Ab Montag wird unter den Arkaden am Marktplatz wohl mehr los sein. Fotos: Reimer Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Die meisten Geschäfte öffnen am Montag / Hotel- und Gastronomiebranche weiter in der Krise

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Bund und Länder beginnen mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen. Ab Montag dürfen viele Einzelhändler wieder öffnen. Hotels, Gaststätten und die meisten größeren Geschäfte müssen allerdings weiterhin geschlossen bleiben.

Freudenstadt. "Ich sehe diese Regelung etwas problematisch und finde es letzten Endes auch schade für Freudenstadt", meint Thomas Aurich, Vorsitzender des Vereins Freudenstadt-Marketing. Er bezieht sich darauf, dass einzelne größere Geschäfte, wie das Kaufhaus Peters vorerst geschlossen bleiben müssen. Die meisten Läden mit einer Verkaufsfläche von über 800 Quadratmetern dürfen noch nicht öffnen.

Er hätte sich gewünscht, dass die Regelungen zur Wiedereröffnung auf kommunaler Ebene entschieden werden. "Man hätte dadurch etwas mehr Entscheidungsfreiheit und könnte für Freudenstadt eine bessere Lösung finden." Er ist sich sicher, dass die größeren Geschäfte ohne Weiteres die erforderlichen Hygiene-Vorgaben hätten einhalten können. "Natürlich halten wir trotzdem an den Aussagen der Experten fest", so Aurich und bezieht sich dabei darauf, dass die Maßnahmen auch für weniger Menschen in den Straßen sorgen sollen.

Ein weiteres Problem ist, dass einige Geschäfte zwar öffnen dürfen, aber nicht können, weil zum Beispiel ein Corona-Fall im Betrieb vorliegt. Diejenigen, die öffnen dürfen, werden mit einer Losaktion vom Stadtmarketingverein unterstützt. Kunden, die vom 23. bis zum 30. April in teilnehmenden Geschäften einkaufen, erhalten ein Los. Am 2. Mai werden 30 Lose gezogen. Die Gewinner erhalten ihren Einkauf bis 100 Euro in Form von Gutscheinen erstattet. Ziel ist es, Kunden dazu zu bewegen, vermehrt beim lokalen Einzelhandel einzukaufen. Im Einkaufszentrum Schwarzwald-Center dürfen ab Montag fünf Geschäfte wieder öffnen, erklärt Christina Krause vom Centermanagement. Einzig der C&A bleibt vorerst noch geschlossen. Die Erwartungen für die Wiedereröffnung seien noch gedämpft und es würden weniger Kunden erwartet, so Krause. "Das Geschäft wird sicher nicht so wie vor der Krise laufen", ist sie sich sicher, "die Leute sind aufgrund der aktuellen Lage vorsichtiger, auch wenn es sicher Kunden gibt, die sich freuen, endlich wieder in unseren Geschäften einkaufen zu können". Neben vorsichtigen Kunden dürften wohl auch Einlassbeschränkungen und -kontrollen bei den einzelnen Läden für einen verhaltenen Start in den Geschäftsbetrieb sorgen, vermutet Christina Krause.

Die Lage bei der Hotellerie und Gastronomie sieht hingegen deutlich schlechter aus. "Wir wissen nicht wohin es geht, wir haben derzeit keine Perspektive", erklärt Beate Gaiser, Dehoga-Kreisvorsitzende in Freudenstadt. Die Politik lasse die Branche über das weitere Vorgehen im Unklaren.

Richtig verärgert hat sie die Tatsache, dass ihre Branche bei den Presseverkündungen von Bund und Land komplett übergangen wurde. Kretschmann hatte sich erst auf Nachfrage kurz zur Lage von Hoteliers und Gastronomen geäußert. Auch ihre Kollegen, mit denen sie in Kontakt steht, waren sprachlos.

Doch gerade ihre Branche sei im ländlichen Raum ein wichtiger Wirtschaftszweig, der nicht dermaßen außer Acht gelassen werden dürfe. Erst recht nicht, da er besonders schwer von der Krise getroffen wurde. "Wir waren die ersten, die durch Besucherrückgang und Stornierungen die Auswirkungen von Corona spüren mussten. Wir waren anschließend auch die ersten, die dann schließen mussten", so Gaiser. Dass die Branche jetzt wohl die letzte sei, die wieder öffnen darf, habe katastrophale Folgen.

Der Betriebsausfall sei bereits für viele Unternehmer ein Genickbruch gewesen und werde es wohl noch für viele mehr werden. "Zwei Monate Ausfall ist nur schwer zu stemmen, drei Monate Ausfall hingegen ist unmöglich zu verkraften", erklärt sie, im Hinblick darauf, dass ihre Branche wohl auch im Mai mit einem Totalausfall rechen muss.

Für die staatliche Unterstützung, die schnell und unkompliziert ablief, sei sie dankbar. Doch reichten die bisher geflossenen Gelder für einen so langen Betriebsausfall nicht aus. "Wir brauchen einen Rettungsschirm für die Branche, sonst kommt es zu einem Massensterben in der Hotellerie- und Gastronomie", warnt Gaiser. Dabei habe man Verständnis für die derzeitige Lage und wäre bereit, alle Auflagen, die dem Schutz der Bevölkerung dienen, einzuhalten. Von Mundschutzpflicht über regelmäßiges Desinfizieren bis hin zum Durchsetzen der Abstandsregeln. Alle Maßnahmen wären kein Problem. Doch gebe es keine Kommunikationsbereitschaft von staatlicher Seite.

Um Schadensbegrenzung zu betreiben, sind Hoteliers und Gastronomen auf alternative Angebote ausgewichen. Neben Liefer- und Abholservice bei Restaurants, gibt es bei einigen Hotels die Möglichkeiten, dort im Home-Office zu arbeiten. Beispielsweise für Leute, die zu Hause wegen ihren Kindern nicht in Ruhe arbeiten könnten. "Mal sehen wie das Angebot angenommen wird. Hier in der ländlichen Gegend ist das aber vermutlich nicht so sehr gefragt", meint Gaiser. Diese alternativen Angebote seien aber in keinster Weise Ersatz für das ausfallende Tagesgeschäft. "Je länger es dauert, desto dünner wird die Luft", so Gaiser zur Krise.