Die Mahnwachen für den Atomausstieg aus Freudenstadt und Horb trafen sich am Rathaus in Freudenstadt. Foto: Privat

Trotz Fukushima und Tschernobyl kein Ausstieg in Sicht. Veranstaltung am Rathaus Freudenstadt

Freudenstadt - Eine gemeinsame Veranstaltung organisierten die Mahnwachen für den Atomausstieg Freudenstadt und Horb auf dem Marktplatz in Freudenstadt. Dabei ging es nicht nur um den Atomausstieg.

"Seit acht Jahren treffen wir uns fast wöchentlich, um der Opfer der Atomkatastrophen von Fukushima und Tschernobyl zu gedenken, den raschen Atomausstieg zu fordern und um die alternative und regenerative Energie voranzubringen", betonte Walter Trefz zur Begrüßung und Eröffnung der Veranstaltung. Die Gruppe sei auch angetreten, um den Energieverbrauch zu drosseln. Doch dieser habe ständig zugenommen. Allein für den Energieverbrauch durch den Mobilfunk mit 5G-Aufrüstung würde die Energieerzeugung von acht Atomkraftwerken mit einer Leistung von je 400 Megawatt erforderlich, so Trefz.

Es folgte eine lyrische Einlage von Marianna Michel. Werner Wilms begleitete das gemeinsame Lied "Du, lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit" mit der Gitarre. Für die Horber Abordnung, angeführt von Oberbürgermeister Peter Rosenberger, sprach Helmut Loschko. Er bemängelte, dass trotz der zwei großen Katastrophen in vielen Ländern noch immer auf Atomstrom gesetzt wird, obwohl auch dort die Endlagerung des Atommülls in keiner Weise geregelt sei. Bei einem Teil dieser Länder diene die Kernkraft auch dem Bau und der Weiterentwicklung von Atomwaffen.

Obwohl der Bundestag mehrheitlich die Bundesregierung aufgefordert habe, dafür Sorge zu tragen, dass die amerikanischen Atomwaffen in der Eifel abgezogen werden, sei nichts passiert, vielmehr plädiere man für eine Modernisierung dieses Waffenarsenals, kritisierte Loschko. Deshalb habe man im Zusammenhang mit den Horber Friedenstagen die Horber Stadtverwaltung mit einer Unterschriftenliste aufgefordert, dem weltweiten Verbund von Kommunen mit einer atomwaffenfreien Zone beizutreten.

Ältestenrat in Horb gegen Beitritt

Oberbürgermeister Rosenberger antwortete mit dem Hinweis, er habe diesen Antrag an den Ältestenrat zur Entscheidung weitergegeben, dieser habe jedoch den Beitritt zu diesem Bündnis vorerst nicht empfohlen. Im Übrigen habe sich Horb engagiert, um die Energieerzeugung auf regenerative Energiequellen umzustellen und dabei auch die Wasserkraft zu nutzen. Ebenso habe Horb eine Energieagentur gegründet, bei der zwischenzeitlich fast alle Kommunen im Landkreis Mitglied seien.

Hans Lambacher bedauerte die Entscheidung des Ältestenrats von Horb, denn es sei höchste Zeit, in Sachen Abrüstung ein Zeichen zu setzen. Wer Frieden wolle, müsse mit dem Wettrüsten aufhören. Es sei ein Widerspruch, wenn die Bundesregierung den Atomausstieg verkünde, jedoch Brennstäbe für Atomkraftwerke in Grenzgebieten anreichern lasse, deren Abschaltung wegen ihres maroden Zustands angemahnt werde.

Gisela Blickle forderte mehr Druck bei der Umsetzung der Maßnahmen, schließlich sei es bei der Erderwärmung fünf vor zwölf. Walter Trefz wies zum Schluss auf den notwendigen Energieatlas, bezogen auf den Landkreis Freudenstadt hin und bedauerte, dass vom Freudenstädter Rathaus und vom Landratsamt bei der Veranstaltung niemand dabei war.