Vor der Piratenflagge geht es rund beim Besuch der Familienherberge Lebensweg. Die Kinder machen schwungvoll mit.Foto: Eberhard Münchhoff Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Verein aus Freudenstadt geht immer wieder auf Tour durch Krankenhäuser und Hospize

Unter dem Namen "Musik schenkt Lächeln" ist ein Verein in Freudenstadt auf dem Weg, über die Region hinaus Beachtung, Anerkennung, Zustimmung und Nachahmer zu finden.

Freudenstadt (rt). Corinna Armbruster (34), Mitbegründerin und Seele des Vereins, freut sich darüber: "Unser Ziel ist es, möglichst vielen Kindern ein Lächeln zu schenken." Dies gelingt immer häufiger, selbst in und trotz Corona-Zeiten. Es sind inzwischen mehr als 40 Frauen und Männer aus allen Berufen und im Alter von etwa 18 bis 60 Jahren die – wenn es Corona nicht verbietet – auf einwöchige Tour gehen, um Kindern in prekären Lagen ein Lächeln zu schenken.

Dabei handelt es sich meist um Jungen und Mädchen zwischen neun und 13 Jahren in ambulanten oder stationären Kinderkrankenhäusern, Heimen, Hospizen, Reha-Zentren, Wohnheimen, Kliniken für dauerbeatmete Kinder und anderen Einrichtungen. Mit ihrer Musik, mit ihren Liedern, Spielen und Aktionen wollen die Musiker ein wenig Farbe in das Leben dieser Kinder bringen und ein Lachen in ihre kleinen Gesichter zaubern. Sie singen und musizieren Mitmachlieder, die Kinder klatschen mit, winken, schnippen, wiegen sich im Takt, trampeln mit den Füßen, singen, tanzen, je nach ihrem Vermögen.

Eltern zeigen sich dankbar

Die Musiker bringen auch selbst gebastelte Musikinstrumente für die Kinder mit: Rasseln, Klappern, Trommeln, Klanghölzer und Spielzeugtrompeten, mit denen die Kleinen freudig mitmachen. "Wir erleben ganz tolle Reaktionen", sagt Corinna Armbruster, oft gerührt und überwältigt von Freude und Dankesbezeugungen von Kindern und Eltern: "Eine Mutter hat uns dafür gedankt, dass ihr Sohn jetzt eine Stunde lang keine epileptischen Anfälle hatte", erzählt Corinna Armbruster, selbst Mutter zweier Kinder, und tupft sich Tränen aus den Augen.

Alles fing 2014 an, als Sozialarbeiterin Corinna Armbruster, aus Schramberg kommend und beschäftigt in der Schwarzwaldwerkstatt in Dornstetten, mit ihrem Mann Ralf begannen, Sozialarbeit mit Musik zu verbinden, um kranken Kindern eine Freude zu bereiten mit einem kleinen Programm.

Der Erfolg blieb nicht aus. Bald fuhr man zu Viert mit einem befreundeten Paar im geliehenen Bus über die Landkreisgrenzen hinaus, zu Einrichtungen nach Stuttgart und an den Bodensee. Es entwickelten sich "Tourneen" über fünf Wochen in abwechselnder Besetzung mit zwei Auftritten am Tag. Übernachtet wurde mit Schlafsäcken in Sammelquartieren, die wenig kosteten.

Denn alles ist streng ehrenamtlich. Die Auftritte wurden immer professioneller, Kostüme kamen hinzu, eine kleine Moderation und mit weiteren Aktiven auch weitere Instrumente vom Fagott bis zur Okarina. Mit dem wachsenden Team ist es inzwischen möglich, mehrere Gruppen mit bis zu zehn Personen auf Tour zu schicken. Auch diese übernachten und verpflegen sich nach wie vor im Massenlager. In Teilnehmerwochenenden und täglichen Reflexionen versuchen die Akteure, mit dem täglich Erlebten umzugehen. "Es ist nicht immer leicht", räumt Corinna Armbruster ein. Aber munter mitmachende Kinder und Worte wie "wir haben lange nicht mehr so gelacht und lange nicht mehr so getanzt" überstrahlen vieles.

Aktionsradius weitet sich bis nach Hessen aus

Seit 2016 ist "Musik schenkt Lächeln" ein Verein, mit Ralf Armbruster als Vorsitzenden, ist verschiedentlich ausgezeichnet und von der "Herzenssache" des SWR mit einem Kleinbus belohnt worden. Der Verein hat drei CDs mit Kinderliedern aufgenommen und jetzt eine 30-minütige "Show des Lächelns" produziert. Die kann – da Liveauftritte wegen Covid-19 ja nicht möglich sind – in den Heimen statt eines Besuchs abgespielt werden.

Der Aktionsradius des Vereins wächst sich bis nach Rheinland-Pfalz und Hessen aus. Corinna Armbruster befürchtet keine Konkurrenz. Im Gegenteil: "Wir haben doch kein Monopol. Wir freuen uns über jeden Nachahmer." Der Verein beschäftigt inzwischen mit Corinna Armbruster und Stefanie Dölker zwei Minijobberinnen, die die Touren planen, die Gruppen einteilen und sie vor, während und nach ihren Tourneen versorgen.

Dieser Aufwand ist beträchtlich. Der Verein ist daher auf Unterstützung angewiesen. Die kann gewährt werden zum einen durch aktives Mitmachen, durch eine Fördermitgliedschaft oder durch Spenden.

Der Verein "Musik schenkt Lächeln" wurde für den Deutschen Engagementpreis nominiert. Es sind bundesweit 383 benannte Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen, 40 davon kommen aus Baden-Württemberg, eingeteilt in fünf Kategorien.

Weitere Informationen: www.musik-schenkt-laecheln.de