Adam Adamczyk und seine Frau Angelina haben im Hotel am Park schlechte Erfahrungen gemacht. Foto: Hilbert Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei Polizei liegen zahlreiche Strafanzeigen wegen Betrugs vor / Zunächst kein Lohn und dann die Kündigung

Von Hartmut Breitenreuter

Freudenstadt. Die neue Chefin im Freudenstädter Hotel am Park will Optimismus verbreiten (siehe obigen Artikel). Doch Adam Adamczyk (38) und seiner Frau Angelina (27) ist der Optimismus abhanden gekommen. Beide haben im Hotel am Park gearbeitet, keinen Lohn erhalten, dafür aber kürzlich die Kündigung. Zusammen mit dem dreieinhalbjährigen Töchterchen Julia macht das Ehepaar schwierige Zeiten durch.

Seit Mitte Juli ist die Familie, die aus Polen nach Deutschland in der Hoffnung auf eine aussichtsreiche Zukunft kam, in Freudenstadt. Beide haben die deutsche Staatsangehörigkeit und Verwandte in Nordrhein-Westfalen. In Polen hat Adam Adamczyk die Handelshochschule für den Hotel- und Gastronomiebereich besucht. Adam und Angelina Adamczyk arbeiteten bereits in verschiedenen Hotels, unter anderem in Amsterdam, in Südtirol und im Hotel am See in Bad Gandersheim. Dort war Karl-Heinz Himburg Hoteldirektor, erhielt aber laut Adam Adamczyk im November vergangenen Jahres die Kündigung. Himburg habe sich dann in diesem Jahr aus Freudenstadt gemeldet und dem Ehepaar Arbeit im Hotel am Park angeboten.

Oft keine Handtücher

Dass sie keinen Lohn erhalten, konnten die Eheleute nicht ahnen, als sie sich in Freudenstadt eine Wohnung mieteten. Adam Adamczyk war als Servicekraft, seine Frau als Zimmermädchen eingesetzt. Was sie über ihren Arbeitsplatz erzählen, klingt schockierend und deckt sich zum Teil mit Bewertungen von Gästen im Internetportal holidaycheck.de. "Das Restaurant war schmutzig, es gab keine Tischdecken", so Adamczyk. "Die Zimmer waren eine Katastrophe", ergänzt seine Frau. Handtücher und Bettwäsche hätten oft gefehlt oder hätten aus dem Keller geholt und sieben Stockwerke hochgetragen werden müssen, weil der Aufzug kaputt war. Wäsche und Putzmittel hätten die Servicekräfte mit einem Einkaufswagen von Aldi durch die Gänge geschoben, weil es keine dafür vorgesehenen Wagen gab, so Angelina Adamczyk, die mit ihrem Handy auch einige Bilder im Hotel aufgenommen hat. "Die Gäste applaudierten, wenn es zum Abendessen auch was zu trinken gab", schildert Adam Adamczyk. Dass es unter diesen Umständen überhaupt noch Gäste in dem Hotel gab, wundert das Ehepaar. "Eigentlich müsste das Haus geschlossen werden", meint Adam Adamczyk. Wie er und seine Frau haben auch andere, meist aus Polen stammende Mitarbeiter, kein Geld für ihre Arbeit erhalten. Adamczyk spricht von 15 Polen, die betroffen sind. Er und seine Frau haben jetzt bei der Polizei in Freudenstadt Anzeige gegen den Hotelbetreiber erstattet. Sie sind nicht die einzigen.

Polizeihauptmeister Michael Klumpp vom Fachbereich Gewerbe und Umwelt bei der Polizeidirektion Freudenstadt bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, dass inzwischen eine zweistellige Anzahl von Strafanzeigen wegen Betrugs vorliegen. Die Polizei ermittle die strafrechtliche Relevanz, was dann zu einer Sammelanzeige bei der Staatsanwaltschaft führen köne, so Klumpp. "Wir sind aber noch in den Anfängen".

Adam Adamczyk und seiner Frau bleibt nur noch der Gang zur Agentur für Arbeit. Doch sie können nicht mal eine Lohnabrechnung vorlegen. "Als letzte Chance bleibt nur noch Hartz IV", sagt der 38-Jährige, der mit seiner Frau auf der Suche nach einer neuen Tätigkeit ist.