Waldkindergarten baut Passionsweg aus Baumstämmen / Für jedermann zugänglich
Von Bärbel Altendorf-Jehle
Freudenstadt. Er ist fertig – der Passionsweg, gestaltet aus einer im Sturm zerborstenen Fichte. Sieben mannshohe Baumstämme entlang des Waldkindergartens laden zur Besinnung und zum Innehalten ein.Als ein Sturm im Winter eine Fichte nahe des Waldkindergartens umgeworfen hatte, und die Kinder fragten, was nun mit dem zersplitterten Baum geschehe, kam Erzieher Helmut Siegl, für den als Diakon das evangelisch-christliche Menschenbild Grundlage aller Erziehungsfragen ist, die Idee, aus den Teilen des Stamms einen Passionsweg aufzubauen. Er sollte auch öffentlich zugänglich sein und befindet sich in der Nordstadt unweit des CVJM-Platzes beim Krankenhaus. Rechtzeitig vor dem Osterfest sind die sieben Stationen jetzt fertig geworden. Sieben mannshohe Stammteile symbolisieren den Leidensweg Jesu, beginnend mit der Salbung in Bethanien über den Einzug in Jerusalem, das Abendmahl, die Verleumdung Petrus bis hin zur Kreuzigung.
Aus jedem Stamm wurde etwas geschnitzt oder eingefügt, alle sind beschriftet, und die letzte Stele ist besonders symbolträchtig. Dicht am Boden ist das Kreuz eingesägt. Will man hindurchblicken, muss man sich niederknien. Die Durchsicht zeigt dann, dass es weitergeht. Helmut Siegl: "Der Tod Jesus am Kreuz bedeutet nicht das Ende."
Die Stelen sind fest verankert, dafür hat Helmut Siegl allein schon im Hinblick auf die ihm anvertrauten Kindergartenkinder gesorgt. Die Polizei kam dennoch zur Überprüfung der Standfestigkeit. Helmut Siegl hat auch die Genehmigung der Stadt, die Stelen für eine geraume Zeit stehen zu lassen, so dass die Osterspaziergänger den Passionsweg entlang gehen können.
Die Kinder des Waldkindergartens Eigen-Sinn konnten durch diese Aktion die Passionszeit in ganz besonderer Weise erleben und mitgestalten. Geschichten und Lieder ergänzten das Projekt.
Etwas hat den Kindern bei dem gesamten Projekt ganz besonders gefallen: der Tag, an dem ihnen die Erzieher die Füße wuschen, so wie es einst Jesus bei seinen Jüngern getan hat.
Im Waldkindergarten in Freudenstadt wird es vermutlich in absehbarer Zeit eine zweite Gruppe geben. Da der Kindergarten in freier Natur, der von der Kinderwerkstatt Eigen-Sinn getragen wird, gut angenommen wird, regte die Bürgeraktion im Freudenstädter Gemeinderat die Schaffung einer zweiten Gruppe an und führte dazu auch pädagogische und gesundheitliche Aspekte an. Die Stadtverwaltung ist bereits dabei, im Rahmen der Fortschreibung der Kindergartenbedarfsplanung die Gründung einer zweiten Gruppe zu prüfen. Laut Reinhold Beck, Leiter des Amts für Familie, Bildung und Sport, wurden mit der Kinderwerkstatt Eigen-Sinn bereits Gespräche wegen der Trägerschaft der neuen Gruppe geführt.