Der Marktplatz in Freudenstadt im hellen Glanz der Sonne. Bald soll er auch nachts in neuem Licht erstrahlen. Foto: Schwark

Gemeinderat beschließt Lichtkonzept. Runde und zweiflammige Modelle ohne Chance.

Freudenstadt - Zum Schluss waren alle erleichtert. Manche Stadträte klatschten sogar Applaus. Die neuen Leuchten für den Marktplatzbereich stehen fest. Es sind rechteckige Stelen in Cortenoptik. Der Weg bis zur Entscheidung war aber nochmal etwas holprig.

In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats standen drei Leuchtenfamilien zur Auswahl: runde Stelen, rechteckige Stelen und doppelflammige Mastaufsatzleuchten. Uwe Knappschneider vom Ingenieurbüro "licht-, raum stadtplanung" aus Wuppertal, das mit der Lichtplanung in Freudenstadt beauftragt ist, erläuterte die drei Typen und zeigte dazu Visualisierungen. Jetzt könne man das Zusammenspiel der Elemente sehen, meinte er. Alle Modelle könnten mit Zusatzkomponenten wie WLAN, Steckdosen, Lautspechern oder Strahlern ausgestattet werden. Die zylindrische Form nannte er ein "zurückhaltendes Element", währen er die rechteckige Stele als "außergewöhnliches Element" bezeichnete.

Blick auf Grünflächen freihalten

Am unteren Marktplatz wolle man den Blick über die Grünflächen freihalten, deshalb seien dort niedrige Leuchten in Form von Pollern geplant. Wie Knappschneider weiter erläuterte, sollen auch die Arkaden, die markanten Giebel, die Treppe zum unteren Marktplatz und die Brunnen in einem neuen Licht erstrahlen. An der "Venus" sind in den Boden eingelassene LED-Spots geplant, das Stadthaus soll mit Streiflicht zur Geltung gebracht werden. Aus verschiedenen Positionen soll der Turm des Rathauses ins rechte Licht gerückt werden. Ebenso die Türme der Stadtkirche. In den Arkadengängen sollen die heutigen Pendelleuchten, durch moderne LED-Modelle ersetzt werden.

Oberbürgermeister Julian Osswald zeigte sich froh, dass die Entscheidung im April vergangenen Jahres vertagt wurde und sich Verwaltung und Gemeinderat auf Antrag der Freien Wähler verschiedene Leuchtentypen angeschaut hatten. "Ich habe den Eindruck, die rechteckigen Leuchten kamen besonders gut an", sagte er und sollte recht behalten. Im Verlauf der Diskussion wurde über die zweiflammige Variante gar nicht mehr gesprochen, es ging nur noch um rund oder eckig.

Zusatzmodule als Vorteil

Uwe Knappschneider hielt es für einen Vorteil, wenn man alle Zusatzmodule in die Leuchten integrieren kann und nichts angebaut werden muss. Dafür seien am besten die runden Stelen geeignet, erläuterte er. Bei der eckigen Variante sei dies nicht so einfach machbar. Damit meinte er die angedachte Beleuchtung von architektonischen Besonderheiten durch Projektionstechnik. Denn letztlich müssten die Leuchten in ein festgelegtes Raster passen, um den Platz auszuleuchten. Das verärgerte den Oberbürgermeister. "Warum ist die eckige Leuchte im Vorschlag drin, wenn sie angeblich nicht geeignet ist?", fragte er. Der Leiter des Amts für Stadtentwicklung, Rudolf Müller, versuchte, ihn zu beruhigen. Man könne die architektonischen Details, wie Giebel oder Gauben auch durch Streiflicht zur Geltung bringen. Es müsse keine Projektionstechnik sein. Auf die Frage von OB Osswald versicherte Uwe Knappschneider, dass man die eckigen Leuchten auch so verschieben kann, dass sie letztlich ins Raster passen und die Gebäudeteile beleuchtet werden können.

Stadtrat Hermann John (Freie Wähler) brach eine Lanze für die eckige Variante und erläuterte, dass fast vor allen Gebäuden, die beleuchtet werden sollen, heute schon Lampen stehen. Somit dürfte es seiner Meinung nach kein Problem sein, dort auch neue Exemplare hinzustellen. Die eckige Leuchte sei etwas Besonderes, die runde dagegen Massenware.

Johns Fraktionskollege Friedrich Volpp, ein Fan der bisherigen Kandelaberleuchten, machte klar, dass keine der vorgestellten Typen seine Gnade findet. Einer "Bahnhofsbeleuchtung" auf d em größten Marktplatz Deutschlands werde er nicht zustimmen. "Was machen wir, wenn die Hausbesitzer oder Bewohner bei der geplanten Anstrahlung der Häuser gar nicht mitmachen?", wollte er wissen. Es sei wichtig, die Anwohner von dem Konzept zu begeistern, antwortete Uwe Knappschneider. Der Oberbürgermeister zeigte sich überzeugt, dass die Anwohner einverstanden sind und machte klar, dass die Stadt eine einvernehmliche Lösung finden wolle.

Stadträtin Carola Broermann (CDU) fand es "jammerschade" die alten Leuchten in den Arkadengängen auszutauschen und schlug vor, sie ins Lichtkonzept zu integrieren. Außerdem konnte sie sich vorstellen, die eine oder andere Kandelaberleuchte aufzuhübschen, beispielsweise durch andere Schirme, und an einzelnen Punkten stehen zu lassen. Es gebe eine klare Aussage, dass vier der alten Leuchten an einem Ort aufgestellt werden. Eine Mischung von alten und neuen Leuchten werde es nicht geben. Außerdem sei es nicht möglich die Leuchten aufzuhübschen, so der OB.

Knapp 244 000 Euro beträgt die Kostenschätzung für zunächst 33 rechteckige Steleleuchten. Im Haushalt sind 346 000 Euro eingeplant. Wofür die Differenz ist, wollte Stadträtin Anita Zirz (SPD) wissen. Beate Gernsheimer (Freie Wähler) wies darauf hin, dass man viel mehr Leuchten brauche, als in der Kostenschätzung enthalten sind. Rudolf Müller erläuterte, dass die Kostenschätzung zunächst nur die Leuchten für die Straßenräume betreffe. Das gesamte Lichtkonzept werde in mehreren Schritten umgesetzt. Je nachdem, wie intensiv die Fassadenbeleuchtung ausfallen soll, müsse man sicher unter dem Strich mit dem doppelten Betrag rechnen.

Stadtrat Ulrich Schanbacher (CDU) machte sich für möglichst flexibel einsetzbare Leuchten stark und votierte für die runde Version. Der gleichen Meinung war Bernd Wetzel von der Bürgeraktion. Seine Fraktionskollegin Elisabeth Gebele konnte hingegen mit beiden Modellen leben, wies jedoch darauf hin, dass das Licht- und WLAN-Konzept später weiterentwickelt werden müsse.

Regine Haug (SPD) machte noch den Vorschlag eckige moderne Leuchten mit den alten zu mischen. Das gebe dann ein interessantes Stadtbild ähnlich wie in Villingen. OB Julian Osswald outete sich schließlich für die eckige Leuchte, und nach der langen Diskussion fiel die Abstimmung eindeutig aus.

Nur vier Stadträte wollten runde Leuchten, 19 waren für die eckigen und einer für die zweiflammigen. Stadtrat Friedrich Volpp enthielt sich der Stimme. Bei der Abstimmung über die Kenntnisnahme des Lichtkonzepts und die Ausschreibung des beschlossenen Leuchtentyps stimmte Volpp dagegen.