Hier geht es lang – am Samstag eröffnet die neue Kindernotfallpraxis in Freudenstadt. Von links: Johannes Fechner, Stefan Langrehr, Gerald Hellstern und Martin Vitzithum, kaufmännischer Leiter der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt. Foto: Eberhardt

Familien erhalten nun im Krankenhaus eine Rund-um-die-Uhr-Notfallversorgung. Schwer Kindernotdienst einzurichten.

Kreis Freudenstadt - Die medizinische Versorgung im Kreis wird ausgebaut. Am Samstag öffnet im Krankenhaus Freudenstadt die Notfallpraxis für Kinder und Jugendliche. Sie arbeitet eng mit der Kinderklinik im Krankenhaus zusammen.

Zu den Zeiten, in denen die Kinderarzt-Praxen nicht besetzt sind, erhalten Familien nun im Krankenhaus Freudenstadt eine Rund-um-die-Uhr-Notfallversorgung. Die Kindernotfallpraxis ist an Wochenenden und Feiertagen von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Außerhalb dieser Zeiten und während der Nachtstunden wird die Betreuung von den Ärzten der Kinderklinik übernommen.

Bislang war es schwer, in Freudenstadt einen eigenen Kindernotdienst einzurichten, erklärte Stefan Langrehr, ärztlicher Leiter der Kindernotfallpraxis, im Pressegespräch. Nur vier Kinderärzte sind im Raum Freudenstadt niedergelassen. Sie alle waren in die reguläre Notfalldienstkette eingegliedert. Anders sah die Situation im Kreis Calw aus, wo die niedergelassenen Kinderärzte eine eigene fachliche Notfalleinheit bildeten – allerdings ohne eine Kinderklinik zur Unterstützung im Rücken zu haben.

Mit der neuen Kindernotfallpraxis in Freudenstadt wurde nun eine zentrale Notfallstelle für die Region Freudenstadt/Calw geschaffen. 18 Ärzte aus der Region teilen sich die Bereitschaftsdienste. Unterstützt werden sie von sechs medizinischen Fachkräften, die eigens für die neue Praxis eingestellt wurden. Im Erdgeschoss des Krankenhauses stehen zwei Behandlungszimmer mit kindgerechter medizinischer Ausstattung zur Verfügung. Fälle, die in der ambulanten Praxis nicht ausreichend versorgt werden können, können direkt an die Kinderklinik im Haus weitergeleitet werden.

Die Ausstattung der neuen Kindernotfallpraxis teilten sich das Krankenhaus und die Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Deren stellvertretender Vorstandsvorsitzender Johannes Fechner sieht in der neuen Praxis ein volles Erfolgsmodell. "Es ist eine der seltenen Gelegenheiten, dass alle für sich zufrieden sind." Zufriedener sind nämlich die Ärzte der Kinderklinik, die während des Stationstags nicht auch noch die komplette ambulante Patientenbetreuung übernehmen müssen. Zufriedener sind die niedergelassenen Ärzte, weil sie nicht mehr zu jeder Wochenend- und Nachtzeit bereitstehen müssen.

Vor allem hoffen die Beteiligten, dass am Ende auch die Patienten zufriedener sind. Denn durch die enge Zusammenarbeit von Notfallpraxis und Kinderklinik ergeben sich Synergieeffekte, die eine höhere Versorgungsqualität ermöglichen. "Die Patienten haben die geballte ärztliche Expertise vor Ort", sagte Fechner. Bislang war die medizinische Notfallversorgung im Kreis ein "Flickenteppich", wie es Gerald Hellstern, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Freudenstadt formulierte. Ärzte aller Fachgebiete teilten den Notfalldienstkalender unter sich auf. Für die Gründung der neuen Kindernotfallpraxis galt es deshalb, am Anfang ein wenig Überzeugungsarbeit zu leisten.

Durch das zusätzliche Angebot fallen mehr Notfalldienste für die einzelnen Ärzte an, und mit der Verlegung des Notfallzentrums nach Freudenstadt in die Nachbarschaft der Kinderklinik müssen Kollegen aus Calw längere Fahrzeiten auf sich nehmen. Dennoch gibt es von der ärztlichen Seite Lob für Krankenhausverwaltung und Kassenärztliche Vereinigung: Die zusätzlichen Praxiszeiten der niedergelassenen Ärzte in der Notfallpraxis können dank der Unterstützung aus der Kinderklinik moderat gehalten werden.

Eltern können mit ihren Kindern ohne Anmeldung in die Kindernotfallpraxis kommen. Darüber hinaus ist auch ein telefonischer Bereitschaftsdienst eingerichtet – unter der Nummer 01805/19 29 21 60.