Beim Frauencafé (von links): Christa Stiegenroth, Else Schwenk-Anger, Brigitte Ohagen, Ursula Mertzig-Stein und Monika Stelzer-Podschwadt.Foto: Frauennetzwerk Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Else Schwenk-Anger referiert vor Frauennetzwerk / Rüclblick auf Wirken

Freudenstadt. Else Schwenk-Anger (84 Jahre) berichtete beim Frauencafé des Frauennetzwerks Region Freudenstadt von ihrem ereignisreichen Leben. Das hatte auch einige Frauen angelockt, die bisher das Frauencafé noch nicht kannten.

Else Schwenk-Anger hat zu ihrem 80. Geburtstag das Bundesverdienstkreuz und weitere Ehrungen bekommen, ihr Leben wurde verfilmt und als Musical auf die Bühne gebracht. Aber das "Energiebündel", wie es in der Mitteilung des Frauennetzwerks heißt, will es sich nicht bequem machen, sondern hat sich ein neues Feld gesucht: Sie will sich für Tiere engagieren.

Für die erfolgreiche Verlegerin eigener Kinderbücher, die mit einem Bauunternehmer aus Ehlenbogen verheiratet war, war es in den frühen 90er-Jahren ein Schock, als sie das Elend der vernachlässigten Kinder in Ceausescus Rumänien sah. Kein Spielzeug, keine Ansprache. Es war wie "im Gefängnis".

"Ich hole euch hier raus", versprach sie. Und weil sie wenig Vertrauen in das korrupte System hatte, nahm sie die Sache selbst in die Hand. Im Laufe der Jahre richtete sie in einer ländlichen Gemeinde ein Dutzend Häuser für Pflege-Familien mit je zehn bis zwölf Kindern ein – nach dem Vorbild von Hermann Gmeiner und seinen SOS-Kinderdörfern.

Ihre Initiative fand großen Zuspruch und viele Spender. Die Kinder von damals sind längst erwachsen. Ein Drittel dieser Kinder hat sogar studiert. Dass sie alle ihren Weg machten, freue sie heute sehr, so Schwenk-Anger. Überhaupt finde sie, dass Rumänien inzwischen ganz gut voran komme. Das Problem der Waisenkinder in den Heimen gebe es nicht mehr. Sie habe eine rumänische Ärztin gefunden, die ihre Projekte vor Ort leite, sodass sie heute überlegen könne, wie sie die Häuser weiterentwickeln und in eine Stiftung überführen kann.

Erfolgreiche Verlegerin

Doch Schwenk-Anger ist auch eine erfolgreiche Verlegerin, die mit ihren zwölf Kinderbüchern auf der Frankfurter Buchmesse Furore gemacht und Lizenzen sogar bis nach Japan verkauft hat. "Eigentlich habe ich nicht viel gelernt", gibt Else Schwenk-Anger zu. Die Bürolehre war allerdings eine zwar nicht besonders geliebte, aber nützliche Ausbildung für ihre späteren Aktivitäten. Die Bücher sorgten für finanzielle Unabhängigkeit, aber bei der Frage "Rumänien oder Verlag?" hat sie sich zugunsten der Waisenkinder entschieden.

Neben Schul- und Ausbildungskapazitäten hat sie in Rumänien auch ein Altenheim gegründet, dessen Bewohner nach eigenem Bekunden "aus der Hölle in den Himmel" gekommen sind. Nach dem Krebstod ihres Mannes, den sie ein Jahr lang gepflegt hat, orientierte sie sich neu und verfasste eine Autobiografie. Sie habe sich immer auf die Kraft "von oben" verlassen können und sei sehr dankbar für alles, auch für die Menschen, denen sie im Laufe der Jahre begegnet sei.

Und weil sie jetzt in Rumänien nicht mehr so gebraucht werde, greife sie ein anderes Lebensthema auf: Das Leid der Tiere. Sie sei ja schon lange Vegetarierin, aber das Elend der Tiertransporte lasse ihr keine Ruhe. Das sei eine große Sünde der Menschheit. Ihr neues Projekt – mit nun 84 Jahren – ist der ehemalige Weltladen in Alpirsbach, in dem sie demnächst einen "Umwelttreffpunkt" eröffnen möchte.

"Respekt vor allem Leben" soll nach einem etwas abgewandelten Zitat von Albert Schweitzer das Motto sein. Sie möchte mit Schulkindern arbeiten und Menschen zusammen bringen. Dabei hat sie erkannt, dass die Menschen eher bereit waren, rumänische Waisenkinder zu unterstützen, als sich gegen das Elend der Tiere zu engagieren. Aber Else Schwenk-Anger gibt nicht auf. Sie hat schließlich die nötige Erfahrung und den zähen Willen.

Das nächste Frauencafé findet am Donnerstag, 29.Oktober, um 19 Uhr im Café Pause in Freudenstadt statt. Dann stehen auch die Mitgliederversammlung des Frauennetzwerks und ein Vortrag von Annette Maria Rieger zum Thema "Wald und Wasser – Waldbaden und Landschaftserkundungen im Ländle" auf dem Programm. Beides musste im März wegen Corona verschoben werden.