So könnte es später am Versammlungsort aussehen: Rudolf Müller (rechts) erläuterte den Gemeinderäten die Ausgestaltung des Versammlungsplatzes im Urnenwald. Foto: Eberhardt

Für alternatives Bestattungsangebot auf dem Kienberg fehlt noch Satzungsbeschluss. Gemeinderat besichtigt Areal.

Freudenstadt - Der Namensvorschlag steht schon im Raum: "Wald der Erinnerung" könnte der Ruhewald auf dem Kienberg künftig heißen. Jetzt fehlt nur noch der Satzungsbeschluss, dann ist die Bestattung unter dem Dach der Bäume auch in Freudenstadt möglich.

Beim Waldbegang des Gemeinderats machten sich die Stadträte ein Bild des Entwicklungsstands von Freudenstadts alternativem naturnahen Bestattungsangebot. Der Ruhewald war in den vergangenen Wochen wiederholt durch die Gremien gegangen, denn vor allem das Thema des Versammlungsplatzes barg noch Klärungsbedarf.

Für den Besuch der Gemeinderäte hatte die Natur indes ein stimmungsvolles Schauspiel vorbereitet. Leise fallende Regentropfen und Nebelfetzen über den Bäumen verbreiteten eine andächtige Atmosphäre, während Bauamtsleiter Rudolf Müller die infrastrukturellen Entwicklungen vorstellte.

Vom Forstamt war der Wald behutsam aufgeräumt worden. "Nicht besenrein", betonte Müller – lediglich verkehrssicher. Außerdem wurde das Gelände mit drei Zugangswegen grob erschlossen, um im Bedarfsfall den Einsatz von Maschinen, zum Beispiel für notwendige Forstarbeiten, zu ermöglichen. Der Zugang zu den Urnenbäumen selbst soll lediglich mit Holzhackschnitzeln gekennzeichnet werden. Auch eine Beschilderung wird es im Ruhewald nicht geben. Wer eine Wegbeschreibung möchte, kann diese künftig bei der Verwaltung anfragen.

Der Versammlungsplatz soll später einige Meter abseits des Hauptwaldwegs liegen. Die kleine Freifläche unter den Bäumen am Rand des Zugangswegs bietet den Rahmen für eine persönliche Atmosphäre. Ein Holzkreuz wird auf die Besonderheit des Waldabschnitts aufmerksam machen, ein Findling wird eine kleine Ablagefläche für Pfarrer oder Redner bieten.

"Der Beschluss dieses Platzes würde Sinn machen", sprach sich Oberbürgermeister Julian Osswald für den Standortvorschlag aus. Denn durch die etwas abseitige Lage ist die Gefahr gering, dass eine Trauerversammlung versehentlich von vorbeikommenden Spaziergängern oder Radfahrern gestört wird.

Erfreut über die Projektfortschritte zeigte sich vor allem Stadträtin Elisabeth Gebele (Bürgeraktion), die sich noch an die Skepsis erinnerte, welche der Idee anfänglich entgegengeschlagen war: "Es ist toll, wie sich das entwickelt hat. Man sieht nun, was das geben kann."

Inzwischen steht nach Bilanz von Bauamtsleiter Rudolf Müller und Forstrevierleiter Roland Knop, der die Vorbereitung des Waldareals federführend geleitet hat, alles bereit für die Eröffnung des Ruhewalds. Auch die ersten Urnen sind bereits angemeldet. "Wir warten jetzt gespannt auf den Satzungsbeschluss", reichte Müller den Stab an den Gemeinderat weiter.

Bei einem Gang durch den künftigen Ruhewald stellte Revierleiter Roland Knop das 0,7 Hektar große Areal vor. Bei der Auswahl der Bäume sei auf eine stabile Mischung geachtet worden, erklärte der Forstrevierleiter. Bedenken bereiteten einigen Gemeinderäten dennoch die relativ hohe Anzahl an jungen Bäumen, die optisch nicht so ganz in das Bild einer erhabenen Naturdimension über dem letzten Ruheplatz passen. Diese könnten womöglich wenig populär sein, fürchtete Wolfgang Tzschupke (Freie Wähler). Kreisforstamtsleiter Georg Jehle hatte sich hier jedoch beim Besuch eines etablierten Ruhewalds eines Besseren belehren lassen. Dort waren die Bäume nämlich begehrter je kleiner sie waren. "Die Menschen wollen den Baum wachsen sehen." Nebenbei ist ein kleiner Baum auch billiger.

Kurt Breuer (Bürgeraktion) trieben beim Blick auf die Baumreihen abschließend pragmatische Gedanken um: "Was ist, wenn ich einen Baum für 30 Jahre kaufe, aber nach 15 Jahren schlägt der Blitz ein?" Dann, erklärte Julian Osswald, werde ein neuer gepflanzt. Ohnehin ist ein Ruhewald kein starres Feld sondern ein dynamischer Naturraum. "Da kann es auch passieren, dass sich etwas verändert und wegfällt", betonte der OB.