Die Stadt verbrennt in vielen Gebäuden noch zu viel Geld für Wärme. Foto: © Nebenkosten fotolia / Fotolia.com/Stadtverwaltung

Berater nehmen städtische Immobilien unter die Lupe. Energiebericht zeigt Sparpotenziale auf.

Freudenstadt - Strom, Wasser, Heizung – die Stadt Freudenstadt gibt für die Nebenkosten jedes Jahr viel Geld aus – teils deutlich mehr als nötig, haben Gutachter herausgefunden. Jetzt will die Stadt Sparpotenziale ausloten und das Thema gezielt angehen.

Grundlage ist der Energiebericht 2008 bis 2015 der Endura kommunal GmbH mit Sitz in Freiburg. Am Dienstag wurde das Ergebnis dem Gemeinderat vorgestellt. Die Gutachter haben die Verbräuche von 26 der insgesamt 185 Immobilien ausgewertet, darunter die Rathäuser, Schulen, Kindergärten und Hallen. Mehr als eine Million Euro betragen die Nebenkosten alleine für diese Liegenschaften – pro Jahr. "Das ist schon eine Hausnummer", so OB Julian Osswald.

Erst mal ran an die "dicken Klopse"?

Sabine Barden, Projektmanagerin der Endura, rät der Stadt zum Handeln. Durch eine straffere Organisation, etwa Dienstanweisungen für die Einstellung von Heizungen, lasse sich schon einiges verbessern. Die Beseitigung von Mängeln, etwa durch Sanierungen, ist mit Investitionen verbunden. "Oft unterschätzt" werde hingegen der Effekt, der praktisch nichts kostet: eine Änderung des Nutzerverhaltens.

Unterm Strich seien die Kosten für Wärme bei den 26 Liegenschaften rückläufig, für Barden "schon mal eine gute Nachricht". Hier zahlen sich Investitionen in bessere Dämmung aus. Dafür seinen die Stromkosten um 80 Prozent gestiegen, weil sich der Preis seit 2008 verdoppelt habe und sich die zunehmende Digitalisierung bemerkbar mache, gerade an Schulen. Der Einsatz von LED-Technik, etwa in der Straßenbeleuchtung, fing das teilsweise auf. Zumindest ist der Stromverbrauch insgesamt konstant geblieben.

Barden sieht die Stadt mit ihren bisherigen Sparbemühungen zwar insgesamt auf einem guten Weg, aber bei einigen Gebäuden noch "sehr großen Handlungsbedarf", vor allem, was die Heizkosten an einigen Schulen, Kindergärten und Hallen angeht. Immerhin sei es seit 2008 gelungen, den Ausstoß von Kohlendioxid durch die Immobilien um 30 Prozent zu senken, von 2777 auf 1931 Tonnen pro Jahr.

Für jedes der 26 Gebäude fertigten die Gutachter übrigens einen "Steckbrief" an, der wie ein neues Elektrogerät eine "Energieeffizienzklasse" enthält (Info). Das Ergebnis hat den OB teils überrascht – einige Gebäude stünden besser da als vermutet, andere schlechter. Die Gutachter empfehlen, den Verbrauch genau zu erfassen, auch weitere Zähler einzubauen, um Energiefressern auf die Spur zu kommen. "Das kostet Personal, aber das ist in aller Regel mehr als lohnend", so Barden. Durch bessere Technik und Verhaltensschulungen ließe sich viel sparen. Einige Häuser müssten saniert werden. Dazu riet die Endura der Stadt, mehr Strom selbst zu produzieren, etwa durch Solaranlagen oder Blockheizkraftwerke.

Der Beschluss: Die Stadt erhielt den Auftrag, Vorschläge zu erarbeiten, wie der Energieverbrauch gesenkt werden könnte. Dabei soll möglichst auch die Klimabilanz berücksichtigt werden, wie von der BA beantragt. Ein Konzept für ein Kommunales Energiemanagement werde erstellt, um das Thema gezielt angehen zu können. Die Endura begleitet die Stadt dabei für weitere zwei Jahre mit ihrem Energiebericht.

Die Debatte

Wie das Kurhaus energetisch dasteht, ist offen. Es wurde noch nicht untersucht. "Das wird spannend", so Stadtbauamts-Chef Rudolf Müller auf Nachfrage von Stadträtin Beate Gaiser (FWV). Es stehe laut Müller aber "ganz oben auf der Liste". Stadtrat Wolfgang Tzschupke (FWV) sieht "viele Hausaufgaben", die die Stadt noch lange Zeit beschäftigen würden. Auf Antrag von Elisabeth Gebele (BA) schaut die Stadt dabei nicht nur, wie sie die Energieverbräuche und -kosten senken kann, sondern auch die Klimabilanz verbessern könnte. Holzhackschnitzel haben laut Gutachter eine bessere CO2-Bilanz als Gas. Differenziert hinzuschauen, empfahl auch Friedrich Volpp (FWV): "Silizium hat seinen Schmelzpunkt bei rund 1700 Grad. Es kostet erst mal viel Energie, Fotovoltaikzellen herzustellen." Andreas Bombel (CDU) empfahl eine andere Herangehensweise: Erst dort anzusetzen, wo sich mit vergleichsweise wenig Aufwand viel sparen lässt, und dieses Geld dann wieder zu investieren. "Das ist die Reihenfolge, die für mich Sinn macht. Das geht schneller." Carola Broermann (CDU) sah sich durch die Analyse in ihrer bisherigen Auffassung bestätigt: "Manche Schule gehört schon lange saniert. Das Ergebnis dürfte uns nicht verwundern." Für Eberhard Haug liegt auch bei den städtischen Mietwohnungen "einiges im Argen". OB Osswald hält es für richtig, erst mal an die "dicken Klopse" ranzugehen.

Info

In den 26 Gebäudesteckbriefen werden die Gebäude in Effizienzklassen bewertet, unter anderem umgerechnet auf die Nutzfläche. Erfasst sind Strom-, Wärme- und Wasserverbrauch. Vergleichsweise sehr gut da steht beispielsweise das Technische Rathaus, das Rathaus ist ineffizient. Bei den Heizkosten im roten Bereich liegen David-Fahrner-Halle, Grundschule Wittlensweiler, Hartranft-Grundschule, Turnhalle Wittlensweiler, Turn- und Festhalle, Stadthaus und Kindergarten Wittlensweiler. Beim Stromverbrauch sind folgende Immobilien in den zwei schlechtesten Stufen: Rathaus, Fahrner-Halle, Justinus-Kerner-Kindergarten, Stadthaus, Kindergarten Grüntal-Frutenhof, Turnhalle Wittlensweiler, Jugendzentrum, und Kindergarten Dietersweiler.