An der Sendeanlage der Telekom in der Hartranftstraße wird LTE nachgerüstet. Foto: Blickle

Telekom rüstet in Innenstadt nach. Angst um Strahlenbelastung. SPD-Stadtrat pocht auf Mobilfunkvorsorgekonzept.

Freudenstadt - Seit Kurzem gibt es in der Freudenstädter Innenstadt LTE. Was den Smartphone-Nutzer freut, ärgert SPD-Stadtrat Karl Müller. Denn das Anfang des Jahres vom Gemeinderat auf den Weg gebrachte Mobilfunkvorsorgekonzept scheint damit Makulatur zu sein.

Zwei Wochen ist es her, da machten sich ein paar Techniker an der Sendeanlage der Telekom in der Hartranftstraße zu schaffen. Einige Freudenstädter wunderten sich. Unter ihnen SPD-Stadtrat Karl Müller. Eine Nachfrage ergab, dass die Telekom an der Sendeanlage LTE nachrüstet. "Das ist ein Skandal", sagt Müller. Seither schlagen die Wellen hoch, denn mit dem Freischalten des LTE-Netzes steige die Strahlenbelastung im Umkreis der Hartranftstraße um rund 40 Prozent, erklärt Müller.

"Wir wurden abgebügelt"

Das vom Gemeinderat verabschiedete Mobilfunkvorsorgekonzept sollte die Freudenstädter vor einer noch höheren Strahlenbelastung durch Sendeanlagen schützen. 38.000 Euro hatten Gemeinderat und Verwaltung für ein Gutachten bereitgestellt, das die aktuelle Belastung durch Mobilfunksendenalagen ermittelt.

Fast drei Jahre hatte es gedauert, bis Gemeinderat und Verwaltung um jedes Wort gerungen hatten und das Vorsorgekonzept schließlich auf den Weg gebracht werden konnte. Doch statt des im Konzept vorgesehenen Dialogverfahrens mit rundem Tisch und der Ausweisung sogenannter Positivstandorte legt die Telekom einfach den Schalter um – und LTE frei. Auch eine Besprechung im Technischen Rathaus vergangene Woche, an der außer Karl Müller, Anwohner, Bürgermeister Gerhard Link, Christoph Gerber, Leiter des Baurechts- und Ordnungsamts, auch Vertreter der Telekom, beziehungsweise deren Tochter, der Deutschen Funkturm, teilnahmen, verlief aus Müllers Sicht enttäuschend.

"Wir wurden abgebügelt", erzählt er im Gespräch. Er moniert, die Telekom hätte LTE auch auf einem Standort außerhalb Freudenstadts einrichten können. Doch das sei wohl weniger wirtschaftlich.

Und die Stadt? Die habe zwar dem Standort widersprochen, allerdings ohne Erfolg. Bürgermeister Gerhard Link klärt auf Nachfrage auf: Die Rechtslage erlaube es nicht, dass die Baurechtsbehörde eine Nutzung der Sendeanlage in der Hartranftstraße für LTE-Technik verhindere.

"An den Standorten bestehen Verträge mit Eigentümern der Anlagen, die teilweise über zehn Jahre laufen", sagt Link. Dennoch habe die Stadt das EMF-Institut als unabhängigen Gutachter um eine Stellungnahme gebeten. "Wir versuchen, konsensual Lösungen zu finden, um mögliche Strahlenbelastungen zu verhindern", gibt sich Link diplomatisch.

Müller fürchtet nun, dass andere Anbieter in Sachen LTE nachlegen werden – zu Lasten der Gesundheit. "Ich will doch nicht, dass hier alle Handys abgeschaltet werden müssen", sagt der SPD-Stadtrat. "Eine flächendeckende Versorgung muss sein – aber eben mit einer möglichst geringen Strahlenbelastung für den Bürger."