In Albstadt mussten die Bagger anrücken und Parkhäuser abreißen. Foto: Kistner

Millionenschäden: Zahlreiche Tiefgaragen müssen abgerissen oder saniert werden.

Freudenstadt/Oberndorf - Salz macht Parkhäuser und Tiefgaragen in oft weniger als 20 Jahren zu Bauruinen. Nicht selten bleibt nur der Abriss. Die neuen Parkhäuser müssten digitaler werden, heißt es beim Land.

Die Stuttgarter Rathausgarage ist längst abgerissen, und auch das LKA-Parkhaus ist nicht mehr standsicher. Auf die Anwohner kommt monatelange Großbaustellenakustik zu, auf die Autofahrer eine quälende Parkplatzsuche – Stadt und Land drohen Kosten von vielen Millionen Euro.

Grund für die maroden Bauwerke ist das Streusalz, das von den Autos in die Gebäude gebracht wird und über die Zeit enorme Schäden verursacht. Vor 2001 gebaute Parkgaragen sind potenziell gefährdet. Erst 2001 griff eine DIN-Norm, wonach Bauteile mit einer Beschichtung gegen das Salz geschützt werden. Allerdings, so der Technische Überwachungsverein, waren diese ersten Beschichtungen auch nicht abriebfest genug. Erst seit etwa fünf Jahren gehörten harte, kunstharzbasierte Oberflächenschutzsysteme zum Stand der Technik beim Parkhausbau.

Neu-Ulm gehört zu den Städten, für die der Schutz zu spät kam. Das Parkhaus am Bahnhof ist nicht einmal 19 Jahre nach Eröffnung ein Totalschaden. Der Gemeinderat entschied, das Parkgerippe abzureißen und eine Tiefgarage zu bauen. Bis zu 11,7 Millionen Euro soll der finanzielle Beitrag der Stadt betragen. Tiefgarage statt Parkhaus – das ist ein Trend bei der kommunalen Planung, wenn auch ein teurer. Aber auch dieser Trend hat nicht überall Früchte getragen. Die Tiefgarage unter dem Freudenstädter Marktplatz musste 2005 aufgrund großer Schäden durch Streusalz für 3,1 Millionen Euro saniert werden. Die Kurhaus-Tiefgarage wurde zwei Jahre zuvor ebenfalls renoviert, da sie durch die Streusalzschäden sogar vom Einsturz bedroht war.

In Albstadt (Zollernalbkreis) kam innerhalb von fünf Jahren gleich zwei Mal die Abrissbirne zum Einsatz. In beiden Fällen waren gravierende statische Probleme die Ursache.

In Ulm hat sich der Gemeinderat für eine zusätzliche Tiefgarage und gegen ein Parkhaus ausgesprochen. Gebhard Hruby, der Geschäftsführer der landeseigenen Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg (PBW), sagt, es müssten schon "besondere Bedingungen vorliegen, dass man so was macht". Ein Tiefgaragenstellplatz ist dreimal so teuer wie ein Parkhausstellplatz."

Für Geschäftsführer Hruby hat die Zukunft des Parkens vor allem technische Aspekte. Der Einbau von LED-Leuchten sei längst obligat, das Verlegen von Elektroanschlüssen für E-Autos jederzeit möglich, da die Leitungen auf der Wand verlegt werden können. Doch längst ist nicht alles durchdacht. "Das Parkhaus muss digitaler werden", fordert der PBW-Chef. "Nehmen Sie eine Tiefgarage. Dort haben Sie keinen Handyempfang." Der Anschluss an das D1-Netz koste rund 10 000 Euro, an ein GSM-Netz rund 70 000 Euro.

Nicht jeder Untergrund eignet sich für eine Tiefgarage

Das sei unbezahlbar. "Deshalb bin ich am Überlegen, ob wir offenes WLAN in die Parkhäuser bringen." Beim Städtetag Baden-Württemberg heißt es, das Thema habe noch nie auf irgendeiner Tagesordnung gestanden. Das für Städteplanung zuständige Wirtschaftsministerium teilt mit: "Ein landesweiter Trend ist in Baden-Württemberg derzeit nicht feststellbar." Spezielle Empfehlungen an Kommunen gebe es nicht. Anregungen gibt es jedoch von der Landesarchitektenkammer. In Zeiten, da Baugrund in den Innenstädten Mangelware sei, lohne es sich für Stadtplaner im Sanierungsfall häufig, weiter zu denken, als alte Parkhäuser nur zu reparieren, meint die Sprecherin Carmen Mundorff. "Es gibt viel mehr her, in die Tiefe zu gehen. Aber nicht jeder Untergrund eignet sich dafür." Wer an die Zukunft denke, müsse auch verändertes Mobilitätsverhalten ins Kalkül ziehen. Klug sei, moderne Fahrradstellplätze einzubeziehen.