Die Notare Christoph Harryers (links) und Jörg Franzke in ihrer neuen Kanzlei in der Ludwig-Jahn-Straße in Freudenstadt. Fotos: Breitenreuter Foto: Schwarzwälder Bote

Reform: Sozietät in Freudenstadt hat insgesamt zehn Mitarbeiter / Beurkundungen innerhalb einer Woche

Seit etwas mehr als zwei Wochen sind die freiberuflichen Notare Jörg Franzke und Christoph Harryers mit ihrer Sozietät in der Ludwig-Jahn-Straße in Freudenstadt am Start. Auf ihre Aufgaben sehen sie sich gut vorbereitet.

Freudenstadt. Die Notariatsreform, die seit diesem Jahr in Kraft ist, hat vielerorts Kritik hervorgerufen. Auch bei unserer Zeitung hatte ein Immobilienmakler Bedenken gegen die Reform geäußert und befürchtet, dass die freiberuflichen Notare in Freudenstadt durch die Auflösung der Notariate in Alpirsbach, Baiersbronn, Dornstetten, Freudenstadt und Pfalzgrafenweiler bei den Beurkundungen in ihrem großen Zuständigkeitsbereich überlastet sein könnten (wir berichteten). Jörg Franzke und Christoph Harryers können dies jedoch nicht bestätigen. "Wir sind durchaus in der Lage, das Beurkundungsaufkommen zu bewältigen", sagt Jörg Franzke.

In Freudenstadt in der Ludwig-Jahn-Straße 21 arbeiten in den modern eingerichteten Räumen der Kanzlei zusammen mit Jörg Franzke und Christoph Harryers insgesamt zehn Personen. Dazu gehören auch die juristischen Mitarbeiter Bezirksnotar im Ruhestand Gerd Teufel und die Rechtsassesorin Antje Holzäpfel. Sie übernehmen Aufgaben, die bisher in den Bezirksnotariaten nur den Notaren zugeschrieben waren. Gerd Teufel ist für die Vorsorgeberatung, Schenkungen oder die Testamentsgestaltung zuständig, während Antje Holzäpfel die Kommunen betreut, zum Beispiel bei der Erschließung von Baugebieten oder städtebaulichen Verträgen.

Es sei eine neue Arbeitsstruktur. Vorbesprechungen und Vorbereitungen von Beurkundungen seien nicht mit den früheren Strukturen in den Notariaten vergleichbar, sagen Franzke und Harryers. Jörg Franzke nennt ein Beispiel: Im Bezirksnotariat in Freudenstadt habe er 1,25 Mitarbeiter zur Verfügung gehabt. Wenn die Kraft der Vollzeitstelle in Urlaub oder krank gewesen sei, habe er nur noch eine Viertel Arbeitskraft gehabt. Dann sei das Vorzimmer des Notars zeitweise unbesetzt gewesen. "Die Zustände waren frustrierend", schildert Franzke. Das notwendige Personal habe er nicht bekommen. Jetzt habe jeder Notar in der neuen Kanzlei vier Kräfte zur Unterstützung. Die beiden juristischen Mitarbeiter könnten ferner die Notare vertreten, denn sie hätten die Beurkundungsbefugnis.

Diese Synergien waren auch der Grund, warum Jörg Franze die Kanzlei in Freudenstadt von Anfang an für zwei Notare konzipiert hat. Die Vorbereitungen dafür laufen seit 2015. "Wir fühlen uns jetzt gut aufgestellt" betont er. Einzelkämpfer hätten es dagegen eher schwer.

Dabei war es auch für Jörg Franzke nicht einfach. Er ging das Risiko ein, die Räume für zwei Notare zu planen, doch lange Zeit gab es keinen Interessenten für die zweite Notarstelle. Nachdem schon seit 2011 bekannt war, dass die Notariatsreform kommt und die Stellen 2014 ausgeschrieben wurden, hatte Franzke sich für Freudenstadt beworben. Bereits seit 2014 arbeitete er im Notariat in der Reichsstraße, um die Strukturen in Freudenstadt kennenzulernen. Zwei Jahre lang plante er parallel die neuen Arbeitsstrukturen für die Zeit nach der Reform. Für die zweite Notariatsstelle gab es aber zunächst keinen Interessenten. Erst 2016 lernte Jörg Franzke Christoph Harryers kennen, der jetzt nach Freudenstadt in die Sozietät wechselte.

Das neue Notariat musste aufgebaut werden. "Wir hatten Investitionskosten für EDV, Möbel und Einbauten wie jeder Freiberufler, so Notar Franzke. Insgesamt stehen auf den 300 Quadratmetern Fläche der Kanzlei elf Arbeitsplätze zur Verfügung.

Notare haben nur selten Laufkundschaft. Sie arbeiten nach Terminen. Jörg Franzke gibt an, dass ein Beurkundungsauftrag für einen Kaufvertrag innerhalb einer Woche erledigt werden kann. "Ich glaube, das ist eine gute Zeit", ergänzt Christoph Harryers, man habe durchaus schon positive Rückmeldungen. Doch es gebe auch komplexere Themen, bei denen mehrere Vorbesprechungen nötig sind. Unter dem Strich sind die beiden Notare zufrieden. "Es ist gut angelaufen", sagen sie, wobei Jörg Franzke zugibt, dass sich alle auch erst finden müssen und somit noch normale Reibungsverluste entstehen.

"Grundbuchauszüge sind über das elektronische Auskunftssystem in weniger als einer Minute abrufbar", erläutert Jörg Franzke. Dass man eine Papierakte benötigt, komme selten vor. Diese müsse dann eben in Kornwestheim, wo sie aufbewahrt werde, angefordert werden. Doch das lasse sich auch in zwei bis drei Wochen erledigen.

Obwohl die Notare jetzt freiberuflich arbeiten, sind sie ein Teil der sogenannten vorsorgenden Rechtspflege und üben weiterhin ein öffentliches Amt aus mit staatlichem Siegel.

 Jörg Franzke, Jahrgang 1973, absolvierte nach dem Realschulabschluss eine Lehre zum Bankkaufmann in Tübingen, legte 1993 die Fachhochschulreife am Kolpingskolleg in Rottenburg ab und studierte nach dem Wehrdienst an der Notarakademie Baden-Württemberg in Stuttgart. Nach der Mitarbeit in einer Anwaltskanzlei in Stuttgart folgte 2003 der Eintritt in die Notariatslaufbahn als Notarvertreter in Sulz, Schramberg und Horb. 2009 wurde er zum Bezirksnotar beim Notariat Horb ernannt. 2012 erhielt er die Dienstaufsicht beim Notariat Horb. Seit 2014 war Jörg Franzke im Notariat in Freudenstadt tätig.

 Christoph Harryers, Jahrgang 1980, legte am Gymnasium in Kamp-Lintfort sein Abitur ab. Nach dem

Wehrdienst studierte er ab

2001 Rechtswissenschaften und legte sein erstes juristisches Staatsexamen ab. Von 2006 bis 2008 absolvierte er ein Referendariat am Oberlandesgericht Düsseldorf und legte das zweite juristische Staatsexamen ab. Von 2008 bis 2009 verfasste er eine Dissertationsschrift. Von 2010 bis 2015 war Christoph Harryers Notarassessor bei der rheinischen Notarkammer in Köln und von 2016 bis 2017 Notarvertreter, Amtsverwalter und Justizrat bei den Notariaten Karlsruhe, Bad Teinach-Zavelstein und Bad Liebenzell.