Notfallmedizin: Gründler Stiftung zieht positive Bilanz / Ersthelfer sollen über Smartphone alarmiert werden
"Leben retten 4.0 im Landkreis" heißt das neue Projekt der Gebrüder-Gründler-Stiftung. Auch das Erstprojekt, die Freudenstädter Notfallhilfe, wird nach einer kreativen Pause fortgesetzt.
Freudenstadt (mos). Dass die vor fünf Jahren von der Gebrüder-Gründler-Stiftung initiierte und seither erfolgreich agierende Freudenstädter Notfallhilfe mit den markanten und medizinisch bestens ausgestatteten Gründlerfahrzeugen trotz des eigentlich angekündigten Projektendes weitergeht – wenn auch nach kreativer Pause – diese gute Nachricht hatten sich die Gebrüder Gründler bis zum Ende eines informativen und kurzweiligen Abends im Kurhaus mit rund 260 geladenen Gästen aufgespart.
Bevor diese Nachricht in den geselligen Teil des Abends überleitete, blickten Markus Gründler und sein Bruder Christoph auf die vergangenen fünf Projektjahre zurück und präsentierten ihre neue Idee. Gekommen waren dazu auch die Mitglieder des Einsatzteams und Menschen, die ohne die Freudenstädter Notfallhilfe heute gar nicht mehr leben würden.
Markus Gründler erinnerte an die Idee der Stiftung, die 2011 nach dem erfolgreichen Verkauf der damaligen Firma Gründler medical entstanden war. Seinerzeit habe man überlegt, wie man einen Teil des Erfolgs möglichst sinnvoll an die Gesellschaft zurückgeben kann, sagte Gründler. Die Vision damals: Die Verbesserung des Überlebens bei Notfällen in besonderen Situationen, die über den normalen Notfalleinsatz hinausgehen und die die spezielle Ausstattung der Gründlerfahrzeuge erfordern. Ausgegangen war man von einem Potenzial von etwa fünf Prozent der Notfalleinsätze. Am Ende sind es 7,6 Prozent und 1433 Einsätze geworden. Fast immer sei es dabei um die Reanimation gegangen – und dies auch wiederholt bei Kindern, erläuterte Gründler.
Projektziel wurde klar erreicht
Aufgrund des Erfolgs wurde das ursprünglich auf drei Jahre angesetzte Projekt im Jahr 2017 um weitere zwei Jahre verlängert. Von den vielen Menschen, denen bei diesen Einsätzen auf unterschiedliche Weise geholfen wurde, waren es am Ende 28, die ohne die spezielle Ausstattung der Gründlerfahrzeuge nicht überlebt hätten. Die Frage, ob das Projektziel erreicht wurde, könne man vor diesem Hintergrund uneingeschränkt mit einem klaren "Ja" beantworten. 500 000 Euro und 50 000 Dienststunden wurden seither ehrenamtlich investiert. Alle Mitglieder des Einsatzteams sind bis heute dabeigeblieben. "Auch wenn die Erträge eines solchen Projekts nicht an den Investor zurückfließen und man von nur solchen Projekten nicht leben kann, sind wir der festen Überzeugung, dass diese Investition eine der besten unseres Lebens war", sagte Gründler dazu.
Landrat Klaus Michael Rückert sprach in seinem Grußwort von einem Projekt, auf das wir "mordsmäßig stolz sind". Die Initiatoren seien dabei stets mit sehr viel Demut vorgegangen. Kreisbrandmeister Frank Jahraus erinnerte an die kritische Beäugung des Projekts am Anfang und an die Erfolge – auch beim Einsatz von Wärmebildkameras bei Brandeinsätzen der Feuerwehr, bei der die Stiftung auch angesiedelt ist.
Christoph Caratiola, der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, bestätigte aus eigener schmerzlicher Erfahrung, dass die Stiftung und der Einsatz der Gründlerfahrzeuge auch in den Fällen einen Benefit bringen, in denen es am Ende nicht gut ausgeht. Weil man dann nämlich als Angehöriger wisse, dass alles getan wurde. Großen Respekt, verbunden mit eben solchem Dank, zollten auch Chefarzt Gunter Kaißling von der Intensiv- und Notfallmedizin und der ärztliche Direktor und Chefkardiologe Florian Bea.
Etrshelfer spielen entscheidende Rolle
Vom Tod gerettete Notfallpatienten traten anschließend nach vorne und berichteten vereinzelt und mit großer Dankbarkeit von ihren Erlebnissen bei der Rettung. Nach einer kulinarischen Pause präsentierte Christoph Gründler schließlich das neue "Leben retten 4.0 im Landkreis"-Projekt, das im kommenden Jahr starten soll. Die Vision dabei ist weitere 100 Personen im Landkreis pro Jahr durch einen noch früheren Beginn der Wiederbelebung zu retten. Derzeit sind es im Schnitt etwa zwei Menschen pro Woche im Landkreis, die durch den plötzlichen Herztod sterben. Die Überlebenschance hängt dabei entscheidend am Zeitpunkt der Rettung und nehme um sieben bis zehn Prozent pro Minute ab, so Gründler. Eine entscheidende Rolle spielten deshalb die Ersthelfer vor Ort, deren Zahl im Zuge des Projekts deutlich erhöht werden solle.
Angedacht ist eine Ersthelferalarmierung die es ermöglicht, den potenziellen Ersthelfer, der möglichst nahe am Ort des Geschehens ist, über sein Smartphone zu alarmieren. Entscheidend für den Erfolg ist die Zahl der Ersthelfer, die man nun gewinnen will – in Kooperation mit den Organisationen, die Erste-Hilfe-Kurse anbieten. Im Alarmfall werden die drei nächstgelegenen Ersthelfer per GPS geortet. Erforderlich – aber auch ausreichend – für die Ersthelfertätigkeit ist ein Erster-Hilfe Kurs. Die Stiftung selbst wird das Projekt zu Beginn mit 50 000 Euro unterstützen, eine erste projektbezogene Spende über 5000 Euro steht zudem bereit. Der Landkreis übernimmt die Schirmherrschaft.