Nach seinem Sieg mit der Mannschaft und den Einzelplätzen fünf und sechs bei der Junioren-Weltmeisterschaft einst als eines der größten deutschen Kombinations-Talente gehandelt, sieht sich Andreas Günter heute zu Unrecht und stillos vom Verband auf das Abstellgleis gesetzt. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Ski nordischFrüherer nordischer Kombinierer vom Deutschen Skiverband immer noch maßlos enttäuscht

(asa). Sein Medaillentipp für die Ex-Kollegen ist aufgegangen. "Silber wird es zu 100 Prozent geben", war sich Andreas Günter bereits vor der gestrigen Teamentscheidung der nordischen Kombinierer bei den Olympischen Spielen sicher.

Dass der gerade 26 Jahre alt gewordene Mannschafts-Junioren-Weltmeister von 2008 die Wettkämpfe nach dem urplötzlichen Karriere-Aus vor rund einem Jahr nur als Athlet im Ruhestend verfolgen kann, geht dem früheren Starter vom SV Baiersbronn auch jetzt noch nahe, wie er unter anderem im Interview erklärt.

Herr Günter, Sie haben noch gute Kontakte in die Kombinierer-Szene. Wie beurteilen Sie die viel diskutierte Sturzaktion unter den drei deutschen Startern in Sotschi?

In diesem Moment geht es doch für alle um eine Olympiamedaille, und da kämpft jeder erst einmal für sich. Da ist es egal, ob neben dir ein deutscher Läufer ist oder ein Sportler aus einem anderen Land. Das sind halt Situationen, wie sie in einem Rennen passieren können. Ich bin sicher, bis zum gestrigen Teamwettbewerb war das wieder vergessen.

Wie ist denn die Gemütslage, wenn man selbst jahrelang in der internationalen Szene mitgemischt hat und so plötzlich vom Verband das Ende beschlossen wurde?

Ganz ehrlich, es nagt auch nach vielen Monaten noch ganz extrem. Mein Herz blutet und ich fühle mich nach wie vor vom Deutschen Skiverband regelrecht verarscht. Immerhin war ich wohl der erste Gesamtsieger im Continentalcup, der so zum Rücktritt gezwungen wurde.

Wie ist das damals nach Ende der Saison 2012/13 abgelaufen?

Ich habe das hinten herum durch einen meiner Trainer erfahren. Er hat mir mitgeteilt, dass ich in keinem Kader mehr berücksichtigt werde und meine Karriere damit beenden muss.

Hätte es keine Möglichkeit gegeben, etwa wie der Skilangläufer Andreas Katz, auf eigene Rechnung weiter zu machen?

Nein, denn anders als Andreas hätte ich bei meinem Arbeitgeber, der Bundespolizei, kündigen müssen. Da gab es keine echte Chance zum sportlichen Weitermachen. Das war damals wie ein Schlag ins Gesicht, damit hatte ich nach dem Abschneiden im vorherigen Winter wirklich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht gerechnet.

Wie ist es danach beruflich weiter gegangen?

Ich habe mich ganz normal auf eine Stelle bei der Bundespolizei in Freiburg beworben, denn ich hatte meine Ausbildung 2010 bereits beendet. Dort bin ich jetzt als Polizeimeister beschäftigt und bereits zum Beamten auf Lebenszeit ernannt worden.

Und gibt es noch sportliche Ambitionen?

Durch meine Freundin Hanna Klein bin ich zum Mountainbike-Fahren gekommen und jetzt viel mit ihr unterwegs. Ich hatte sogar eine Lizenz beantragt und wollte an Bundesligarennen teilnehmen, habe mir dann aber vor dem ersten Start einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen. Das war es dann, aber hobbymäßig bin ich schon noch unterwegs. u Die Fragen stellte Arno Schade.