Kreisjugendreferent: Offener Brief an den Kreistag / Entscheidung fällt am Montag

Kreisjugendreferent – wozu eigentlich? Drei Tage vor der entscheidenden Sitzung des Kreistags gehen die Organisationen, die in der Jugendarbeit im Landkreis tätig sind, in die Offensive. Ihre Botschaft: Durch die vielgliedrige Struktur verpuffe derzeit viel Energie. Ein zentraler Koordinator könnte die Reibungsverluste senken.

Kreis Freudenstadt. Nach mehreren gescheiterten Anläufen, eine solche Stelle zu schaffen, und der denkbar knappen Zustimmung am Montag im Jugendhilfeausschuss melden sie sich jetzt Befürworter in einem offenen Brief zu Wort. Gezeichnet ist das Schreiben von Markus Guse vom Arbeitskreis der Jugendreferenten im Landkreis, Rüdiger Holderried von der Caritas Schwarzwald-Gäu, Klaus Kübler vom Kreisjungendring, Elisabeth Wütz vom BDKJ-Jugendreferat Freudenstadt/Horb, Axel Buchtal vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, Edwin Benner von der Diakonie Freudenstadt, Kathrin Brucker vom Bezirk Freudenstadt des Evangelischen Jugendwerks sowie Ulrich Hoffmann vom Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt.

Darin weisen die Unterzeichner auf den "qualitativen Mehrwert und Nutzen" eines Kreisjugendreferenten hin, der im Votum vom Montag "deutlich zu wenig zum Ausdruck" komme. Wie berichtet, stimmten acht Mitglieder für die Stelle, sieben dagegen. Ein Mitglied enthielt sich der Stimme. Die Jugendreferate in den Städten und Gemeinden bräuchten die Unterstützung eines zentralen Referenten, damit sie sich auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren könnten: mit den Kindern und Jugendlichen. Ein Kreisjugendreferent mache ihre Arbeit nicht überflüssig, im Gegenteil. Er entlaste sie, wenn sich nicht jeder einzelne Jugendarbeiter in pädagogische, konzeptionelle, finanzielle und organisatorische Fragen einarbeiten müsse. Dasselbe gelte für Fördermittel. Die "Landschaft" der Zuschussmodelle von EU, Bund und Land sei "groß und für die einzelnen kommunalen Jugendreferenten kaum zu überblicken".

Der Referent solle helfen, "bedarfsgerechte und passgenaue" Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Jugendreferenten, Kommunen und Jugendarbeiter anderer Organisationen wie Kirchen Wohlfahrtsverbände bräuchten die Fachberatung und eine Person, der ihren Arbeitskreis leite. Bauwagen, in die sich Jugendliche immer öfter zurückzögen, müssten "begleitet" werden, auch hinsichtlich des Jugendschutzes. Offene Jugendarbeit und Schulsozialarbeit müssten aufeinander abgestimmt sein.

Landkreisweite Jugendbeteiligung, die gesetzlich gefordert sei, solle koordiniert werden. Von einem "festen Ansprechpartner", der die Probleme und Themen der Jugendlichen kenne, versprechen sich die Unterzeichner des Papiers auch die Chance, dass sich junge Leute "dauerhaft politisch engagieren".

"Großer Mehrgewinn für den ganzen Landkreis"

In Zukunft werde es wichtiger sein, auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter der freien Träger von Jugendarbeit, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden zu koordinieren. Der Landkreis investiere derzeit schon viel in die Kinder- und Jugendarbeit, nicht aber in deren Vernetzung. Dafür sei ein Ansprechpartner notwendig, der dies in die Hand nehme. Dasselbe gelte für kreisweite Projekte, Veranstaltungen und Fachtagungen. Ein Kreisjugendreferent – die Kosten werden vom Landratsamt mit 63 000 Euro im Jahr beziffert – sei somit "ein großer Mehrgewinn für den ganzen Landkreis."

Übrigens: Freudenstadt sei der einzige Landkreis in Baden-Württemberg, der keinen obersten Jugendreferenten habe, hieß es. Möglicherweise gibt es zwei. Die Stelle im Schwarzwald-Baar-Kreis ist offenbar seit Jahren unbesetzt.