Soziales: Die Besonderheiten der Schwangerenberatung in Zeiten von Corona / Hohe Nachfrage

Die beiden Schwangerenberatungsstellen von "Donum vitae" und der Diakonischen Bezirksstelle präsentierten ihre aktuelle Arbeit und besondere Probleme in der Coronazeit im Jugendhilfeausschuss des Kreistages.

Kreis Freudenstadt (mos) Annette Maria Rieger, Vorsitzende des Kreisverein "Donum vitae", betonte, dass Beratungen aufgrund der Ansteckungsgefahr nur noch telefonisch stattgefunden hätten. Es habe sich aber auch gezeigt, dass "Donum vitae" in diesen Zeiten besonders wichtig sei. Der Verein zeige auf, wie es für Familien weitergehen könne, wenn sich in Krisenzeiten weiterer Nachwuchs ankündige – auch wenn sich Eltern gegen ein Kind in dieser Lage entscheiden.

Meist Sorgen ums Geld

Der Verein mit seinen Beratungsstellen in Horb und Freudenstadt habe die Corona-Zeit insgesamt gut gemeistert und das digitale Arbeiten erfolgreich erprobt. Beratungen seien auch über ein verschlüsseltes Portal angeboten, was aber kaum nachgefragt worden sei. Insgesamt seien die Beratungen während Corona zunächst zurückgegangen. Zu Mitte Juni habe sich die Lage aber wieder ins Gegenteil verkehrt. Derzeit gebe es einen regelrechten Ansturm auf die Beratungsstellen. Das zeige, dass es der Klientel auf persönlichen Kontakt ankomme. Seit Frühsommer werde der Verein durch eine eigene Verwaltungskraft unterstützt, damit sich die Beraterinnen besser ihrer eigentlichen Aufgabe widmen könnten. Mit Carolin Kimmich und Jasmin Kreiner seien erfreulicherweise ruhige, besonnene und zugewandte Beraterinnen gefunden worden.

Problem werdender Eltern, die den Verein um Hilfe anrufen, sei mehr denn je das Geld. Anfragen bei der Bundesstiftung nach finanziellen Hilfen nähmen deshalb zu. Ein weiteres Problem sei der Wohnungsmarkt mit einem "deutlichen Mangel an bezahlbaren, geeigneten Wohnungen". Die Situation der Frauenärzte spitze sich insbesondere in Horb derzeit zu. Auch die Hebammen seien bereits bis Februar belegt. Meldeten sich die Frauen deshalb nicht unmittelbar nach Bekanntwerden der Schwangerschaft, werde es schwierig, eine Hebamme für die Nachversorgung zu finden.

Die Schwangerenberatung der Diakonischen Bezirksstelle kommt zu ähnlichen Schlüssen, so Geschäftsführer Tobias Ditlevsen. Er sprach von einem insgesamt sehr breiten Beratungsfeld mit vielen Lebensthemen. Die Zahl der Erstkontakte sei im vorigen Jahr gestiegen, die der Mehrfachkontakte hingegen leicht zurückgegangen. Wieder angestiegen seien die Konfliktberatungen.

Coronabedingt sei die Zahl der Beratungen zunächst reduziert und auf Telefon- und Videokontakt umgestellt worden. Glücklicherweise sei es frühzeitig gelungen, auf große Gemeindehäuser auszuweichen. So sei es möglich gewesen, eine persönliche Beratung unter Einhaltung der geltenden Abstandsregeln anzubieten.

Tobias Ditlevsen bestätigte, dass die Onlineberatung nur verhalten angenommen wurde. "Dann eher noch die Telefonberatung." Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht könnten digitale Kanäle nicht ersetzen. Es sei andererseits nicht ganz einfach, eine Person zu beraten, deren Gesicht sich hinter einer Maske verberge. Gerade in einem so sensiblen Bereich müsse die Beraterin die Mimik der beratenen Person sehen können, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Ditlevsen betätigte, was Rieger zuvor gesagt hatte: Wer Beratung suche, habe oft ein Wohnraumproblem oder könne die Kosten für Verhütungsmittel kaum tragen, die meist selbst bezahlt werden müssten. Hier könne man zwar Anträge auf Kostenübernahme stellen, oft wüssten die Betreffenden aber gar nicht, dass es diese Möglichkeit gibt und wo man den Antrag stellen müsse. Kreisrat Rolf Megnin, selbst Frauenarzt, sagte, dass seiner Erfahrung nach Anträge beim Sozialamt wegen der Kosten für Verhütungsmittel bisher immer "wohlwollend" behandelt worden sind. Diese Erfahrung habe er jedenfalls gemacht.