Die drei Moderatoren der Podiumsdiskussion und Markus Jox vom Ministerium für ländlichen Raum (von links). Foto: Kirschmann

Podiumsdiskussion zum Nationalpark mit Schülern im Kepler-Gymnasium. Breit gestreute Fragen.

Freudenstadt - Fair, sachlich und informativ diskutierten gestern Kritiker und Befürworter gemeinsam mit Schülern der Jahrgangsstufen zehn bis zwölf im Kepler-Gymnasium Freudenstadt das strittige Thema Nationalpark.

Sie sind die Generation, die mit einem Nationalpark im Nordschwarzwald leben würde, wenn er nach 30 Jahren Entwicklungszeitraum fertig wäre. Und sie sind die Generation, die in den bisherigen Diskussionsrunden über das Projekt am wenigsten zur Sprache kam.

Mit Unterstützung des Schwarzwälder Boten organisierten die Lehrer Albrecht Ortmann und Christoph Rempfer daher eine Podiumsdiskussion, bei der diesmal nur Schüler ihre Fragen stellen konnten – und die waren breit gestreut: Vom Tourismus über die wirtschaftlichen Chancen und Risiken bis zu den Auswirkungen des Projekts auf Wald und Holzindustrie reichte die Themenpalette bei der gestrigen Diskussion, die von den Schülern Pia Gomille, Janis Schwarz und Arne Riegert gekonnt moderiert wurde.

Carola Broermann, Fachfrau für Touristik und CDU-Stadträtin in Freudenstadt, erläuterte die Vorteile, die ein Nationalpark für die Region bringen könnte: In den vergangenen 25 Jahren hätten sich die Übernachtungszahlen in Freudenstadt halbiert. Ein Nationalpark, so die CDU-Frau, könnte als weltweit bekannte Marke neue Impulse und der Region neue Leuchtkraft geben.

Martin Zepf, Projektkritiker und Hotelier aus Hinterlangenbach, sieht das anders: "Wir haben ein Naturschutzzentrum, einen attraktiven Naturpark und ein gutes Wanderwegenetz." Ein Nationalpark, so Zepf, sei nicht nötig und würde mehr Restriktionen als touristische Vorteile bringen.

Ernst Wolf, Freudenstädter Unternehmer, sieht den Park als Chance. Bisher werde vor allem die Holzwirtschaft in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt. 80 Prozent der Wirtschaftskraft schöpfe die Region jedoch aus anderen innovativen Branchen wie dem Maschinenbau. Ein Nationalpark, meint Wolf, könne das Profil dieser Gegend schärfen, das ist für ihn kein unwesentlicher Standortvorteil.

Naturschutz und Erlebnistourismus in Einklang

Markus Wexel, Geschäftsführer der IHK Nordschwarzwald, sieht dies kritischer: Der Nationalpark, so fürchtet er, könnte der Region den Stempel als Waldland aufdrücken. Ein Image, das für ihn eher nach "Waldschrat" klingt und nach Menschen, die Käfer zählen. Die spannenden Fragen sind für ihn daher, wie Naturschutz und Erlebnistourismus in Einklang gebracht werden können und wie sich der Nordschwarzwald als Naturregion, aber auch als innovativer Technologiestandort weltweit vermarkten lässt. Und nicht zuletzt ist er bei der Finanzierung kritisch: "Woher kommt das Geld für die vielen Projekte?"

Markus Jox, Pressesprecher des Ministeriums für Ländlichen Raum, ist optimistischer: "Wir gehen davon aus, dass durch und in einem Nationalpark neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen werden können." Wichtig war ihm aber auch der Austausch mit den Menschen vor Ort: "Wir sitzen nicht in Stuttgart und wissen alles besser." Daher soll das Gutachten, das derzeit zum Nationalpark erstellt wird, hier in der Region intensiv diskutiert werden.

Wolfgang Tzschupke, ehemaliger Forstprofessor und Freudenstädter Stadtrat, steht dem Nationalpark kritisch gegenüber. Er befürchtet neben negativer Auswirkungen auf die heimische Holzwirtschaft, dass sich die erhofften Impulse und Vorteile nicht einstellen werden. Dies habe sich bereits beim Nationalpark Bayerischer Wald bewahrheitet. Schon heute werde Holz aus dem Ausland importiert. Weitere Flächenstilllegungen sieht er daher mit Blick auf den Bedarf sehr kritisch.

Wolfgang Waldenspuhl, von der forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg betrachtet den Wald nicht nur als Wirtschaftsfaktor, sondern auch als wichtiges Erholungs- und Naturschutzgebiet. Gerade der Staatswald sei hier dem Allgemeinwohl verpflichtet. Den Holzentzug durch die Flächenstilllegung in einem Nationalpark bezifferte er mit unter einem Prozent des Gesamteinschlags des Landes.

In Baden-Württemberg steige der Waldanteil jährlich an, dies müsse man bei der Diskussion um Flächenstilllegungen ebenfalls berücksichtigen, erläuterte Wolfgang Schlund, Leiter des Naturschutzzentrums Ruhestein. Bei seinen Exkursionen sehe er nicht nur Waldschrate, sondern viele Menschen, die Erholung suchen und die unberührte Natur zu schätzen wissen.

Klaus-Ulrich Röber, erster Landesbeamter im Kreis Freudenstadt, sieht den Nationalpark als Chance und als Ergänzung zum bestehenden Naturpark. Eine Absage erteilte Röber der Alternative, ein Biosphärengebiet statt eines Nationalparks einzurichten: "Das wäre keine sinnvolle Ergänzung, sondern eine Konkurrenz zum Naturpark und würde keinen Mehrwert bringen." Die rund 10 000 Hektar Fläche für einen Nationalpark seien ein kleiner Teil im Naturpark, aber eine Chance, Natur und Naturerlebnis zu erhalten. Die zentrale Frage für ihn hieß gestern daher: "Was hinterlassen wir ihrer Generation?"

Weitere Informationen: ab Montag, 11. Februar, im Internet unter dem Link www.schwarzwaelder-bote.de/freudenstadt/zeitung-in-der-schule