Eine zusätzliche Fläche (gelb dargestellt) bringt OB Julian Osswald für den Suchraum des Nationalparks ins Spiel. Somit könnten seiner Ansicht nach touristische Infrastrukturen wie der alternative Wolf- und Bärenpark vernetzt werden. Foto: Freudenstadt

Nationalpark: Freudenstadt und Bad Rippoldsau-Schapbach wollen Fläche um 800 Hektar erweitern.

Freudenstadt - Nach Calw und Baden-Baden legt jetzt auch Freudenstadt in Sachen Nationalpark drauf: Mit rund 800 Hektar zusätzlicher Staatswaldfläche will Oberbürgermeister Julian Osswald den Suchraum für das Projekt erweitern.

Der Vorschlag erfolgt in Abstimmung mit dem zuständigen Gemeinderatsausschuss, dem Kreisforstamt und mit dem Amtskollegen Bernhard Waidele aus Bad Rippoldsau-Schapbach. Denn mit den Zusatzflächen will Osswald über die Schwarzwaldhochstraße hinaus eine Brücke zum Glaswaldsee Richtung Wolftal schlagen. Dadurch ergeben sich für die Abgrenzung eines künftigen Nationalparks neue Spielräume, und die sind Osswald wichtig, um auf direkte Betroffenheiten vor Ort reagieren zu können. "Mir geht es nicht um ein sinnloses Wetteifern um den Nationalparkstandort", versichert Freudenstadts OB, sondern um neue Möglichkeiten und eine thematische Erweiterung des Projekts. In einem Schreiben an den Ministerpräsidenten schlägt er Winfried Kretschmann vor, die Zusatzflächen auf Gemarkung Freudenstadt und Schapbach für ein Wildtierreservat zu nutzen.

Durch ein solches Reservat könnte ein Nationalpark einen erheblichen Mehrwert generieren, meint Osswald, denn neben der naturschutzfachlichen Eignung der Flächen seien für den Erfolg eines Nationalparks auch die Attraktionen in seiner Umgebung wichtig.

"Tal der Tiere"

Dabei spiele ein Baumwipfelpfad, wie in Bad Wildbad geplant, eine ebenso entscheidende Rolle, wie das Erleben von Natur und Tieren, so der Freudenstädter Oberbürgermeister. Wie sein Kollege Klaus Mack in Bad Wildbad hat auch Osswald schon konkrete konzeptionelle Vorschläge: Für Freudenstadt und Bad Rippoldsau-Schapbach liege mit dem "Tal der Tiere" ein umfassendes Konzept zur Schaffung einer nachhaltigen und naturverträglichen Tourismusstruktur vom Kniebis ins Wolftal vor, schreibt er dem Landesvater. Der in diesem Zusammenhang geplante Wildspurenpfad in Kniebis stehe mit zugesagter Leader-Förderung vor der unmittelbaren Realisierung.

Diese Angebote, so Osswald, sollen durch die Schaffung eines durchgängigen Wolftalradwegs ergänzt und verbunden werden. Der Wolftal-Erlebnisradweg und das Konzept "Tal der Tiere" seien somit hervorragend geeignet, die touristischen Einrichtungen für den Nationalpark zu ergänzen. Was den Standort für den Park anbelangt, schlägt Osswald dem Ministerpräsidenten vor, den Ruhestein und den Kaltenbronn zu berücksichtigen.

Die Suchfläche Ruhestein sei im Bereich der naturschutzfachlich bedeutenden Flächen und der Biodiversität hervorragend geeignet, das würde durch die Erweiterung des Suchraums bis zum Naturschutzgebiet Glaswaldsee und dem dortigen Bannwald ideal ergänzt. Auch touristisch sei die Region für das Projekt interessant, argumentiert Osswald.

Nach Aussage der Gutachter seien die zu erwartenden Übernachtungsgäste als durchaus anspruchsvoll einzustufen, was für die Notwendigkeit spreche, Übernachtungsmöglichkeiten im mittleren und höheren Segment anzubieten. Freudenstadt und Baiersbronn seien hier touristisch gut aufgestellt. Das sei ein entscheidender Vorteil für die Region, meint der OB, schließlich habe sich in anderen Nationalparkgebieten gezeigt, dass der Park für einen funktionierenden Tourismus durchaus Effekte haben könne, als Heilsbringer für einen schwächelnden Tourismus jedoch nicht geeignet sei.

Mit der bereits vorhandenen Infrastruktur könnten laut Osswald auch die Megatrends der Tourismusbranche wie Gesundheit, Naturnähe, Sinnsuche und Weiterbildung bedient werden. Hier nennt der OB unter anderem vorhandene Gesundheits- und Rehabilitationseinrichtungen, die Vernetzung der Stiftung Naturschutzzentrum und der Umweltakademie der IHK, das Besucherzentrum auf dem Kniebis, das Waldkulturhaus unweit des möglichen Wildtierreservats und den alternativen Wolf- und Bärenpark in Bad Rippoldsau-Schapbach.

Mit seinem Standortvorschlag, so Osswald, könnten der Nationalpark, die touristische Infrastruktur der Anliegerkommunen, eine übergeordnete Radwegeplanung, mehrere Leader-Projekte und ein Grünprojekt in vorbildlicher Weise vernetzt werden.