Auf in die freie Natur. Mit einer Wanderung zum Bannwald Wilder See startete auf dem Ruhestein das Exkursions-Wochenende des NABU-Landesverbands. Foto: Eberhardt

NABU-Landesverband sieht sich nicht als Strippenzieher hinter dem Nationalpark-Projekt. Exkursion im Bannwald.

Region - Nationalpark-Diskussion einmal nicht politisch, sondern entspannt auf Schusters Rappen – das hatte sich der NABU-Landesverband für sein jährliches Exkursions-Wochenende aufs Programm gesetzt. Und wo ginge das besser als um Ruhestein und Wilder See? Einmal im Jahr lädt der baden-württembergische Dachverband die Vorsitzenden der knapp 250 Gruppen und Bezirksverbände des Naturschutzbunds (NABU) zu einem Wochenende in freier Natur ein. Mit der Wahl des diesjährigen Standorts an der Schwarzwaldhochstraße verband man von Seiten des Landesverbands nicht nur einen Dank für die geleistete Arbeit in den Lokal-Gruppen, sondern setzte auch ein Zeichen in der laufenden Nationalpark-Diskussion, wie NABU-Landesvorsitzender Andre Baumann bekannte.

"Das Projekt Nationalpark bewegt nicht nur die Region, sondern ganz Baden-Württemberg". Denn nur im Nordschwarzwald, erklärte Baumann, böten sich innerhalb Baden-Württembergs die Voraussetzungen für einen Nationalpark, der Hand und Fuß – das heißt auch internationale Anerkennung – habe.

Das dieser kommen muss, ist für Baumann eine politisch eingegangene Verpflichtung. Im Rahmen der so genannten Göteborg-Ziele hatten sich 2001 die EU-Staatschefs dazu verpflichtet, den Verlust der biologischen Vielfalt in Europa bis 2010 zu stoppen. In der nationalen Biodiversitätsstrategie von 2007 hatte die Bundesregierung zudem erklärt, fünf Prozent der deutschen Wälder aus der Nutzung zu nehmen, um hier wieder ungestörte Entwicklungsräume für die Natur zu bieten. "Der Nationalpark Nordschwarzwald wäre hierbei ein wichtiger Baustein", erklärte Baumann. Denn um auch Privatwaldbesitzer dazu zu bringen, das Ziel der Bundesregierung mitzutragen, sei eine Vorreiterrolle des Landes notwendig.

Aus Fehlern solle man lernen

In manchen Köpfen steht der NABU sinnbildlich für den Stippenzieher hinter dem heiß diskutierten Nationalpark-Projekt. "Doch das ist nicht der Fall", versicherte Baumann. "Wir haben auch keine Sitze im Nationalpark-Rat." Diese müssten zuvorderst von Kommunen und Institutionen wie dem Naturpark Mitte/Nord besetzt werden.

Die Diskussion auf Augenhöhe mit den Beteiligten ist in Augen des NABU-Mannes unabdingbare Voraussetzung für einen erfolgreichen Entscheidungsprozess. "Wir erwarten von der Landesregierung, dass alle gesellschaftlichen Gruppen vorbildlich eingebunden werden." Wo Grenzen gezogen werden, wie Managementkonzepte und Infrastruktur aussehen sollen, dürfe nicht hinter einem Schreibtisch in Stuttgart entschieden werden.

Und es gelte, aus den vergangenen Fehlern zu lernen. "Am Beispiel des Bayerischen Walds hat man gesehen, dass Nationalparks nicht von heute auf morgen entstehen können", erklärte Baumann. Auch im Nordschwarzwald bleibe offen, was sich entwickelt, wenn die Natur wieder Herr im eigenen Haus ist. "Der liebe Gott stellt sich für den Regieplan eines Nationalparks möglicherweise etwas anders vor als der Mensch", so Baumann weiter.

Eine kleine Vorschau auf das mögliche Endprodukt wollte man bei der Exkursion aber dennoch erhaschen, denn im Mittelpunkt des Wochenendes stand nicht nur der Bannwald Wilder See "als Vorstellung, wie ein Nationalpark aussehen könnte", sondern auch der Lotharpfad. Dort erobert gerade eine inzwischen mannshohe Wildnis die ehemals kahlgefegten Sturmflächen zurück und bot den Exkursions-Teilnehmern ein eindrucksvolles Bild, welche Kräfte wirken können, wenn Natur sich selbst zerstört und anschließend neu wieder aufbaut.