seien zusätzliche Fahrzeuge notwendig gewesen. Die Mehrkosten würden derzeit von den Verkehrsunternehmen getragen. Die Nachfrage nach Tickets über den BW-Tarif sei bislang "noch gering". Die VGF wolle hier die Entwicklung abwarten.

Um die Einbrüche und höhere Kosten, etwa wegen steigender Löhne und Gehälter, auffangen zu können, seien die Tarife bereits 2017 um rund 1,8 Prozent erhöht worden. Das Wirtschaftsergebnis 2018 sei "ausgeglichen". Neue "Herausforderungen" würden sich abzeichnen. Dazu zählte Mäule die Digitalisierung und die Schaffung von Fahrplan-, Buchungs- und Bezahlsystemen für internetfähige Mobiltelefone sowie die angepeilte Barrierefreiheit im ÖPNV bis 2022. Dazu müssten Haltestellen umgebaut und Busse schrittweise durch Niederflurfahrzeuge ausgetauscht werden.

Kritik kam von den Kreisräten im Ausschuss. Ludwig Wäckers (Grüne) sagte, die Argumente mit höheren Tarifen durch gestiegene Kosten für Treibsott und Personal höre er "Jahr für Jahr". Gerhard Gaiser (SPD) meinte, wegen der Klimaschutz-Debatte werde dem ÖPNV eine wachsende Bedeutung zukommen. Allerdings sei das Angebot nicht immer verlässlich. Gaiser schilderte von Jugendlichen und Feriengästen, die teils nachts vergeblich auf den Bus gewartet hätten, der einfach nicht gekommen sei. "Dann ist das Vertrauen weg. So geht das nicht", so Gaiser. Seiner Beobachtung nach nehme das "überhand". Auch Mäule räumte ein, dass die VGF "kein Tarifproblem, sondern ein Angebotsproblem" habe: "Was nützen 50 Tarife, wenn die Fahrzeuge nicht kommen?" Franz Schweizer (CDU), Vize-Geschäftsführer der VGF und selber Busunternehmer, erklärte, man könne den Fahrpreis auch "politisch senken". Das koste dann eben Steuergeld.

Uwe Hellstern (AfD) berichtet von Erfahrungen aus der eigenen Familie. Erkenntnis: So lange Busse nicht auch in den Schulferien regelmäßig führen, hätten Berufspendler und Senioren keine Chance, auf ein Auto zu verzichten. "Zwei Busse pro Tag in meinem Wohnort, das geht nicht", so Hellstern. Auf Anfrage von Ernst Wolf (FDP) sagte Mäule, der VGF sei dran, "Schwarzfahrern" das Leben schwerer zu machen. Reinhard Geiser, Erster Landesbeamter, setzte der weiteren Debatte ein Ende mit dem Hinweis, dass demnächst eine Klausursitzung zum Thema ÖPNV stattfinde. Dann lege der Kreis die Ergebnisse der groß angelegten Bürgerumfrage zum Thema vor.