Handwerk: Junge Meisterin ist überzeugt: Kleine Betriebe können bestehen

Schon als Kind mit sieben Jahren stand sie zwischen ihrem Vater und dem Opa in der Backstube. Jetzt hat Jasmin Höhn ihre Meisterprüfung im Bäckerhandwerk bestanden. Sie hat in der fünften Generation das Bäcker-Gen im Blut.

Freudenstadt. Obwohl man auch in Freudenstadt an Großbäckereien mit ihren Filialen kaum mehr vorbeikommt, hat sich in der Alfredstraße 93, ein ganzes Stück entfernt von der Innenstadt, seit über 120 Jahren der Familienbetrieb der Bäckerei Grammel gehalten.

Jasmin Höhn ist die Tochter von Walter Grammel junior, dem Inhaber der Bäckerei. Gelernt hat sie das Bäckerhandwerk natürlich bei ihrem Vater und ihrem Opa, Walter Grammel senior. Vor etwa elf Jahren legte sie die Gesellenprüfung ab. Von Januar bis Juli besuchte sie in diesem Jahr die Meisterschule und bestand an der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk die Meisterprüfung.

Jasmin Höhn hat immer im elterlichen Betrieb gearbeitet. Dass ihre berufliche Zukunft im Bäckerhandwerk liegt, wusste sie schon in der Schule, nach der sie unmittelbar mit der Ausbildung begann. Obwohl Jasmin Höhn gerade mit Zwillingen schwanger ist, gibt es für sie keinen Zweifel, dass sie einmal die Bäckerei der Eltern übernehmen wird. Der unscheinbare Betrieb in der Alfredstraße gehört zu den wenigen kleinen Bäckereien, die sich im Umfeld der "Backfabriken" noch halten konnten.

Die nötige Zeit nehmen

Woran liegt das? "Wir machen alles in Handarbeit, wir machen keine Tüte auf und kippen etwas Wasser dazu", sagt die frischgebackene Bäckermeisterin. Jede Brezel werde von Hand geschlungen. "Jede Handbewegung schmeckt man, wenn etwas mit Liebe gemacht wurde". Man müsse sich Zeit für gute Produkte nehmen.

Deshalb gibt es in der Bäckerei Grammel auch nicht Dutzende von Brotsorten, sondern nur etwa zehn und das nicht jeden Tag. Die Kunden wissen, an welchem Tag welche Brotsorte gebacken wird. Zum Teil, so Jasmin Höhn, werden die Brote vorbestellt. Manche Kunden fahren etliche Kilometer nach Freudenstadt, holen das Brot vom "Bäcker Grammel" auf Vorrat und frieren es ein. Der Betrieb beliefert auch Metzgerein und Firmen mit Backwaren. Sogar belegte Brötchen gehören zum Sortiment. Beliebt sind bei den Kunden besonders das Mischbrot, das Kartoffelbrot und zur Weihnachtszeit das "Schnitzbrot", das auch am Stand auf dem Freudenstädter Weihnachtsmarkt angeboten wird, auf dem die Bäckerei Grammel vertreten ist, seit es ihn gibt. Dass es in der Bäckerei Grammel die "besten Brezeln der Welt" gibt, steht auf einem Blatt Papier, das ein junger Kunde beschrieben hat.

Das Kreative ist ihre Welt

Nebenbei gibt es in Grammels Backstube auch noch die Feinbäckerei. Süße Teilchen, Kuchen und Torten sind die Lieblingsbeschäftigung der jungen Bäckermeisterin. "Für das Kreative bin ich zuständig", sagt sie lachend. Kuchen gibt es je nach Saison, alle belegt mit frischer Ware, versteht sich. "Es kommt bei allen Produkten auch auf die guten Zutaten an", sagt Jasmin Höhn.

Morgens um 2 Uhr beginnt normalerweise ihr Arbeitstag. Um 6.30 Uhr wird der Laden aufgesperrt. Auch dort hilft die ganze Familie mit. Im Verkauf arbeiten Jasmin Höhns Mutter Birgit Grammel, ihre Schwester Stefanie Klaus, die Schwiegermutter Sabine Höhn und die Oma Gisela Grammel.

Jasmin Höhn schaut optimistisch in die Zukunft: "Man kann auch als kleine Bäckerei bestehen, wenn man es richtig macht", ist sie überzeugt. "Ich bleibe klein, aber fein".